Als „Neobiota“ bezeichnet man eingewanderte Tier- und Pflanzenarten, die sich bei uns angesiedelt haben. „Invasiv“ nennt man Arten dann, wenn sie für die heimische Natur zu einem Problem werden. Aber von Anfang an: Der Rhein wurde bereits im 19. Jahrhundert für die Zwecke der Schifffahrt „begradigt“ und insgesamt um 81 Kilometer (!) verkürzt. Seither dient er als Bundeswasserstraße Schiffen aus vielen Ländern, die oft fremde Tier- und Pflanzenarten aus allen Ecken der Welt mit sich führen. Viele Pflanzensamen verbreiten sich auch über weite Strecken schwimmend entlang von Flüssen.

Der Rhein und seine Ufer sind daher voll von „Neubürgern“. Das geht sogar so weit, dass es heute mehr Fischarten im Rhein gibt als ursprünglich – manchmal leider zum Nachteil der ursprünglich heimischen Arten. Eine Fischart, die Flussgrundel (Neogobius fluviatilis), verbreitet sich seit einigen Jahren besonders massiv und wird zu einem großen Problem, da sie die Eier anderer Fische frisst. Die eingeschleppten Unterarten der asiatischen Körbchenmuschel (Corbicula fluminea, Corbicula fluminalis), die man auch bei uns überall am Rheinufer findet, sind Nahrung für viele Wasservögel und Säugetiere. In Asien steht sie auch auf der Speisekarte der Menschen.

Der Atlantische Lachs (Salmo salar) hingegen starb in den 50er Jahren aus. Mit Hilfe des Menschen werden sehr aufwändig Lachse unterschiedlicher Herkunft wieder in Deutschland angesiedelt und kehren seit einiger Zeit über den Rhein in die Sieg und andere Nebenflüsse zurück.

Weidenbäume sind gleich mehrfach erstaunlich: Sie sind sehr widerstandsfähig, extrem schnellwüchsig, haben ökologisch eine große Bedeutung und sind bei der Partnerwahl nicht sehr wählerisch… aber der Reihe nach: Viele Weidenarten säumen typischerweise die Flussufer, sie sind sogenannte Auenbewohner. Hier trotzen sie jedem Hochwasser, die elastischen Äste biegen sich in den Fluten und die Wurzeln halten es auch gut mal eine Zeit lang unter Wasser aus.

Wird doch mal ein Ast losgerissen, so kann er auf offenem Boden, beispielsweise dort, wo er angeschwemmt wird, sofort wieder Fuß fassen und wächst rasch zu einem neuen Weidenbaum oder –strauch heran. Die Biegsamkeit und Wüchsigkeit machen sich die Menschen zunutze: Sie verwenden Weidenzweige zum Bau von Körben, Zäunen, Pavillons und anderen „lebenden Bauwerken“ in ihrem Garten.

Mit ihrer üppigen Blüte im zeitigen Frühjahr, wenn sonst noch nicht viel blüht, sind Weiden eine sehr wichtige Insektenmahlzeit. Es blühen übrigens sowohl männliche als auch weibliche Weiden als Kätzchen – der Unterschied ist nur bei genauer Betrachtung auszumachen. Und die wechselnden Partner? Es gibt etwa 300 Weidenarten in unseren Breiten. Und die sind in der Lage, sich munter miteinander zu vermischen. Tragen Insekten den Pollen einer anderen Weidenart heran, kann eine neue Art „Misch-Weide“ entsteht, ein sogenannter Hybrid. So ist die genaue Artbestimmung eines Weidenbaumes, strenggenommen, fast unmöglich.

Leider setzt der Mensch immer wieder Fische, Schildkröten oder Amphibien in Flüssen und Seen aus – frei nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn!“. Hier richten manche Arten durch ihr aggressives Auftreten und ihre Krankheiten großen Schaden an der heimischen Natur an. Daher gilt: Wer ein wahrer Tierfreund ist, lässt Exoten im Aquarium und „entsorgt“ sie nicht in der Natur.