Von jeher war der Burgberg von Godesberg mit seinem herrlichen
Ausblick ein großer Anziehungspunkt. Bereits in römischer Zeit war dieser vulkanische Basaltkegel nahe dem Rhein eine Kultstätte. Im Mittelalter, seit Anfang des 13. Jahrhunderts, entstand auf dem Godesberg eine Befestigungsanlage, die der Absicherung der südlichen Grenze des Erzbistums Köln diente. Die Erzbischöfe nutzten die Burganlage allerdings auch zu längeren Aufenthalten, zeitweilig sogar als Hauptresidenz. Nach der Zerstörung im 16. Jahrhundert wurde lediglich die Michaelskapelle 100 Jahre später wieder aufgebaut. Die restlichen Burganlagen blieben Teilruinen.
Auf dem Platz zwischen der ehemaligen Hauptburg und der Vorburg, am Südwesthang, entstand mit der Zusammenlegung von Muffendorf, Schweinheim und Marienforst zur Pfarrei Alt Godesberg ab 1805/06 der heutige Burgfriedhof. Dies war allerdings nicht die früheste Begräbnisstätte. Bei Grabungen Mitte des 20. Jahrhunderts wurden 36 Gräber des 9./10. Jahrhunderts freigelegt. Darüber hinaus gab es auf der Ostseite Reste eines jüdischen Friedhofes, der im 16./17. Jahrhundert angelegt und bis Ende des 19. Jahrhunderts genutzt wurde. Die teilweise im Boden versunkenen Steine wurden gesammelt und an der Aennchenstraße als jüdische Gedenkstätte zusammen aufgestellt. Die Michaelskapelle fungierte als Kirche, in deren Schatten der Friedhof auf der obersten Westhangterrasse entstand. Reste von Burgmauern sind bis heute erhalten und fassen den Friedhof zusammen mit einer Backsteinmauer des 19. Jahrhunderts ein. Ein Eingangsportal zeigt die Jahreszahl 1450 und stammt vermutlich von der Burgruine. Die Eigentumsverhältnisse auf der Bergkuppe bedurften Ende des 19. Jahrhunderts einer Neuordnung. Das Gelände galt seit dem 17. Jahrhundert nach der Zerstörung durch die französische Belagerung als herrenloses Gebiet. Nur die Burgruine gehörte seit den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts der Prinzessin Augusta von Preußen, der späteren Kaiserin. Das umliegende Gebiet hatte der Bankier Deichmann schließlich von vielen Eigentümern aufgekauft, um es der Prinzessin zu schenken. Dazu kam es jedoch nicht. Parallel dazu bemühte sich die Gemeinde darum, die Burgruine zu erhalten. Schließlich schenkte Kaiser Wilhelm II. die Ruine 1891 der Gemeinde. Diese kaufte 1894 noch das Terrain des Bankiers Deichmann zu einem günstigen Preis und schuf damit die Voraussetzungen für eine Verkehrserschließung des Godesberges und der Ruine. Ende des 19. Jahrhunderts war die oberste Hangterrasse bereits für Privatgrabstätten verkauft, die zweite Terrasse wurde nach und nach belegt. Eine Begräbnisordnung von 1899 sah vor, dass im unteren Teil die Bestattungen ohne Rücksicht auf die Konfession nur in Reihengräbern durchgeführt werden durften. Die Bestattungsart blieb jeder Familie selbst überlassen. Im Jahre 1888 hatte der Begräbnisplatz eine Größe von 5000 Quadratmetern und wurde bis 1913 auf über fünf Hektar Richtung Westen erweitert. Mehrere Erdrutsche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts machten eine teilweise Umbettung der Gräber notwendig. 1889 erwarb die Gemeinde Gelände zum Bau einer Trauerhalle und einer Wohnung für den Friedhofsverwalter. Der erweiterte Friedhof war bereits 1910 wieder zu klein geworden. Godesberg wuchs in seiner Entwicklung vom Dorf zum Kurort so schnell, dass weiterhin mehrere Erweiterungen des Friedhofes erforderlich waren. Gutsituierte Personen kauften sich Privatgrabstätten zum Bau von Mausoleen oder ähnlichem und brachten der Gemeinde viele Einnahmen. Die meist mehrstelligen Grabstätten mit großen Grabmonumenten bezeugen den sozialen Status der Verstorbenen und geben dem Friedhof seine charakteristische Prägung. Als keine Fläche mehr hinzugewonnen werden konnte, legte die Zivilgemeinde 1924/25 den Zentralfriedhof nahe dem Hochkreuz an. Für die jüdischen Bürger war ein Platz am Westhang bereitgestellt worden. Im Gegenzug verzichtete die jüdische Gemeinde auf eine vermeintliche Begräbnisberechtigung am Südhang. Heute ist dieser Platz am Westhang Bestandteil des Friedhofes.
Grabmale und bedeutende Persönlichkeiten
Der Burgfriedhof birgt unzählige interessante Grabstätten. An dieser Stelle können nur einige von ihnen exemplarisch herausgegriffen werden. Das älteste noch vorhandene Grabmal, ein großes Steinkreuz, stammt aus dem Jahr 1828 und trägt die Inschrift: „Franziska Adolphina von Dhaem, geborene Freiin von Hertmanni zu Brent“.
Besonders bemerkenswert und von kunsthistorischer Bedeutung ist die mehrteilige Grabstätte der Familie Blinzler. Sie besteht aus sechs Grabmälern und ist mit einem kunstvoll gearbeiteten Schmiedeeisengitter eingefasst. Der Familie gehörte das Hotel gleichen Namens in der Kurfürstenallee, das heute Bestandteil des Rathauses, bzw. der Bezirksverwaltungsstelle Bad Godesberg ist. Ebenfalls eine große Grabstätte ist die der Familie von der Heydt. Sie waren zeitweilig Besitzer der Redoute und erbauten die Villa “Auf dem Wacholder“, die heute vom Aloyisius Kolleg genutzt wird.
Auffallend ist das große Jugendstil-Grabmal „Mutter Erde“ der Familie Dernen/von Wittgenstein neben der Burgruine. Es wurde von dem Bildhauer Adolf Simatschek geschaffen. Die Familie war Besitzer des Plittersdorfer Turmhofes, der heute Sitz der Apostolischen Nuntiatur ist. Architektonisch interessant ist das Mausoleum des Bankiers Dr. Guier aus Barcelona, das seit 1952 als Kapelle bei Trauerfeierlichkeiten genutzt wird. Es wurde von August Senz entworfen und 1904/05 gebaut. Über einem oktogonalen Grundriss erhebt sich ein Zentralbau mit einem Tambour und einer Kuppel mit maurischen Zierformen.
Viele bekannte Godesberger Bürger haben auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden, so z. B. die Lindenwirtin „Ännchen“ Schumacher, verschiedene Bürgermeister und Pfarrer. Auf dem Friedhof befindet sich eine Kriegsgräberstätte mit Gräbern von 70 Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
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