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Bundesstadt Bonn

Elisabeth Selbert

(1896 bis 1986) - Bonner Frauen(orte):
Bundeshaus: Platz der Vereinten Nationen; Museum Alexander König: Adenauer Allee 160; Elisabeth-Selbert-Gesamtschule: Elisabeth-Selbert-Allee 50
Frauenort NRW: Elisabeth-Selbert-Platz

Frauenort NRW

Dank dem Projekt „Frauenorte NRW“ des Frauenrates NRW, gefördert vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen wird Elisabeth Selbert mit einer Gedenkstele am gleichnamigen Platz in Bonn gewürdigt. Die insgesamt vier Frauenorte in Bonn, die durch das Engagement von Haus der Frauengeschichte Bonn und Gleichstellungsstelle entstanden sind, sollen das Wirken von Frauen im öffentlichen Raum sichtbarer machen und ihre Geschichten erzählen. Weitere Informationen unter  https://www.frauenorte-nrw.de/ (Öffnet in einem neuen Tab).

Männer und Frauen sind gleichberechtigt.

- dieser Satz stünde heute nicht in unserer Verfassung ohne die Sozialdemokratin und Juristin Elisabeth Selbert, eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“.  
Porträt von Elisabeth Selbert an der Außenwand der Gesamtschule

Als Elisabeth Selbert 1896 zur Welt kam, hatten Frauen kein Wahlrecht. Es war ihnen verboten, in Parteien einzutreten und an politischen Versammlungen teilzunehmen. Sie konnten kein Gymnasium besuchen, keine Abiturprüfung ablegen und kein Studium aufnehmen.

Vor diesem Hintergrund ist der Lebensweg Elisabeth Selberts außergewöhnlich und das, was sie für die Frauen erreicht hat, bahnbrechend.

Steiniger Bildungsweg, eigene Familie, SPD-Mitgliedschaft

Sie wächst als zweitälteste von vier Töchtern in einfachen Verhältnissen auf. Elisabeths Vater ist Justizbeamter. Ihre Eltern vertreten eine für ihre Zeit fortschrittliche Auffassung, sie finden es selbstverständlich, dass ihre Töchter gut ausgebildet werden und einen Beruf erlernen. Bis 1912 besucht Elisabeth Selbert daher die Realschule. Wegen ihrer guten Leistungen ist sie von der Schulgeldzahlung befreit.

Wie alle Mädchen ihrer Zeit erhält sie kein Zeugnis der mittleren Reife, als sie die Schule verlässt. Sie möchte Lehrerin werden, doch für den dazu notwendigen Besuch des Oberlyzeums hat die Familie kein Geld. Nach einem Jahr Handelsschule arbeitet sie zunächst als Korrespondentin bei einer Import- und Exportfirma. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wird sie arbeitslos. Erst zwei Jahre später findet sie eine Anstellung als Postgehilfin im Telegraphendienst. 

Zum Ende des Ersten Weltkriegs lernt Selbert ihren späteren Mann, den Sozialdemokraten und Buchdrucker Adam Selbert kennen. Über ihn, der 1918 dem Kasseler Arbeiter- und Soldatenrat angehört, findet sie Zugang zur Politik. Noch im selben Jahr tritt sie in die SPD ein. Sie fordert die Frauen auf, das ihnen zugestandene aktive und passive Wahlrecht zu nutzen. Als einzige Frau wird sie Anfang der zwanziger Jahre Abgeordnete im Gemeindeparlament in Niederzweh­ren bei Kassel. 1921 nimmt sie als Delegierte an der ersten Reichs­frauen­konferenz der SPD in Kassel teil. 1920 heiratet sie Adam Selbert und bringt 1921 und 1922 zwei Söhne zur Welt.

Doch Elisabeth Selbert will mehr. Als Ehefrau, Mutter zweier kleiner Kinder und Kommunalpolitikerin macht sie 1926 im Alter von 30 Jahren das Abitur. Anschließend studiert sie mit Unterstützung ihres Mannes und ihrer Eltern erst in Marburg, später in Göttingen Jura, als eine der ersten Frauen in Deutschland. 1930 promoviert sie nach kürzest möglicher Zeit über das Thema "Ehezerrüttung als Scheidungsgrund". Die Abkehr vom Verschuldungs­prinzip, die sie in ihrer Doktorarbeit fordert, wird in der Bundesrepublik Deutschland erst 1977 festgeschrieben. Die politische Arbeit läuft für Elisabeth Selbert nebenher weiter. Bei den Reichstags­wahlen Ende 1932 kandidiert sie für die SPD, immerhin auf einem so sicheren Platz, dass sie auf der Liste als nächste nachgerückt wäre. 

Text: Ulrike Klens