Im Jahr 2000 wurde in Beuel ein Partnerschaftskomitee gegründet. Das Pendant in Mirecourt existiert bereits seit 1991. Wer sich für diese aktive Partnerschaft interessiert und sich engagieren möchte, kann sich an die Bezirksverwaltungsstelle Beuel oder direkt an das Partnerschaftskomitee Beuel-Mirecourt wenden.
Porträt der Partnerstadt
Mirecourt liegt in Lothringen im Departement Vogesen, etwa 50 Kilometer südlich der lothringischen Hauptstadt Nancy, die von der Größe her mit Bonn vergleichbar ist. Mirecourt hat rund 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Mirecourt war bereits im Jahr 960 von einer Mauer umgeben, besaß also Stadtrechte. Jahrhundertelang war Mirecourt eine Stadt des Großhandels: Geigen- und Orgelbau sowie Spitzenherstellung machten sie zu einer der reichsten Städte Lothringens.
Das heute fast ausschließlich von der Möbel- und Agrarindustrie lebende Mirecourt ist, was seine Tradition im Geigenbau und Spitzenklöppeln betrifft, in Frankreich einzigartig. Der Geigenbau wird auch heute noch professionell ausgeübt. Im 17. Jahrhundert begründet, entwickelte er sich lebhaft und machte Mirecourt zum Zentrum des französischen Geigenbaus. Auch andere Instrumente wie Orgeln, Drehorgeln und Gitarren wurden hier hergestellt.
Durch den Sitz der nationalen Geigenbauschule bleibt Mirecourt in Frankreich führend, vergleichbar mit Cremona (Italien) und Mittenwald. Die Geschichte des Geigenbaus wird im Geigenbaumuseum im Rathaus präsentiert, während die Historie des Baus von Drehorgeln und ihren Verwandten im Museum für mechanische Musikinstrumente zu sehen ist.
Das Spitzenklöppeln erlebte in Mirecourt im 18. und 19. Jahrhundert eine Blütezeit, bis die industrielle Fertigung und mangelnde Nachfrage fast zum völligen Verschwinden der Klöppelkunst führte. Seit etwa 1980 haben einige Frauen aus Mirecourt, die das Klöppeln nicht verlernt hatten, diese Kunst in einem Verein zur Förderung und Erhaltung des Spitzenklöppelns wieder aufleben lassen.
Von den Sehenswürdigkeiten Mirecourts sollen die Kirche, die romanische Kapelle und die große Markthalle erwähnt werden. Die im Jahr 1303 begonnene Kirche „Notre Dame“ ist mit ihrem Glockenturm eine gute Orientierung. Der Hauptaltar enthält Gemälde von lothringischen Meistern des 17. Jahrhunderts. Einige Gegenstände der Kirche sind im nationalen Verzeichnis französischer Kunstdenkmäler klassifiziert.
Am rechten Ufer des Madon befindet sich die Kapelle „de la oultre“, die romanischen Ursprungs ist. Sie liegt im Viertel des Heiligen Vincent, des Patrons der Winter, in früheren Weinbergen. Sie ist Mirecourts älteste Kirche und wurde bis 1825 benutzt. Die große Markthalle in der Hauptstraße stammt aus dem Jahr 1617 und wurde auf noch älteren Fundamenten errichtet. Der große Saal im ersten Stock diente den Tuchhändlern und Schuhmachern als Markthalle. Sie ist heute eines der bedeutendsten Bauwerke der Region.
Geschichte der Städtepartnerschaft
Auf einer Rheinreise im Jahr 1957 besuchte der damalige Pfarrer von Mirecourt, Jean Noel, unter anderem Schwarzrheindorf, da er sich erinnerte, auf einer Glocke im Turm seiner Kirche das Wort „Schwarzenrheindorf“ gelesen zu haben. Jean Noel und sein Amtsbruder Karl Müller sprachen sich beide dafür aus, die unter Napoleon nach Mirecourt gebrachte Glocke „Michael und Magdalena“ wieder nach Schwarzrheindorf zu bringen.
Auf Kosten des Landes Nordrhein-Westfalen wurde für Mirecourt eine neue Glocke gegossen. Sie wurde im Oktober 1964 in Mirecourt geweiht und trägt folgende Inschrift:
„Ich heiße Johanna. Ich ersetze meine ältere Schwester, die nach 170-jähriger Abwesenheit in den Glockenturm von Schwarzrheindorf zurückgekehrt ist. Im Jahre 1964 wurde ich gegossen auf Initiative von Herrn Pfarrer Karl Müller in Schwarzrheindorf, Herrn Senator Henri Parisot, Bürgermeister in Mirecourt, Herrn Kanonikus Jean Niel, Erzpriester in Mirecourt. Ich habe als Patin Ihre Exzellenz Frau Roland de Margerie, Gattin seiner Exzellenz des Botschafters von Frankreich, als Paten Herrn Dr. Franz Meiers, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen. Wir beide singen zur Ehre Gottes und als Unterpfand von Frieden und Eintracht auf der einen und der anderen Seite des Rheines.“
Am 27. März 1965 war es auch in Beuel so weit: Die alte Glocke „Michael und Magdalena“ kam zusammen mit sechs neuen Bronzeglocken festlich geschmückt an. An den Feierlichkeiten nahmen auch Alt-Bundeskanzler Konrad Adenauer und der Bürgermeister von Mirecourt, Henri Parisot, teil.
Wie schnell sich die Kontakte in den folgenden Jahren intensivierten, zeigt 1968 die Wahl einer Mirecourterin zur Beueler Wäscherprinzessin. Im Frühsommer 1969 kam es zur Gründung einer offiziellen Partnerschaft zwischen beiden Kommunen.
Seitdem haben viele tausend Bürger*innen aus beiden Städten Kontakte zueinander geknüpft und die Partnerschaft mit Leben erfüllt. So wurde zum 25-jährigen Bestehen kurzerhand ein kompletter Karnevalsumzug mit mehr als 500 Karnevalisten aus Beuel in die Vogesenstadt verlegt.
Ihre Bestätigung und Auszeichnung erfuhr die erfolgreiche Partnerschaft unter anderem durch die vom Europarat verliehene Europafahne sowie den in Paris überreichten „Prix association France-Allemagne“.
Aktivitäten
Die Städtepartnerschaft zwischen Beuel und Mirecourt ist ein lebendiges Beispiel für den Austausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern beider Gemeinden. Bei den häufigen Treffen und Aktivitäten entstehen Freundschaften, die durch die herzliche Atmosphäre, gemeinsame Erlebnisse und Feiern erhalten und vertieft werden.
Regelmäßig treffen sich auch die Vereine aus beiden Ländern. So beteiligen sich etwa Sportvereine an Wettkämpfen in der jeweiligen Partnerstadt und heimische Musikgruppen tragen zur Gestaltung der „Fete de la Musique“ in Mirecourt bei. Alle zwei Jahre macht sich eine Beueler Radfahrergruppe auf den Weg nach Lothringen. Nach einer schönen Tour entlang der Mosel und durch die Vogesen erreichen die Aktiven nach fünf Tagen die Partnerstadt.
Beueler und Mirecourter Künstler*innen nehmen zahlreich an den jeweiligen Ausstellungen in der Partnerstadt teil, bei einem Jugendaustausch lernen Kinder und Jugendliche die jeweilige Partnerstadt und das Leben in ihrer Gastfamilie kennen.
In jedem Jahr wird eine Bürger*innenfahrt nach Mirecourt organisiert, an der sich alle beteiligen können. Die herzliche Gastfreundschaft lässt jeden Besuch zu einem persönlichen Gewinn werden. Die Gegenbesuche der Französinnen und Franzosen finden regelmäßig zu „Beueler Festtagen“ wie Weiberfastnacht und Pützchens Markt statt. An Weiberfastnacht verfolgen die Gäste aus Mirecourt jedes Jahr den Rathaussturm und unterstützen die Wäscherprinzessin bei ihrer Machtübernahme. In machen Jahren nehmen sie sogar mit Mitgliedern des Beueler Partnerschaftskomitees aktiv am Weiberfastnachtszug teil.