Elisabeth Eleonore Anna Justine Heuss-Knapp - Eine Frau der Tat
„In den Kemenaten der mittelalterlichen Burgen haben die Frauen Bilderteppiche gewirkt. Sie verstanden, die Geschichte ihrer Familie und ihres Vaterlandes darzustellen, nicht ohne ornamentalen Schmuck und anekdotisches Beiwerk. So ähnlich formte sich mir aus der Erinnerung vieles, was ich sah und erlebte, zu einem Gewebe ... Der Vordergrund mag bunt und vielfach verschlungen sein, aber ich sehe doch, oder ahne, sinnvolle Zusammenhänge.“ - Elly Heuss-Knapp, 1934
Zusammen mit ihrer älteren Schwester Marianne wuchs Elisabeth Knapp im Umkreis der Straßburger Universität auf, wo ihr Vater, der Nationalökonom Georg Friedrich Knapp, einen Lehrstuhl innehatte. Die Mutter war wegen eines seelischen Leidens für Elisabeth kaum Bezugsperson, anders als viele aus der mütterlichen und väterlichen Verwandtschaft. Sie selbst war seit ihrer Kindheit unter dem Straßburger Münster von der elsässischen Lebensart beeindruckt, die sie Zeit ihres Lebens als ihre „unverlierbare“ Heimat betrachtete.
Der Vater führte sie früh in viele Wissenschaften und Gedankengänge ein, jedoch war sein eigenes Fachgebiet, die Nationalökonomie, auf seine Anordnung hin nur selten Thema. „Wir wurden zu Hause eigentlich überhaupt nicht erzogen, sondern nur unterrichtet.“ (Elly Knapp)
Soziale Verantwortung mit dem Ziel Bildung für Frauen
Einschnitt durch den Ersten Weltkrieg
Leben für christliche Werte
Vortragsverbot ab 1933 mit Folgen
Politische Verantwortung
Neue Aufgaben
Als Gattin von Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, lebte sie seit 1949 in Bonn. Sie lehnte alle Schirmherrschaften ab, die sich nur auf das Amt ihres Mannes bezogen. Stattdessen richtete sie ihre Tatkraft auf die von ihr als notwendig erachtete "vorbeugende Fürsorge". Die von Frauenverbänden und freien Wohlfahrtsverbänden bereits initiierten Aktivitäten für Mütter fasste sie zusammen und gründete 1950 mit Antonie Nopitsch das "Deutsche Müttergenesungswerk". Ihre Intention war es, „abgearbeiteten, aber noch nicht kranken Müttern durch einige Wochen der Ruhe zu helfen ... Es gibt Gebiete der Fürsorgebedürftigkeit, die der Allgemeinheit noch gar nicht ganz zum Bewusstsein gekommen sind.“
Durch diese Gründungstat ist Elly Heuss-Knapp auch heute präsent und wird oft gewürdigt. Als sie 1952 in Bonn starb, überlagerte ihre offizielle Funktion ihr persönliches tätiges Leben. Für sie selbst war die Verwurzelung in der Gemeinschaft der Familie Triebfeder und Auftrag, sich in Gesellschaft und Politik zu engagieren. Mit dieser als positiv wahrgenommenen Erfahrung ließ sie sich auf das Leben ein. Folgerichtig ist ihre frühe Autobiographie (1934) keine lineare Beschreibung von Daten und Ereignissen, sondern eine Darstellung des Wechsels von verschiedenen Einflüssen, unter denen sie ihren Weg, ihre Gedanken und ihre Entscheidungen gestaltete. „Die ganz großen Erkenntnisse der Menschheit werden immer von den Müttern weitergegeben.“ (1927)
Elly Heuss-Knapp hat im besten Sinne Frauengeschichte geschrieben.
Text: Gera Kessler