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An Kläranlagen werden höchste Anforderungen gestellt, wenn es um die Vermeidung von Geräusch- und Geruchsemissionen geht. Das gilt insbesondere für Anlagen, die mitten in einem Wohngebiet liegen. Auf städtischem Gebiet gibt es insgesamt vier Kläranlagen. Sie befinden sich in den Stadtgebieten Bonn, Beuel, Duisdorf und Bad Godesberg.
Führungen über die Kläranlagen
Was passiert in einer Kläranlage?
An einem Tag ohne Regen gelangen über die Kanalisation allein in die Kläranlage Salierweg jede Sekunde circa 410 Liter Abwasser. Das sind pro Tag rund 35.500.000 Liter oder 2.958 Tankwagen, wie viele sie von der Ölanlieferung fürs Eigenheim kennen. Bei Regen ist es noch viel mehr – keine leicht zu bewältigende Aufgabe.
Die Abwasserreinigung erfolgt in der Kläranlage in verschiedenen Stufen:
- Zunächst gelangt das Abwasser in eine mechanische Reinigungsstufe. Hier werden alle großen, kleinen und ungelösten Feststoffe beseitigt.
- In der biologischen Reinigungsstufe werden viele gelöste Stoffe entfernt, die etwa zwei Drittel der Verunreinigungen ausmachen. Hierfür sorgen Mikroorganismen.
- Die chemische Reinigung erfolgt, indem der Phosphor durch zugegebene Salze in Flockenform gebunden und gemeinsam mit dem Überschuss-Schlamm dem Abwasser entzogen wird.
- Von hier gelangt das Wasser in die nächste Reinigungsstufe, die Filtration. In ihr werden die letzten noch enthaltenen, feinsten Schwebeteilchen festgehalten. Das gefilterte Abwasser wird dann nach Untersuchung im betriebseigenen Labor in den Rhein abgeleitet.
Übrig bleibt der Schlamm aus dem Klärungsprozess, der in einem aufwändigen Prozess an Volumen reduziert wird. Der danach noch verbleibende Schlamm wird thermisch verwertet. Die hierbei entstehenden Rauchgase werden in Reinigungsanlagen von Asche, Staub und Schadstoffen befreit. Das im Faulturm gewonnene Faulgas wird in der Verbrennungsanlage als Stützfeuer und in einem Blockheizkraftwerk als regenerative Energiequelle zur Stromerzeugung genutzt.
Von der Zentralwarte aus werden alle Prozesse gesteuert und überwacht.
Kläranlage Bonn
In der Kläranlage am Salierweg wird Abwasser aus den folgenden Ortsteilen der Bundesstadt Bonn und Alfter (teilweise) beseitigt: Bonn Castell, Endenich, Ückesdorf, Dottendorf, Buschdorf, Südstadt, Lessenich, Röttgen, Venusberg, Graurheindorf, Weststadt, Hardtberg, Lengsdorf (teilweise), Ippendorf, Auerberg, Dransdorf, Poppelsdorf, Gronau, Tannenbusch, Messdorf, Brüser Berg und Kessenich.
Die Kläranlage im Überblick
Basisdaten 2022
Kapazität | Ausbaukapazität* | Anschlussgröße* |
Abwasserreinigung biologisch | 285.000 | 281.000 |
Zentrale Schlammbehandlung KA Salierweg, Godesberg, Beuel |
497.000 | 460.000 |
*in EW=Einwohnerwerten
Abwasserzulauf in m³ pro Tag | Trockenwetter | Regenwetter |
35.500 | max. 187.000 |
Jahresabwassermenge Trocken- & Regenwetter in m³ |
16.300.000 |
Aufenthaltszeit (Trockenwetter) | 72 Stunden |
Temperatur in der Schlammverbrennung |
900°C |
Wissenswertes und Erstaunliches
Die Kläranlage Salierweg liegt mitten in einem Wohngebiet und muss deshalb höchste Anforderungen an die Vermeidung von Geräusch- und Geruchsemissionen erfüllen. Keine leichte Aufgabe wenn man bedenkt, dass an einem Tag ohne Regen jede Sekunde ca. 410 Liter Abwasser über die Kanalisation hierhin gelangen. Das sind pro Tag kaum vorstellbare 35.500.000 Liter, oder 2.958 Tankwagen, wie viele sie von der Ölanlieferung fürs Eigenheim kennen. Bei Regen ist es noch viel mehr!
Klimaschutz-Teilkonzept der Kläranlage Salierweg
Die Stadt Bonn will den Energieverbrauch ihrer Kläranlagen senken. Daher hat das Tiefbauamt für die Kläranlage am Salierweg ein Klimaschutzkonzept erstellt, um geeignete Maßnahmen zu entwickeln. Treibhausgas-Emissionen und der Energiebedarf für die Abwasserreinigung sollen dauerhaft gesenkt werken. Das Klimaschutzkonzept wurde vom Bundesumweltministerium gefördert. Mit den Ergebnissen können alle notwendigen Aspekte zur Standortentwicklung und für eine zukunftssichere und klimafreundliche Kläranlage vorbereitet und angegangen werden.
- Ort
Ort
Kläranlage Salierweg
Salierweg 7
53117 Bonn
Kläranlage Beuel
Die Kläranlage Beuel liegt in der Siegaue, ist gegen Hochwasser gesichert und arbeitet gegebenenfalls sogar im Inselbetrieb. Sie dient der Reinigung und Beseitigung des im rechtsrheinischen Bereich Bonns anfallenden Abwassers. Dieser Bereich umfasst die Ortsteile Beuel, Küdinghoven, Limperich, Ramersdorf, Schwarz-Rheindorf, Vilich-Rheindorf, Vilich, Geislar, Vilich-Mühldorf, Pützchen, Bechlinghoven, Kohlkaul, Holzlar, Heidebergen, Gielgen, Roleber, Niederholtorf, Oberholtorf, Ungarten sowie in der Stadt Sankt Augustin die Einrichtungen der Bundespolizei im Ortsteil Hangelar.
An einem Tag ohne Regen gelangen jede Sekunde bis zu 265 Liter Abwasser über die Kanalisation in die Kläranlage. Pro Tag sind das in der Regel kaum vorstellbare 9.700.000 Liter. Umgerechnet sind das 808 Tankwagen, wie viele sie von der Ölanlieferung fürs Eigenheim kennen. Bei Regen wird diese Menge noch weit überschritten. 531 Liter werden pro Sekunde biologisch gereinigt. Der darüber hinausgehende Anteil von bis zu 2.469 Litern je Sekunde wird in den Regenüberlaufbecken mechanisch gereinigt.
Die Kläranlage im Überblick
Basisdaten 2022
Kapazität* |
Ausbaukapazität* |
Anschlussgröße* |
80.000 |
74.000 angeschlossene EW in 2022 |
*in EW=Einwohnerwerten
Abwasserzulauf in m³ pro Tag |
Trockenwetter |
Regenwetter |
|
9.700 |
max. 41.400 |
Jahresabwassermenge Trocken- & Regenwetter in m³ |
5.019.805 |
Aufenthaltszeit (Trockenwetter) |
57 Stunden |
Klärschlammmenge in m³ pro Jahr |
60.000 |
In der Kläranlage Beuel existieren ein Regenrückhaltebecken und zwei Regenüberlaufbecken. Sie nehmen bei Regenwetter das plötzlich in großen Mengen anfallende Abwasser auf, um es nach Wetterberuhigung von dort zur gezielten Reinigung in die Vorklärung zu pumpen.
- Ort
Ort
Kläranlage Beuel
Im Niederfeld 1
53225 Bonn
Kläranlage Duisdorf
Die Kläranlage Duisdorf nimmt das Abwasser aus den Bonner Ortsteilen Duisdorf und teilweise Lengsdorf sowie aus den Ortsteilen Witterschlick, Volmershoven, Gielsdorf, Impekoven und Oedekoven der Gemeinde Alfter auf.
Die Kläranlage im Überblick
Basisdaten 2009
Kapazität in EW = Einwohnerwerten |
Ausbaukapazität* |
Anschlussgröße* |
36.250 |
31.000 angeschlossene EW in 2022 |
*in EW=Einwohnerwerten
Abwasserzulauf in m³ pro Tag |
Trockenwetter | Regenwetter |
4.800 |
max. 22.400 |
Jahresabwassermenge Trocken- & Regenwetter in m³ |
2.514.542 |
Aufenthaltszeit (Trockenwetter) |
57 Stunden |
Klärschlammmenge in m³ pro Jahr |
1.600 |
Wissenswertes und Erstaunliches
Die Kläranlage Duisdorf liegt zwischen Wohnbebauung und Bachlandschaft und muss deshalb höchste Anforderungen an die Vermeidung von Geräusch- und Geruchs-Emissionen erfüllen.
Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass an einem Tag ohne Regen jede Sekunde bis zu 143 Liter Abwasser über die Kanalisation hierhin gelangen.
Üblicherweise kommen pro Tag 4.800.000 Liter in der Kläranlage an. Umgerechnet sind das 400 Tankwagen, wie viele sie von der Ölanlieferung fürs Eigenheim kennen.
Darüber hinaus wird in der Kläranlage Duisdorf Strom erzeugt – mithilfe eines Blockheizkraftwerkes und einer Solaranlage. Die Fotovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt pro Jahr ca. 12.500 kWh, die zur Teilversorgung der Kläranlage genutzt werden.
- Ort
Ort
Kläranlage Duisdorf
Weidenpeschweg
53123 Bonn
Kläranlage Bad Godesberg
Die Kläranlage Bad Godesberg liegt mitten im Rheinauenpark. Sie ist von einem Grüngürtel umgeben, für Spaziergänger*innen ist die ins Grün eingebettete Technik kaum zu bemerken. Die Kläranlage dient der biologischen Reinigung der Abwässer aus den Bonner Ortsteilen Bad Godesberg, Friesdorf, Plittersdorf, Rüngsdorf, Muffendorf, Heiderhof, Lannesdorf und Mehlem sowie aus den Wachtberger Ortsteilen Berkum, Kürrighoven, Gimmersdorf, Oberbachem, Niederbachem und Ließem.
Insgesamt werden in der Kläranlage Bad Godesberg pro Jahr 5.200.000 Kubikmeter schmutziges Wasser gereinigt (also weit mehr als 5 Milliarden Liter Wasser). Bei trockenem Wetter bewältigt die Anlage bis zu 375 Liter Schmutzwasser in der Sekunde, bei Regenwetter sind es 800 Liter Schmutzwasser pro Sekunde vermischt mit Niederschlagswasser von rund 880 Hektar befestigter Fläche.
Die Kläranlage im Überblick
Basisdaten 2022
Kapazität in EW = Einwohnerwerten |
Ausbaukapazität* |
Anschlussgröße* |
110.000 |
108.000 angeschlossene EW 2022 |
*in EW=Einwohnerwerten
Abwasserzulauf in m³ pro Tag | Trockenwetter | Regenwetter |
14.100 |
max. 65.000 |
Jahresabwassermenge Trocken- & Regenwetter in m³ |
8.500.00 |
Aufenthaltszeit (Trockenwetter) |
65 Stunden |
Klärschlammmenge in m³ pro Jahr |
90.400 |
Wissenswertes und Erstaunliches
Die Kläranlage Bad Godesberg muss höchste Anforderungen an die Vermeidung von Geräusch- und Geruchs-Emissionen erfüllen.
Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass an einem Tag ohne Regen jede Sekunde bis zu 375 Liter Abwasser über die Kanalisation hierhin gelangen. Üblicherweise kommen pro Tag kaum vorstellbare 14.100.000 Liter in der Kläranlage an. Umgerechnet sind das 1.175 Tankwagen, wie sie viele noch von der Ölanlieferung ins Eigenheim kennen.
In der Kläranlage Bad Godesberg existieren zwei Regenüberlaufbecken. Sie nehmen bei Regenwetter das plötzlich in großen Mengen anfallende Abwasser auf, um es nach Wetterberuhigung von dort zur gezielten Reinigung in die Vorklärung zu pumpen.
- Ort
Ort
Kläranlage Bad Godesberg
Martin-Luther-King-Straße
53175 Bonn
Klärschlammentsorgung
Auf der Kläranlage Salierweg befindet sich die zentrale Klärschlammbehandlung aller vier Bonner Kläranlagen. Der unausgefaulte Klärschlamm aus den Kläranlagen Beuel und Bad Godesberg gelangt über Druckleitungen zur Kläranlage Salierweg und wird zusammen mit dem Schlamm der Anlage Salierweg in die Faultürme gegeben. Hier fault der Schlamm bei 37 Grad Celsius circa 30 Tage aus. Anschließend wird der Schlamm über Zentrifugen entwässert und der Klärschlammverbrennungsanlage zugeführt. Ebenso zugeführt wird der schon ausgefaulte und entwässerte Klärschlamm aus der Kläranlage Duisdorf.
Bei der Klärschlammverbrennungsanlage Bonn-Salierweg handelt es sich um eine Monoverbrennungsanlage. Sie verfügt über zwei baugleiche Wirbelschicht-Öfen mit jeweils nachfolgenden eigenständigen Abgas-Reinigungslinien. Die Wirbelschicht-Öfen werden im Wesentlichen mit dem im Faulturm entstandenen Faulgas betrieben. Die Abgasreinigung besteht aus drei Stufen, beginnend mit einem Elektrofilter zur Staub-Abscheidung. Im nachfolgenden Rückstromwirbler gerät das Abgas in innigen Kontakt mit einer Wirbelschicht aus zudosiertem Kalkhydrat und Herd-Ofenkoks, an der die Schadstoffe chemisch oder adsorptiv gebunden werden.
Danach werden die Flug-Aschereste sowie die festen mit Schadstoffen beladenen Reaktionsprodukte im Gewebefilter abgeschieden. Dabei wirkt eine Schicht aus Reaktionsprodukten und Adsorbentien, die sich auf dem Gewebefilter bildend, als zusätzliche Filterschicht. Das gereinigte Rauchgas wird anschließend über einen Kamin abgeblasen.
Die anfallende Abwärme wird zur Beheizung der Faultürme und der Betriebsgebäude verwendet. In Silos werden die Reststoffe sowie Asche zwischengelagert. Diese werden mit Lastwagen abgeholt und dienen zur Stabilisierung von Bergwerks-Stollen.
Qualitätssicherung
Die Bonner Abwasser-Einleitungen in den Rhein sind durch Erlaubnisbescheide der Oberen Wasserbehörde geregelt. Darin sind insbesondere die einzuhaltenden Überwachungswerte der wesentlichen Parameter festgeschrieben. Die Überwachung der Einleitungsbedingungen wird regelmäßig von der staatlichen Wasserbehörde durchgeführt, die auch selbst die Proben in den Kläranlagen-Abläufen entnimmt, im Labor analysiert und die Ergebnisse mitteilt.
Parallel dazu besteht die Eigenüberwachungspflicht des Einleiters aufgrund der gesetzlichen Selbstüberwachungsverordnung. Darin sind umfangreiche, turnusmäßige, chemische und physikalische Bestimmungen der Abwasser-Eigenschaften in verschiedenen Reinigungsstufen der Kläranlagen vom Zulauf bis zum Ablauf geregelt.
Zur Erfüllung dieser Eigenüberwachungspflicht und zur Dokumentation der qualitätsgesicherten Abwasserbehandlung betreibt die Stadt Bonn je ein Betriebslabor auf den vier Kläranlagen sowie ein Zentrallabor. Die Qualitätssicherung beginnt jedoch bereits bei der Einleitung von den Grundstücken im Stadtgebiet in die öffentliche Abwasseranlage. Hierzu führt die Stadt die sogenannte Indirekt-Einleiterüberwachung durch, damit schädliche Einleitungen ferngehalten werden sollen.