Warum gab es einen Verkehrsversuch?
Der Stadtrat hat am 22. August 2023 beschlossen, dass die Stadtverwaltung auf der Adenauerallee für drei Monate je Fahrtrichtung eine Fahrspur für den motorisierten Verkehr mit einem abgetrennten, sicheren Radfahrstreifen testen soll. Der Verkehrsversuch soll vor allem Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit der Einspurigkeit für Kraftfahrzeuge liefern.
Der Stadtrat gab der Verwaltung zudem mit auf den Weg: Die Radverkehrsführung soll im Probezeitraum bestmöglich und sicher erfolgen. Dies kann durch Markierungen, aber auch andere Mittel geschehen. Sollten sich Probleme aufzeigen, wird die Verwaltung Verbesserungsmöglichkeiten der Planung vorschlagen, die in den zuständigen politischen Gremien beraten werden. Eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität sowie die Betonung der historischen Bedeutung der Allee sollen nach Möglichkeit schon miteingeplant werden.
Wann startete der Versuch und wie lange dauerte er?
Der Versuch dauerte drei Monate von März bis Mai. Ursprünglich sollte der Versuch in der Zeit von Februar bis April stattfinden. Dies war wegen ungewöhnlich starker und häufiger Schnee- und Regenfälle im Januar und Februar nicht möglich. Denn die Markierungen konnten nur dann auf der Fahrbahn aufgebracht werden, wenn es trocken und nicht zu kalt war. Aus diesem Grund musste die Markierung sukzessive von Ende Januar bis Ende Februar aufgebracht werden.
Weitere Informationen: Pressemitteilung aus dem Februar 2024
Was sind die Ergebnisse des Versuchs?
Am 2. Juli 2024 hat die Verwaltung die Ergebnisse des dreimonatigen Versuchs veröffentlicht. Die Auswertung wurde durch ein extern beauftragtes Fachbüro erstellt, welches die Erkenntnisse aus der Versuchsphase zusammengetragen hat. Als Vergleichsgröße wurde die Auswertung der Reisezeit für die Monate des Vorjahres erstellt.
Die Auswertung zeigt, dass die Reisezeitverlängerung für den Kfz-Verkehr deutlich unter den Grenzwerten des Rats der Stadt Bonn liegt:
- Vorgabe: Die durchschnittliche Reisezeit gemittelt über den gesamten Tag vom Bundeskanzlerplatz zum Koblenzer Tor und in Rückrichtung darf nicht mehr als 4 Minuten höher liegen als der Durchschnittswert im Jahr vor dem Verkehrsversuch (gemessen nach Monaten).
Ergebnis: Die durchschnittliche Reisezeit gemittelt über den gesamten Tag hat sich in der Kernwoche (Di-Do) um rund 30 Sekunden in Richtung Norden und 48 Sekunden in Richtung Süden verlängert. An Samstagen liegt die Veränderung bei rund + 48 Sekunden (Nord) bzw. + 39 Sekunden (Süd). - Vorgabe: Die Spitzenreisezeit (17 bis 18 Uhr) für die gleiche Strecke darf sich maximal um 8 Minuten im Monatsschnitt verlängern gegenüber dem Vergleichswert zur selben Uhrzeit bei Zweispurigkeit.
Ergebnis: Die Reisezeit zwischen 17 und 18 Uhr hat sich in der Kernwoche (Di-Do) um rund 25 Sekunden in Fahrtrichtung Nord bzw. um rund 63 Sekunden in Fahrtrichtung Süd verlängert. Die maximale Zunahme Richtung Nord betrug 1:53 Minute in der Zeit zwischen 15:45 Uhr und 16 Uhr. Die maximale Zunahme Richtung Süd betrug 2:14 Minuten in der Zeit zwischen 8:30 und 8:45 Uhr. Die Spitzenstunde am Nachmittag hat sich etwas zum früheren Nachmittag verlagert (16-17 Uhr statt 17-18 Uhr).
Damit hat der Versuch gezeigt, dass der Kfz-Verkehr auf der Adenauerallee auch einspurig abgewickelt werden kann. Das Fachbüro hat in dessen Auswertung auch mögliche Effekte des Verkehrsversuchs im direkten und entfernten Umfeld untersucht. Dabei konnte keine Verlagerung des Kfz-Verkehrs auf andere Straßen festgestellt werden.
Wer den vollständigen Bericht zur Auswertung des Versuchs lesen möchte, findet diesen im Ratsinformationssystem (Öffnet in einem neuen Tab).
Die politischen Beratungen schließen sich nach dem Ende der Sommerferien an. Der Rat der Stadt Bonn soll in seiner Sitzung am 29. August 2024 über die Ausgestaltung der neuen Spuraufteilung entscheiden. Bis zu diesem Beschluss bleibt die derzeitige, Straßenverkehrsordnungs-konforme Verkehrsführung bestehen.
Welche Daten nutzte das Fachbüro zur Auswertung des Verkehrsversuches?
Das Fachbüro nutzte zur Auswertung der Kfz-Fahrtzeit FCD-Daten (Floating Car Data). Diese Daten werden extern, also nicht durch die Stadt, mittels GPS (Global Positioning System) an Bord einzelner Fahrzeuge erfasst und gesammelt. Zusätzlich wertete die Stadt Bonn eigene Bluetooth-Daten aus, die fortlaufend auf einzelnen Streckenabschnitten im Stadtgebiet erhoben werden. Mit den Daten konnte das beauftragte Fachbüro für die Auswertung über den ganzen Tag die Reisezeit sowie die Durchschnittsgeschwindigkeit des Kfz-Verkehrs hochrechnen.
Die FCD-Daten erlauben nicht nur eine Analyse sowie die Bewertung der Qualität des Verkehrsablaufs auf der Adenauerallee, sondern auch innerhalb eines größeren Straßennetzes.
Sie wurden neben der Adenauerallee auch für den Bereich zwischen Reuterstraße, Viktoriabrücke, Ost-West-Achse (zwischen Bertha-von-Suttner-Platz und Alter Friedhof) und Rhein erhoben. Zusätzlich werden weitere Fahrtbeziehungen im erweiterten Stadtgebiet untersucht. Die zu Grunde liegenden Daten wurden ebenfalls bereits 2023 gesammelt. Während des Versuchs werden Vergleichsdaten erhoben. So kann beobachtet werden, ob sich durch den Versuch möglicherweise Kfz-Verkehre verlagert haben oder nicht.“
Auf diesen Strecken erhebt die Stadt FCD-Daten (Floating Car Data):
Nr. | Messstrecke | zwischen | und |
1 | Adenauerallee | Koblenzer Tor | Bundeskanzlerplatz |
01 | Bonner Talweg | Reuterstraße | Poppelsdorfer Allee |
02 | Königswinterer Straße | Landgrabenweg | B 56 |
03 | Hermannstraße | Ringstraße | B 56 |
04 | Wittelsbacherring | Beethovenplatz | B 56 |
05 | Engländerweg + Kölnstraße | Fähranlegestelle | Kaiser-Karl-Ring |
06 | Hermann-Wandersleb-Ring und Endenicher Straße | Provinzialstraße | Wittelsbacher Ring |
07 | B56 Oxfordstraße | Bornheimer Straße | Belderberg |
08 | B56 Kennedybrücke | Konrad-Adenauer-Platz | Bertha-von-Suttner-Platz |
Verkehrsversuch: Wie wurde die neue Verkehrsführung sichtbar gemacht?
Der Verkehrsversuch auf der Adenauerallee wurde im Wesentlichen durch das Aufstellen von Leitbaken und Beschilderung simuliert.
Dazu wurde für den Radverkehr in beiden Fahrtrichtungen eine Breite von 2,70 Meter der jeweils rechten Fahrspur mit beleuchteten Leitbaken im Abstand von 5 bis 10 Metern sowie einer durchgezogenen gelben Markierung abgetrennt. Für den Kfz-Verkehr bleibt eine Fahrspur mit einer Breite von 3,50 Metern. Die abgetrennte Spur für den Radverkehr wird mit Fahrradpiktogrammen versehen.
Grundstückszufahrten, Einmündungen und Parkplätze bleiben erreichbar und werden zur zusätzlichen Sicherung gelb markiert. An den entsprechenden Stellen wird die Baken-Reihe unterbrochen. Einfahrten und Parkplätze können trotz durchgezogener Linie angefahren werden. Diese Linie ist nur eine Fahrbahnbegrenzung, die überfahren werden darf.
Per Markierung werden auch Bushaltestellen und Ladezonen angelegt.
Die Firma, die den Verkehrsversuch im Auftrag der Stadt vorbereitet und auch begleitet, hatte die Aufgabe, täglich den Aufbau zu kontrollieren und nach Bedarf die Leitbaken und Beschilderungen über den gesamten Versuchszeitraum zu korrigieren und besser anzupassen.
Wie informierte die Stadt während des Versuchs? Wo konnten Anregungen eingebracht werden?
Die Bundesstadt Bonn bot umfassende Informations- und Dialogmöglichkeiten an. Ziel war, während der Testphase gemeinsam mit Anlieger*innen, Gewerbe, Wirtschaft und Verkehrsteilnehmenden Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge zu sammeln, die bei der Umgestaltung des Straßenraums berücksichtigt werden können. Alle Informationen dazu finden Sie in den FAQ zur Beteiligung der Bonner*innen.