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60 Bronzebücher im Pflaster des Bonner Marktes fungieren als „Lese-Zeichen“ und sind Teile des Erinnerungsmals Bücherverbrennung. Am Jahrestag des 10. Mai 1933 wird eine ebenfalls in den Boden eingelassene Büchertruhe gehoben und aus den darin befindlichen Werken zitiert.
Am 10. Mai 2013 wurde zum Gedenken an den 80. Jahrestag der Bücherverbrennung ein Erinnerungsmal auf dem Bonner Marktplatz übergeben. Dieses wurde ermöglicht durch die Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen und durch bürgerschaftliches Engagement von Kirchen, Vereinigungen sowie durch zahlreiche Bürger*innen aus Bonn und der Region. Der damalige Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und Professor Jürgen Fohrmann, seinerzeit Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität, hatten die Bürger*innen nach einem Ratsbeschluss 2010 um finanzielle Unterstützung für das Erinnerungsmal gebeten. Insgesamt wurden mehr als 20.000 Euro gespendet. Die Entstehung des Mahnmals zum Jahrestag der Bücherverbrennung geht zurück auf eine Initiative von Herrn Wolfgang H. Deuling.
Das Denkmal
Der Initiator des Erinnerungsmals, Wolfgang H. Deuling, regte einen Kunstwettbewerb an. Über eine Broschüre sollten Künstlerinnen und Künstler animiert werden, Entwürfe einzureichen. Eine 16-köpfige Jury bildete das Auswahlgremium, das die Entscheidung für den Kulturausschuss vorbereitete.
Mitglieder dieses Gremiums waren unter anderem der damalige Kulturdezernent, der Intendant des Kunstmuseums, der Leiter des Stadtarchivs, die Leiterin der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus, der Initiator und die kulturpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Ratsfraktionen.
Auf die Einladung zum Wettbewerb haben zehn Künstler*innen reagiert. Wolfram Kastner, das Künstlerteam Andreas Knitz und Dr. Horst Hoheisel, Wolfgang Nestler und Alois Schüller legten der Jury letztendlich Entwürfe vor. Das Auswahlgremium entschied sich einvernehmlich für den gemeinsamen Entwurf der Künstler Andreas Knitz und Dr. Horst Hoheisel.
Ihr Erinnerungsmal besteht aus über den Bonner Markt verstreuten „Lese-Zeichen“. Diese im Pflaster eingelassenen Bronzebücher enthalten auf dem Rücken Titel und Namen von Autor*innen der von den Nationalsozialisten am 10. Mai 1933 verbrannten Bücher. Die zunächst zufällig auf dem Platz verteilten „Lese-Zeichen“ verdichten sich an der Stelle vor der Treppe des Alten Rathauses, an der die Bücher verbrannt wurden.
Zusätzlich dazu ist eine wetterfeste Büchertruhe in den Platz eingelassen. In ihr wird eine Büchersammlung von Autor*innen aufbewahrt, deren Werke hier verbrannt wurden. Die Inschrift der Truhe benennt das Ereignis und weitere Autor*innen von verbrannten Büchern.
Zur Erinnerung an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 veranstaltet die Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum Bonn e.V. in Kooperation mit der Stadt Bonn und weiteren Partnern jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung auf dem Bonner Marktplatz. Dabei wird die Büchertruhe geöffnet und aus den Büchern der verfolgten Autor*innen zitiert. Anschließend werden die Bücher verschenkt, die Truhe wird mit anderen Werken befüllt und bis zum nächsten Jahr verschlossen. Das Denk-Mal wird somit zum Lese-Mal.
Zum Hintergrund der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 sahen sich unter anderem jüdische, pazifistische, sozialdemokratische und kommunistische Schriftsteller*innen einer verstärkten Verfolgung ausgesetzt. Die erste große Aktion gegen diese begann im April 1933 in einer vom „Hauptamt für Presse und Propaganda der Deutschen Studentenschaft“ organisierten reichsweiten vierwöchigen „Aktion wider den undeutschen Geist“.
Zum Auftakt der Kampagne wurden am 12. April 1933 die „12 Thesen wider den undeutschen Geist“ veröffentlicht. Die Deutsche Studentenschaft lieferte dazu begleitende Artikel für Zeitungen und Zeitschriften und organisierte Vorträge in der Öffentlichkeit und im Radio, um über die Ziele der Kampagne „aufzuklären“ und die betroffenen Autor*innen zu diffamieren. Am 26. April 1933 begann die Sammlung von „zersetzendem Schrifttum“, und am 9. Mai wurden die „Feuersprüche“ versandt als Grundlage für eine reichseinheitliche Gestaltung der Bücherverbrennungen.
Das „Hauptamt der Deutschen Studentenschaft“ verteilte so genannte „Schwarze Listen“ mit Autorennamen und Werken. Alle Studierenden wurden aufgefordert, ihre privaten Bibliotheken und die von Bekannten zu „säubern“; Universitäts- und Institutsbibliotheken, öffentliche Büchereien und Buchhandlungen sollten durchsucht werden. Auch die Bonner Studentenschaft beteiligte sich an der Kampagne.
Insgesamt sind für das Frühjahr 1933 deutschlandweit mehr als 50 Bücherverbrennungen dokumentiert. Allein am Abend des 10. Mai 1933 fanden Bücherverbrennungen an 22 Hochschulorten statt, darunter auch vor dem Bonner Rathaus. Welche Bücher in Bonn verbrannt wurden, ist nicht mehr nachvollziehbar. Die Liste der verfemten Autor*innen, deren Bücher verbrannt wurden, ist lang und umfasst etwa 450 Namen. Im Laufe der Zeit wurde die Liste der verbotenen Bücher noch um lokale Schriftsteller*innen und wissenschaftliche Publizisten erweitert. Fast die gesamten Autor*innen deutscher Gegenwartsliteratur gingen ins Exil, andere wurden später in Konzentrationslager verschleppt oder mit Publikationsverboten belegt.