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Eignung der Themenvielfalt Bonns für die touristische Vermarktung
Bonn verfügt über eine Vielzahl von touristischen Angeboten und Themen. Diese befinden sich jedoch nicht alle auf dem gleichen Entwicklungsniveau und eignen sich daher im jetzigen Zustand nur bedingt für eine touristische Vermarktung.
Um hier die Bewusstseinsbildung zu unterstützen, hat das dwif eine Auswahl dieser Themen aus subjektiver Sicht hinsichtlich ihrer Eignung für die touristische Vermarktung und anhand von drei ausgewählten Aspekten bewertet. Dies erfolgte, um auf eine Diskussionsgrundlage für die Festlegung der zukünftigen Themenschwerpunkte zurückgreifen zu können:
Konkrete Erlebbarkeit und Zugänglichkeit des Themas vor Ort: Ist das Thema vor Ort konkret erlebbar? Gibt es Besuchereinrichtungen, die Besucher*innen das Thema nahebringen? Wie gestaltet sich die Angebotsqualität? Können entsprechende Einrichtungen regelmäßig besucht werden? Gibt es dazu passende Veranstaltungen? Wie gut sind die Angebote bereits miteinander vernetzt?
Eignung als mögliches Alleinstellungsmerkmal: Hat das Thema das Potenzial eines Alleinstellungsmerkmals, welches Bonn von anderen Städtereisezielen unterscheidet? Gibt es in diesem Themenfeld Wettbewerber oder konzentriert sich das Angebot auf Bonn?
Entwicklungsbedarf für eine touristische Inwertsetzung: Wie stark muss das Thema zunächst noch hinsichtlich konkreter Angebote und Erlebnismöglichkeiten weiterentwickelt werden, bevor es touristisch vermarktet werden kann?
Kulturstadt Bonn
Beethovenstadt
Politisches Bonn und deutsche Nachkriegsgeschichte
Erlebbarkeit vor Ort
4 von 5 Punkten
4 von 5 Punkten
3 von 5 Punkten
Eignung als Alleinstellungsmerkmal (national)
2 von 5 Punkten
5 von 5 Punkten
4 von 5 Punkten
Entwicklungsbedarf
3 von 5 Punkten
2 von 5 Punkten
3 von 5 Punkten
Schaufensterprodukte
Museumsmeile/ Bundeskunsthalle
Beethovenhaus
Beethovenfest
Beethovenorchester
Haus der Geschichte
Plenarsaal
Museum Koenig
Petersberg
Natur und aktiv in Bonn und Region
Weltkulturerbe Niedergermanischer Limes
UN Stadt Bonn (für das Leisure-Segment)
Erlebbarkeit vor Ort
2 von 5 Punkten
1 von 5 Punkten
1 von 5 Punkten
Eignung als Alleinstellungsmerkmal (national)
2 von 5 Punkten
2 von 5 Punkten
1 von 5 Punkten
Entwicklungsbedarf
4 von 5 Punkten
5 von 5 Punkten
5 von 5 Punkten
Schaufensterprodukte
Kirschblüte
Rheinschifffahrt
Rheinradweg
Rheinsteig
Drachenfels
Romantischer Rhein
derzeit keines vorhanden
derzeit keines vorhanden
Skala: 5 Punkte: sehr gut beziehungsweise sehr hoch 1 Punkt: sehr gering beziehungsweise sehr niedrig
Quelle: dwif 2022
Zukünftige Schwerpunkt- und Entwicklungsthemen Bonns
Themen im Leisure-Segment
Um Produktentwicklung und Marketing stärker zu fokussieren und Angebote zu bündeln, wurden in Abstimmung mit den Tourismusakteur*innen in Bonn die zukünftigen Schwerpunkt- und die Entwicklungsthemen definiert:
Schwerpunktthemen zeichnen sich bereits durch einen guten bis sehr guten Entwicklungsstand aus, der sich an dem Profilierungspotenzial, vorhandenen Schaufensterprodukten und Kompetenzbeweisen sowie der Angebotsqualität festmachen lässt. Damit ist die Vermarktbarkeit dieses Themas gewährleistet. Diese Themen stehen nach außen im Vordergrund, wobei der Fokus des aktivierenden Marketings auf die Zielgruppe der Postmateriellen zu setzen ist.
Die hier aufgezeigten Entwicklungsthemen zeichnen sie sich durch ein erhebliches Alleinstellungspotenzial für Bonn aus, sind jedoch in ihrem jetzigen Zustand noch nicht für eine Vermarktung geeignet und müssen zunächst hinsichtlich Erlebbarkeit und Angebotsqualität weiterentwickelt werden. Hierzu ist eine intensive Zusammenarbeit zwischen allen relevanten Tourismusbeteiligten erforderlich.
Wichtig: Die in Text und Schaubild verwendeten Begrifflichkeiten sind lediglich Arbeitsbezeichnungen, die nicht in dieser wortwörtlichen Form für den Einsatz im Marketing gedacht sind. Sie dienen ausschließlich dem besseren Verständnis und müssen noch inhaltlich angepasst werden.
Schwerpunktthema: „Beethoven- und Kulturstadt Bonn“
Dieses Schwerpunktthema fasst die kulturellen Angebote Bonns für den deutschen Markt in drei Segmenten zusammen:
Kulturelles und authentisches Bonn: In diesem Bereich werden die Highlights des Bonner Kultur- und Museumsangebots (inklusive Kunsthalle/Museumsmeile und Angebote der freien Szene) zusammengefasst. Wo es sich inhaltlich anbietet und hochwertige Angebote vorliegen, können hier auch Querverbindungen zum Kulturangebot im Rhein-Sieg-Kreis hergestellt werden.
Beethovens Bonn: Das vorhandene Angebot zum Thema Beethoven verdient eine eigene Schwerpunktsetzung, weil es für Bonn Alleinstellung schafft und Schaufensterprodukte bietet. Für den deutschen Markt sind jedoch Verbindungen mit dem weiteren Kulturangebot im Sinne einer Angebotserweiterung herzustellen, um gegenseitige Synergieeffekte zu erzeugen.
Politisches Bonn und deutsche Nachkriegsgeschichte: Hier werden die Stätten der Bonner Vergangenheit als (ehemalige) Hauptstadt der Bundesrepublik und weitere Kulturstätten und -angebote zusammengefasst, die die deutsche Nachkriegsgeschichte thematisieren.
Ausgewählte Angebote des „Kulturellen Bonns“ eignen sich auch für eine Vermarktung im benachbarten Ausland. Je weiter entfernt die Zielmärkte sind (das heißt USA, Asien), desto erfolgsträchtiger ist die Konzentration auf das Thema Beethoven als Reiseauslöser. Aus diesem Grund werden die Zielmärkte benachbartes Ausland und Asien, USA in der Abbildung 4 differenziert.
Schwerpunktthema: Bonn - Tor zum Romantischen Rhein
Dieses Schwerpunktthema ergänzt das Bonner Kulturangebot um Naturerlebnisse und Aktivangebote, die sich insbesondere in Verbindung mit seinem regionalen Umfeld erleben lassen. Mit der Bezeichnung Tor zum Romantischen Rhein werden eine Region und ein Begriff aufgegriffen, die sich in Deutschland einer hohen Bekanntheit und Beliebtheit erfreuen. Gleichzeitig sollen Zielgruppen angesprochen werden, die ihren Urlaub auf Fernrad- und Wanderwegen verbringen und einen Aufenthalt in Bonn einlegen könnten. Bonn kann sich hier als Etappe oder Ausgangsbasis etablieren:
Natur und Aktiv entlang des Rheins: Der Rhein ist in Bonn und von Bonn aus unmittelbar erlebbar – zu Fuß über den Rheinsteig oder mit dem Fahrrad auf dem Rheinradweg. Gleichzeitig sorgt die Flussniederung für besondere klimatische Verhältnisse, die die bekannte Kirschblüte überhaupt erst erlebbar machen. So lässt sich die Brücke schlagen zwischen dem Naturerlebnis in der Stadt und entlang des Rheins.
Märchenhaftes Siebengebirge und Drachenfels: Über dieses Thema sollen Schaufensterprodukte und Aktivangebote gebündelt werden, die Bonn mit dem bekannten Siebengebirge verbinden. Wichtig sind hierfür auch attraktive und nachhaltige Mobilitätsangebote, die städtisches Kulturerlebnis und Naturerlebnis im Siebengebirge miteinander verbinden.
Entwicklungsthema: UN-Stadt Bonn
Durch den Status als einzige UN-Stadt Deutschlands kommt Bonn imagetechnisch eine besondere Bedeutung zu. Viele Institutionen, die sich seither hier angesiedelt haben, beschäftigen sich mit dem Klimawandel und der Nachhaltigkeit, was unsere Gesellschaft als Ganzes betrifft. Zudem könnten Querverbindungen zu den eigenen Aktivitäten der Stadt Bonn hergestellt werden.
Allerdings ist dieses Themenfeld für das Leisure-Segment aktuell kaum erlebbar und damit auch noch nicht verwertbar. Bevor dieses also für den Tourismus und die Steigerung der Anziehungskraft Bonns eingesetzt werden kann, müssen geeignete Produkte entwickelt werden. Hierfür ist eine Zusammenarbeit mit den führenden Akteur*innen und Einrichtungen in diesem Themenfeld erforderlich.
Ähnlich zum Entwicklungsthema UN-Stadt Bonn verhält es sich auch mit dem Weltkulturerbe Niedergermanischer Limes. Die Einordnung als Weltkulturerbe verschafft den Zeugen dieser Vergangenheit einen besonderen Rang, erzeugt so Aufmerksamkeit und steigert die Attraktivität.
Aber auch hier sind die Erlebnismöglichkeiten zu diesem Thema in der Bundesstadt noch sehr überschaubar. Allerdings sind entsprechende Maßnahmen zu ihrer Inwertsetzung geplant, so dass sich eine bewusste Entwicklung und Inszenierung dieses Themenfelds für Bonn touristisch lohnen kann.
Schwerpunktthema: Kongress- und UN-Stadt Bonn
Die Tourismusarbeit darf sich nicht nur auf das Leisure-Segment konzentrieren. Eine hohe Bedeutung für die Auslastung der Bonner Hotellerie stellt insbesondere auch der Geschäftsreisetourismus dar, zu dem unter anderem Messen, Kongresse, Seminare und Events gehören.
Bonn verfügt bereits über eine hohe Angebotsqualität im Bereich der Kongress- und Tagungsinfrastruktur. Die Konzentration von mehreren DAX-Unternehmen und international tätigen Organisationen und Institutionen schafft gute Voraussetzungen für einen nationalen und internationalen Tagungs- und Kongress-Tourismus. Diesen gilt es, im Rahmen der Möglichkeiten als Stadtverwaltung und in Zusammenarbeit mit der T&C zu fördern.
Hauptzielgruppe für Bonn: Das Sinus-Milieu der Postmateriellen
Notwendigkeit der Fokussierung auf werteorientierte Zielgruppen
In einer Zeit allgegenwärtiger Informationen und einer starken Individualisierung von Reisebedürfnissen reicht die Formulierung von Themenschwerpunkten für das touristische Marketing allein nicht mehr aus. Vielmehr wird ein themenorientiertes Zielgruppenmarketing notwendig.
Auf Landesebene fokussiert Tourismus NRW (Öffnet in einem neuen Tab)insgesamt vier Zielgruppen, darunter speziell für Kulturstädte wie die Bundesstadt Bonn das SINUS-Milieu (Öffnet in einem neuen Tab) der „Postmateriellen“. Diese Empfehlung wird auch hier übernommen. Das touristische Marketing für Bonn soll sich zukünftig vor allem auf das Postmaterielle Milieu fokussieren.
Marketing auf Basis eines werteorientierten Zielgruppenmilieus
Mit dem Ansatz eines Marketings auf Basis eines werteorientierten Zielgruppenmilieus ist es möglich, individuelle Bedürfnisse besser und zielgruppengerechter zu beschreiben als mit einem rein soziodemographischen Ansatz. Darüber hinaus bietet diese Herangehensweise bei der künftigen Produkt-/Angebotsentwicklung eine klare Perspektive.
Milieu der Postmateriellen
Beim Milieu der Postmateriellen handelt es sich um die engagiert-souveräne Bildungselite, denen das Leitmotiv „The best things in life aren't things“ zugeordnet wird. Sie gehören zu einem der Milieus mit gleichbleibendem Anteil in der deutschen Gesellschaft, haben einen sehr hohen Bildungsgrad und legen Wert auf Selbstbestimmung und Selbstentfaltung.
Die folgende Übersicht fasst kurz und prägnant Motive, Aktivitäten, Ansprüche und Wünsche dieses Milieus zusammen. Sie macht deutlich, welche Themen die Angehörigen der Postmateriellen im Blick haben, welche Verhaltens- bzw. Konsummuster sie zeigen und auf welche Aspekte künftig bei der Produktentwicklung und Zielgruppenansprache gelegt werden sollte.
Kennzeichen des Milieus der Postmateriellen
Reisen gerne als Paar oder Familie mit Kindern bis 17 Jahren nach Nordrhein-Westfalen
Wohnen vor allem in der Nähe von Großstädten
Zeigen eine sehr hohe Reiseintensität (inklusive hohe Kurzreiseintensität nach Nordrhein-Westfalen)
Zeichnen sich aus durch hohe Krisenresilienz, liberale Grundhaltung, Selbstbestimmung und Selbstentfaltung, Kunst- und Kulturaffinität, sehr hohen Bildungsgrad und sehr hohes Haushaltsnettoeinkommen, einen überdurchschnittlichen Anteil an Selbstständigen und Beschäftigten im Öffentlichen Dienst
Nutzen bei ihrer Reiseentscheidung gerne Empfehlungen von Freunden, Berichte in Reisemagazinen, Kultur- und Reisereportagen im Fernsehen (öffentlich-rechtliche Programme), redaktionelle Beiträge in regionalen und überregionalen Zeitschriften, Reise-Posts von Freunden auf Social Media (facebook, instagram, youtube, vimeo)
Präferieren bei der Wahl ihrer Unterkunft Hotels, Ferienanlagen/-wohnungen/-häuser und legen dabei Wert auf Nachhaltigkeit, Authentizität, Weltoffenheit und Kunst
Bevorzugen nachhaltige (regional, bio/fair trade, vertrauensvoll) und anspruchsvolle Gastronomie (gesund, ausgewogen, ohne Zusatzstoffe)
Bei den Aktivitäten stehen Städtetrips mit Shopping, Bummeln und kulinarischem Genuss auf dem Programm, ebenso der Besuch von Museen, Ausstellungen und Veranstaltungen sowie der Familienurlaub mit gemeinsamen Ausflügen
Reisemotive sind vor allem Stadt, Familien, Genuss und Kultur
Stellen bei Produkten einen hohen Anspruch an Authentizität und (Weiter-)Bildung
Legen in der Ansprache und Kommunikation Wert auf anspruchsvolle Fotos, Texte und Videos, die verschiedene Blickwinkel und Meinungen widerspiegeln, geistreich und pointiert sind, fundiert und mit hohem Niveau
Bei der Information vor Ort liegt der Fokus klar auf dem Austausch mit den Menschen, zum Beispiel in der Touristinformation und bei Gesprächen mit Gastgeber*innen, aber auch Reise Apps werden genutzt für die Reiseplanung, für Outdooraktivitäten und Navigation
Zu beachten ist, dass das Milieu der Postmateriellen auch eine Scharnierfunktion in die umliegenden Milieus erfüllt. So bestehen Schnittmengen zum Adaptiv-pragmatischen Milieu, welches sich durch dieselbe Grundorientierung (Modernisierung und Individualisierung) auszeichnet wie die Postmateriellen. Darüber hinaus gibt es Verbindungen zum Konservativ-gehobenen Milieu oder dem Milieu der Performer. Damit wirkt die Fokussierung auf das postmaterielle Milieu nicht zu limitierend.
Ausführliche Informationen zur Zielgruppe des Milieus der Postmateriellen finden sich als Steckbrief und Erklärvideo auf den Internetseiten von Tourismus NRW e. V. Darüber hinaus sind dort Leitfäden für die Formulierung von Texten und für die Produkt- und Angebotsentwicklung sowie ein Überblick zum Medienverhalten dieser Zielgruppe bereitgestellt.