Juni 2024: Einladungskarte zum Richtfest des Alten Rathauses
Aus der Feder des Bonner Karikaturisten und Grafikers André Osterritter
Es sind vor allem die Zeichnungen auf der in der Sammlung der Einblattdrucke im Stadtarchiv verwahrten, leporello-artig gefalteten Einladungskarte zum Richtfest des Alten Rathauses, die ins Auge fallen. Sie stammen aus der Feder des Bonner Karikaturisten und Grafikers André Osterritter (1906-1957), der ab 1948 maßgeblich das grafische Erscheinungsbild der neu entstehenden Bundeshauptstadt prägte. Die Zeichnung der Titelseite zeigt das Rathausgebäude mit offenem Dachstuhl und einem Richtkranz.
Wichtiger Schritt zum Wiederaufbau des Rokokobaues
Auf einer weiteren Seite der Karte findet man neben den Programmpunkten einen feiernden Zimmermann abgebildet. Mit der Aufstellung des Dachstuhls im Juni 1949 war ein wichtiger und symbolträchtiger Schritt zum Wiederaufbau des 1737/38 errichteten Rokokobaues vollzogen.
Das Alte Rathaus war 1944 infolge von Bombentreffern bis auf die Außenmauern niedergebrannt. Erst 1948 begann man mit der Entrümpelung der mittlerweile zugewachsenen Ruine und 1949 startete der Wiederaufbau des Gebäudes. Die Außenfassade, in Stil des Rokokos, wurde wiederhergestellt – wenn auch mit weniger Prunk. Die Innenräume wurden vollständig neu verteilt und in ihrer Gestaltung und Ausstattung zeitgemäß angepasst.
Offizielles Richtfest am 30. Juni 1949
Der üblichen Anbringung eines Richtstraußes auf dem fertiggestellten Dachstuhl durch die Maurer und Zimmerleute, die das Alte Rathaus wiederaufbauten, folgte einige Tage später das offizielle Richtfest am 30. Juni 1949, veranstaltet von der Stadt Bonn als Bauherrin. Die Feier begann um 15:30 Uhr und umfasste neben musikalischen Beiträgen, gespielt von einem Waldhornquartett des städtischen Orchesters, Ansprachen des Leiters des städtischen Hochbauamtes, des Baumeisters sowie des damaligen Oberbürgermeisters Peter Stockhausen. Im Anschluss traf man zu einer schlichten Nachfeier im (noch fensterlosen) Saal des Rathauses zusammen.
Altes Rathaus als Kulisse für die erste Ansprache von Bundespräsident Theodor Heuss
Nur zweieinhalb Monate nach dem Richtfest diente das Alte Rathaus als Kulisse für die erste Ansprache des frisch gewählten ersten Bundespräsidenten der jungen Bundesrepublik, Theodor Heuss.
Es waren auch in den folgenden Jahrzehnten vor allem prominente Besucher, hochrangige Politiker und Staatsgäste der Bundesrepublik, die das Bonner Rathaus mit seiner Freitreppe als Wahrzeichen der Bundeshauptstadt prägten.
Die Stadtverwaltung bezog die Räumlichkeiten erst Mitte 1950, nach der vollständigen Beendigung der Wiederaufbauarbeiten.