Die Finanzierung der Schallplatte wurde von Mitgliedern selbst und vom Frauenforum auf die Beine gestellt, ebenso die Organisation, die Entwicklung des Covers, der Vertrieb. Die acht Gründerinnen waren eine eingeschworene Gruppe, die ihre Energie und Kreativität aus dem gemeinsamen Arbeiten und der für sie so neuen Erfahrung des Frauenzusammenhalts in der Gruppe herleitete.
Der Tod von Caroline Muhr im Januar 1978 war daher ein entscheidender Einschnitt. Die Trauer um Caroline, die ein so wesentlicher Bestandteil der Gruppe gewesen war und so viele der Texte geschrieben hatte, ließ einen Fortbestand der Gruppe in der ursprünglichen Zusammensetzung nicht möglich erscheinen. Viele der Gründungs-Frauen verließen die Gruppe.
Die Kraft der Lieder und die Professionalität von Inge Latz ließ jedoch bald andere Frauen weitermachen. Die Gruppe formierte sich neu um Inge Latz mit Angela Hoffmann, Gabriele Hertel, Christel Fischer und Gesa Helmers sowie Barbara und Tara Latz. Das notwendige regelmäßige Üben mit Stimme und verschiedenen Instrumenten fand oft im Wohnzimmer von Inge Latz und ihrem Klavier statt. Die Auftritte wurden weiträumiger - in guter Erinnerung sind z.B. das Festival der Liedermacher in Unna, der Auftritt in der Mensa der Uni Tübingen oder im Agamsaal des Leoso Hotel in Leverkusen - sie begleiteten jedoch auch immer die Gründungen und neuen Projekte der autonomen Frauengruppen in Bonn:
1978: die Arbeitsgruppen der ca. 300 Frauen des Frauenforums, den neuen Frauenstammtisch im Hoppegarten 16, die Gründung des Frauenbuchladens „Nora“ in der Bornheimer Straße 92, die Gründung des Vereins Frauen helfen Frauen, den Betrieb des Ersten Bonner Frauen-Cafés Endenicher Str./Ecke Mozartstraße, die Gründung der Theatergruppe „Gänseblümchen“
1979: die Eröffnung des Bonner autonomen Frauenhauses. Dieses arbeitet bis heute für Frauen und Kinder mit Gewalterfahrung und wurde bald ergänzt durch ein zweites Haus, das vom Verein "Hilfe für Frauen in Not" geführt wird.
1980: die Gründung der Zeitschrift „Lesbenstich“
In der Zeitschrift „Lesbenstich (0/1980)“ (1980 bis 1993), die von sechs Frauen aus verschiedenen Städten am 12./13. Januar in Bonn (!) ins Leben gerufen wurde, ist als Bonner Adresse der Lesbengruppenkontakt über Jo Lindenberg angegeben, Treffpunkt war bei „Nora“.
Die Gründung der Fraueninitiative 6. Oktober in der Kirschallee 6.
Als die Bundestagswahl am 5. Oktober 1980 nur wenige Frauen ins Parlament gebracht hatte, gründeten Frauen kurze Zeit später in Bonn diese Initiative. Sie wollten sich fortan vernetzen, um besser auf die Politik reagieren, über diese informieren und eigene Aktionen initiieren zu können. Die Gruppierung war später bundesweit tätig und veranstaltete jährlich einen Kongress in Bonn.
1981: die Gründung des Frauen-Cafés „Lila Backstube“ in der Wolfstraße 30, die Gründung der Frauen-Zeitung „Lila Lotta“ (1981-1991), die Gründung eines Hauses für Bonner Frauenprojekte „Frauen formen ihre Stadt e.V.“,
Im Krausfeld 10, wo bis heute das Bonner FrauenMuseum weiterbesteht, und ebenfalls immer wieder die Veranstaltungen der Frauenbildungswerkstatt Bonn, die sich aus dem 1975 gegründeten Verein „Frauen lernen gemeinsam“ entwickelt hat und bis heute auf der Grundlage ihrer Satzung Frauen fördert.
Die Songs der Schallplatte und weitere entwickelten sich bei den Fraueninitiativen anderer Städte zu oft gespielten und eingängigen Hits, die offenbar ein Bedürfnis vieler Frauen abdeckten und von den sich gründenden Frauenbands gerne nachgespielt wurden.
Die Bonner Blaustrümpfe über sich selbst:
„Blaustrumpf war ursprünglich ein Spottname für die Mitglieder eines literarischen Zirkels im 18. Jahrhundert, der zu einer Keimzelle der Frauen-emanzipation in England wurde. Die Damen trugen blaue Strickstrümpfe aus Protest gegen die damals herrschende affektierte Mode. Im 19. Jahr-hundert verspottete man dann mit diesem Wort alle Frauen, die über Küche und Kinderzimmer hinaus ihren Horizont erweitern wollten. Gerade weil dieses Wort ein Schimpfname war und immer noch ist, haben wir ihn für uns gewählt. Wir sind stolz darauf, Blaustrümpfe zu sein.“
Anfang der 1980er Jahre waren dann allerdings weitere Frauenbands entstanden, die einen rockigeren Musikstil in die Welt brachten und von sich reden machten: Flying Lesbians, Lysistrata, Unterrock, Schneewittchen (LP „Zerschlag Deinen gläsernen Sarg“) usw. Frauen und ihre Musik waren präsenter, so dass auch die Themen und Texte sich wandelten. Diese Entwicklung wurde von den Bonner Blaustrümpfen nicht mitgemacht und die Gruppe löste sich 1981 endgültig auf.