Juni 2013: Sommer in Sicht
Der Schaufelraddampfer „Stolzenfels“ ist die Attraktion am Ufer der Godesberger Bastei im Frühsommer des Jahres 1906. Zahlreiche Familien aus Godesberg und der Umgebung nutzen das schöne Wochenendwetter für einen Spaziergang an der Rheinpromenade. Das Foto stammt von Daniel Friedrich Voigt (1864-1934). Voigt hatte ursprünglich das Schusterhandwerk erlernt und zählte später zu wichtigsten Fotografen Bad Godesbergs (9,5 x 14,4 cm).
Juli 2013: Abiturzeitungen
Die Abiturzeit – die wohl stressigste Phase im Leben eines Gymnasiasten. Die Abiturzeitung ist eine der positiven Seiten dieser Zeit. Die Erinnerungen an die gemeinsam durchgestandene Schulzeit, die Verhaltenstipps für die nachfolgenden Jahrgänge und der kritische Rückblick auf die Schule, den Unterricht und die Lehrer gehören zu den zeitenüberspannenden Inhalten einer typischen Abiturzeitung. Über die Jahrzehnte ändern sich jedoch die gesetzten Schwerpunkte in den Zeitungen. Sie passen sich dem Zeitgeist an und spiegeln die momentane Schul- und Jugendkultur wider.
Abiturzeitungen können als eine wichtige zeitgeschichtliche Quelle fungieren, auch für die Stadtgeschichte. Das Stadtarchiv Bonn besitzt eine Sammlung Bonner Abiturzeitungen und möchte diese durch weitere Exemplare vergrößern. Daher würde sich das Stadtarchiv Bonn über Zusendungen von alten oder ganz neuen Abiturzeitungen, in Papierform oder digitalisiert, freuen.
Ansprechpartnerin: Frau Meyer
Adresse: Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn, Berliner Platz 2, 53103 Bonn
E-Mail-Adresse: stadtarchivbonnde
August 2013: Sioux-Indianer in Bonn
1930 besucht der Zirkus Sarrasani Bonn und bietet dem Publikum eine Show, in der 20 Angehörige des Sioux-Stammes aus Nordamerika die Hauptrolle spielen. Die Abbildung zeigt einen Brief aus der Korrespondenz zwischen dem Zirkus und der Stadt Bonn. Zu sehen ist der aufwendige Briefkopf, auf dem die Mitwirkenden der Wild West Show dargestellt sind (Stadtarchiv Bonn Pr 20/412).
September 2013: „Ein Gruß vom Rhein“
Zum Herbstbeginn des Jahres 2013 und im Wagner-Jahr möchten wir Ihnen eine Ansichtskarte aus unserer Postkartensammlung vorstellen: Hierbei handelt es sich um eine hochformatige Werbe-Postkarte mit den Maßen 9x14 cm der Firma Söhnlein. Sie entstand um das Jahr 1930 im Mehrfarben-Rasterdruck. Eine fröhliche Winzerin prostet uns auf einem idyllischen Weinberg „Einen Gruß vom Rhein“ zu. Der Ausblick zeigt das romantische Rheintal am Drachenfels in Königswinter.
Die Sektmarke „Rheingold“ wurde bereits im Jahr 1876 als erste deutsche Sektmarke in das deutsche Markenregister eingetragen. Johann Jacob Söhnlein verwendete die Bezeichnung für seinen Sekt aufgrund seiner Bewunderung für Richard Wagners „Ring des Nibelungen“.
Ansprechpartnerin: Julia Zuber, stadtarchivbonnde
Oktober 2013: Der Bonner Studentenbunker in der Trierer Straße
Studenten bewohnten diese fensterlose Hochbunkeranlage, da in diesen Jahren Wohnraum sehr knapp war.Im Februar 2011 fand in Bad Godesberg im „Haus an der Redoute“ eine Ausstellung der Fotografin Käthe Augenstein (1899-1981) statt. Hier wurde erstmals eine Auswahl des umfassenden OEuvres der Bonner Künstlerin ausgestellt. Der fotografische Nachlass von Augenstein gehört zu den besonders wertvollen Beständen des Bonner Stadtarchivs.
In diesem Herbst wandert die Ausstellung nach Berlin, wo sie „Im verborgenen Museum“ ab dem 25. Oktober gezeigt wird und dort bis zum 9. Februar 2014 zu sehen ist. Käthe Augensteins schwarz-weiß Foto „Der Bonner Studentenbunker in der Trierer Straße“ aus dem Jahre 1949 ist Teil einer Fotoserie, in der sie das Studentenleben der Nachkriegsjahre dokumentiert.
Augenstein beschreibt ihr Foto sehr treffend: „Kleiner als Sträflingszellen, aber unvergleichlich wohnlicher und persönlicher sind die Wohnkojen im Bonner Studentenbunker. Mediziner und Chemiker zeichnen sich hier nicht selten ganze Seiten aus dem Lehrbuch an die Wand – als Examensvorbereitung.“
November 2013: Bonn im November 1913
Beim Blättern im Bonner General-Anzeiger vom 16. November 1913 fanden wir die hier gezeigte Konzertankündigung zwischen ganz alltäglichen Nachrichten aus „Nah und Fern“ und unzähligen Annoncen, die für diverse Waren wie „Gute Hunde“, „Prima Kartoffeln“, die „Neueste Herbstmode“ oder „Frische Heringe“ werben. Alles scheint ruhig und in jahreszeitgemäßer Ordnung in Bonn zu sein.
Das Programm des zum 19. November 1913 (Buß- und Bettag) angekündigten Konzertes des Bonner Männer-Gesang-Vereins spiegelt die damals aktuellen politischen Strömungen und Ideen wider und lässt uns an die kommenden düsteren Ereignisse denken. Der Gesangverein präsentiert ein Programm, das im Zeichen des Gedenkens an die Helden der Völkerschlacht bei Leipzig (16.10.- 19.10.1813) steht – 1913 wurde das Völkerschlachtdenkmal eingeweiht.
Von Stolz erfüllt erinnert man an den Kampf Preußens gegen die französische Herrschaft in Deutschland. In der entscheidenden Schlacht der Befreiungskriege wurde Napoleon übrigens die Niederlage durch ein Bündnis aus Russland, Preußen, Österreich und Schweden beigebracht.
An dieser Stelle möchten wir gerne auf eine Besonderheit der Stadthistorischen Bibliothek aufmerksam machen. Neben dem umfangreichen Bonner Zeitungsbestand (seit den 1770er Jahren) steht eine umfangreiche Zeitungsausschnittsammlung zur Verfügung, die bis 1899 zurückgeht. Sie ist leicht benutzbar und oft die einzige Quelle zu einer historischen Begebenheit. Als schneller Einstieg in ein Thema ist sie von unschätzbarem Wert.
Dezember 2013: Wintergruß auf „Rheinisch“: Jeck mit Schneemann
Seinen ganz eigenen rheinischen Wintergruß entwarf André Osterritter (1906-1957) mit dieser farbenfrohen Karikatur vor etwa 60 Jahren. Der in Bonn geborenen Maler, Grafiker und Karikaturist, der sich bereits in den 1930er/40er Jahren an Gemäldeausstellungen, u.a. im Städtischen Museum „Villa Obernier“, beteiligt hatte, gelangte insbesondere durch seine späteren Karikaturarbeiten zu regionaler Bekanntheit. Einen Namen machte er sich in der jungen Bundeshauptstadt vor allem durch seine Plakatentwürfe für den Festausschuss Bonner Karneval sowie die Veröffentlichungen seiner Karikaturen in Bonner und anderen Zeitungen.
In seinen bissig-humorvoll in Szene gesetzten Zeichnungen griff er nicht selten stadtaktuelle (Reiz-)Themen wie etwa den Bau der neuen Bonner Rheinbrücke 1949, den „Reklame- und Schilderwald im Bonner Wirtschaftswunder“ oder die Müllproblematik der werdenden Großstadt auf. Mit seinem Zeichentalent bedachte Osterritter, der ab 1948 Grafiker im Stadtplanungsamt war, sogar sein engstes Berufs- und Kollegenumfeld, dem sich zahlreiche Glückwunschkarten des Nachlassbestandes widmen. André Osterritter starb am 8. August 1957 in Mehlem.
Ansprechpartner für Sammlungen/Nachlässe: Markus Ernzerhoff, markus.ernzerhoffbonnde