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Bundesstadt Bonn

Adenauerallee: Neue Aufteilung bietet Platz für alle

Die Adenauerallee bietet zukünftig mehr Sicherheit für den Radverkehr und mehr Platz für Wirtschaftsverkehre. Dafür werden ein neuer Radstreifen und 20 Ladezonen eingerichtet. Ein dreimonatiger Verkehrsversuch hat gezeigt, dass der Kfz-Verkehr auf jeweils einer Fahrspur abgewickelt werden kann.

Der Rat der Stadt Bonn hat am 29. August 2024 einen Kompromiss zur Neuaufteilung der Adenauerallee beschlossen, der die Bedürfnisse der verschiedenen Verkehrsteilnehmenden besser in Einklang bringen soll.

Der Hintergrund: Deshalb soll die Straße umgebaut werden

Die Adenauerallee wird zwischen dem Koblenzer Tor und dem Bundeskanzlerplatz saniert.

Die Bundesstadt Bonn saniert seit Juni 2024 in einem Zug sowohl den Kanal als auch die Fahrbahn der Adenauerallee zwischen dem Koblenzer Tor und dem Bundeskanzlerplatz in mehreren Abschnitten. Denn die Entwässerungsanlagen sowie die Fahrbahn der Adenauerallee (Bundesstraße 9) befinden sich in einem sehr schlechten Zustand. Regenwasser floss an vielen Stellen nicht mehr in den Kanal, sondern versickerte im Boden. Die Folge: Absackungen im Erdreich, die zu Straßeneinbrüchen der ohnehin maroden und unebenen Fahrbahn führen können – wie in der Vergangenheit bereits mehrfach geschehen. Der Straßenraum muss dabei neu aufgeteilt werden, denn der heutige Radstreifen entspricht nicht den aktuellen Sicherheitsstandards.

Die Neuplanung: Höhere Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden

Auf der Adenauerallee ist heute nicht mehr ausreichend Platz für zwei Autofahrspuren und Radfahrende in jede Richtung. Wer dort in den vergangenen Jahren mit dem Auto unterwegs war, kennt das Gefühl, nur sehr konzentriert und vorsichtig neben einem anderen Kraftfahrzeug her fahren zu können. Zum Überholen der Radfahrer*innen mit dem vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,50 Metern war dann kein Platz mehr übrig. Und wer in dieser Zeit mit dem Rad unterwegs war, kennt das Gefühl, sich dort sehr unsicher zu fühlen – so eng zwischen den schnellen Autos und den parkenden Fahrzeugen.  

Der Radverkehr hat zugenommen, zudem sind die meisten heutigen Kraftfahrzeuge breiter als vor einigen Jahrzehnten. Aktuelle Regelwerke der Verkehrsplanung bestätigen das subjektive Gefühl der Verkehrsteilnehmenden: Die Verkehrsführung entspricht nicht mehr heutigen Vorgaben für Verkehrsplanungen. Auf der Adenauerallee sind sehr viele Fahrradfahrende unterwegs, die nicht ausreichend geschützt sind. Das gilt insbesondere für den nördlichen Teil der Straße, wo teils mehr als 4.000 Radfahrende am Tag unterwegs sind. Zum Beispiel zum Beethoven-Gymnasium oder der Universität. Deshalb soll auf diesem Abschnitt ein baulich gesicherter Radweg, eine Protected Bike Lane, eingerichtet werden.

Auch südlich der Weberstraße bis zum Bundeskanzlerplatz wird sich die Situation für den Radverkehr spürbar bessern: Hier ist ein zwei Meter breiter, an den Seiten deutlich rot markiert Radstreifen geplant. Da die Fahrbahn hier mehr Platz bietet, soll der Kfz-Verkehr dort eine besonders breite Fahrspur erhalten. Das erlaubt deutlich mehr Flexibilität, gerade für den Wirtschaftsverkehr. Konkret bietet die breite Fahrspur folgende Vorteile:

  • Mehr Platz für Wirtschaftsverkehre: Jederzeit können alle Haltepositionen angefahren werden – auch solche Stellen, an denen Wirtschaftsverkehre teils mit einer Sondergenehmigung halten dürfen.
  • Mehr Flexibilität: Wartende, abbiegende oder defekte Fahrzeugen können überholt werden. Bei Stau gibt es teils mehr Aufstellfläche für die Fahrzeuge. Dies kann dem Verkehrsfluss für Kraftfahrzeuge auf der Adenauerallee zugutekommen.

Damit der Wirtschaftsverkehr störungsfrei funktioniert und zum Beispiel Pakete angeliefert werden können, werden in der Adenauerallee und den Seitenstraßen 20 neue Ladezonen geschaffen.

Der Rat der Stadt Bonn hat diese neue Aufteilung der Adenauerallee in seiner Sitzung am 29. August 2024 beschlossen. Die Verwaltung wird die neue Verkehrsführung nach Abschluss der Sanierung einrichten.

So könnte die Adenauerallee künftig aussehen

Die Adenauerallee nachher vor dem Juridicum
Die Adenauerallee vorher vor dem Juridicum
Die Adenauerallee vor dem Juridicum.

Ergebnisse des Dialogs

Von März bis Mai testete die Verwaltung eine neue Verkehrsführung auf der Adenauerallee. Der Radverkehr konnte erstmals einen eigenen, abgetrennten Radstreifen nutzen, der Kfz-Verkehr war auf einer statt zwei Fahrspuren unterwegs. Zur Stärkung des Wirtschaftsverkehrs wurden elf neue Ladezonen eingerichtet.

Die Verwaltung führte einen intensiven Dialog mit der Öffentlichkeit - vor, während und nach dem Versuch. Unter anderem fanden Dialogstände, Gespräche mit Betroffenen und Verbänden sowie eine Online-Beteiligung statt.

So beeinflusste der Dialog die Planung der Stadt:

  • Mehr Platz für den Kfz-Verkehr:
    Südlich der Weberstraße erhält der Kfz-Verkehr besonders breite Fahrspuren, um den Verkehrsfluss zu verbessern.
  • Flexibilität für den Wirtschaftsverkehr:
    Damit Wirtschaftsverkehre auch Haltepositionen außerhalb ausgewiesener Haltepositionen erreichen können, entfällt die bauliche Trennung im Süden der Straße.
  • Mehr Ladezonen:
    Statt ursprünglich geplanten elf Ladezonen werden auf der Adenauerallee und in den Seitenstraßen 20 Ladezonen eingerichtet.
  • Neue Querungen und Abbiegemöglichkeiten:
    Die Verwaltung prüft, weitere Abbiegemöglichkeiten zu schaffen und neue Ampeln für den Fußverkehr einzurichten – zum Beispiel am Beethoven-Gymnasium.
  • Hol- und Bringverkehr:
    Die Verwaltung prüft Lösungen, um die Verkehrssituation am Beethoven-Gymnasium zu bessern.

Rückblick auf den Versuch: Was waren die Ergebnisse?

Am 2. Juli 2024 veröffentlichte die Verwaltung die Ergebnisse des dreimonatigen Versuchs zwischen März und Mai 2024. Die Auswertung wurde durch ein extern beauftragtes Fachbüro erstellt, welches die Erkenntnisse aus der Versuchsphase zusammengetragen hatte. Als Vergleichsgröße wurde die Auswertung der Reisezeit für die Monate des Vorjahres erstellt.

Die Auswertung zeigt, dass die Reisezeitverlängerung für den Kfz-Verkehr deutlich unter den Grenzwerten des Rats der Stadt Bonn liegt:

  • Vorgabe: Die durchschnittliche Reisezeit gemittelt über den gesamten Tag vom Bundeskanzlerplatz zum Koblenzer Tor und in Rückrichtung darf nicht mehr als vier Minuten höher liegen als der Durchschnittswert im Jahr vor dem Verkehrsversuch (gemessen nach Monaten).
    Ergebnis: Die durchschnittliche Reisezeit gemittelt über den gesamten Tag hat sich in der Kernwoche (Di-Do) um rund 30 Sekunden in Richtung Norden und 48 Sekunden in Richtung Süden verlängert. An Samstagen liegt die Veränderung bei rund + 48 Sekunden (Nord) bzw. + 39 Sekunden (Süd).
  • Vorgabe: Die Spitzenreisezeit (17 bis 18 Uhr) für die gleiche Strecke darf sich maximal um 8 Minuten im Monatsschnitt verlängern gegenüber dem Vergleichswert zur selben Uhrzeit bei Zweispurigkeit.
    Ergebnis: Die Reisezeit zwischen 17 und 18 Uhr hat sich in der Kernwoche (Di-Do) um rund 25 Sekunden in Fahrtrichtung Nord bzw. um rund 63 Sekunden in Fahrtrichtung Süd verlängert. Die maximale Zunahme Richtung Nord betrug 1:53 Minute in der Zeit zwischen 15:45 Uhr und 16 Uhr. Die maximale Zunahme Richtung Süd betrug 2:14 Minuten in der Zeit zwischen 8:30 und 8:45 Uhr. Die Spitzenstunde am Nachmittag hat sich etwas zum früheren Nachmittag verlagert (16-17 Uhr statt 17-18 Uhr).

Damit hat der Versuch gezeigt, dass der Kfz-Verkehr auf der Adenauerallee auch einspurig abgewickelt werden kann. Das Fachbüro hat in dessen Auswertung auch mögliche Effekte des Verkehrsversuchs im direkten und entfernten Umfeld untersucht. Dabei konnte keine Verlagerung des Kfz-Verkehrs auf andere Straßen festgestellt werden. 

Wer den vollständigen Bericht zur Auswertung des Versuchs lesen möchte, findet diesen im  Ratsinformationssystem (Öffnet in einem neuen Tab).


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