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Bundesstadt Bonn

Die Bonner Blaustrümpfe

(1972 bis 1981) - Bonner Frauen(orte): Endenicher Straße 47: Sitz der Frauenforums 1974; Bornheimer Straße 92: Frauenbuchladen Nora; Kirschallee : Fraueninitiative 6. Oktober; Wolfstraße 30: FrauenCafé Lila Backstube

Heute erfasst uns ein Schauder, wenn wir an den Mut zurückdenken, mit dem wir auf dem Frühlingsfest des Bonner Montagsclubs zum ersten Mal auftraten und unsere ersten Lieder sangen

Caroline Muhr 1977
Plattencover Rückseite von 1977

Pionierinnen der Frauenmusik

Schon seit 1972 hatten zunächst ca. 20 Frauen des neu gegründeten Frauenforums Bonn, mit Sitz zunächst im Hotel Esplanade, dann in der Endenicher Straße 47, verschiedene Aktionen auf dem Bonner Marktplatz gestartet, mit regelmäßigen Informationsständen (und vielen publizierten Schriften), z.B. zur Abschaffung des § 218, zum Muttertag, usw. Waren bis dahin das persönliche Gespräch und viel gedrucktes Papier die Medien, mit denen sie die Bonnerinnen für die Ideen und Forderungen der Neuen Frauenbewegung gewinnen wollten, entstand 1973 bei einigen von ihnen die Idee, durch das Ansprechen über Gefühle und das Medium Musik eine weibliche Sicht auf die Gesellschaft öffentlich zu machen. 

Gisela Meussling, 41, Journalistin, alleinstehende Mutter, und Caroline Muhr, bereits erfolgreiche Schriftstellerin, (1925 bis 1978), fanden zusammen und begannen, Liedertexte zu schreiben. In der ausgebildeten Musikerin Inge Latz, Hausfrau und Mutter, (1929 bis 1994), fanden sie eine engagierte Komponistin, die die Texte vertonte. Bald gesellten sich weitere Frauen (zwischen 18 und 51) zu dieser „Songgruppe des Bonner Frauenforums“ und sie stellten sich bei einem internen Frauenfest vor. Die weiteren Gründungsfrauen waren: Christel Fischer, (1930 bis 2005), Barbelies Wiegmann, Ulrike Dumrese, Gesine Schütt, Barbara Latz

Unter der Leitung von Inge Latz, die gleichzeitig die Gruppe führen und anregen konnte, entstanden Lieder, die „ganz und gar von Frauen gemacht“ waren: getextet, vertont und bald auch gesungen. Mit diesen unterschiedlichen Liedern von Protest und Spott, Betroffenheit, Ernst, Komik und Ironie gelang es der Gruppe, zu provozieren, Diskussionen anzuregen und, nicht nur bei gleich gesinnten Frauen, Begeisterung zu entfachen. Viele Frauen konnten sich in den Texten wiedererkennen.

Text: Gera Kessler