Er war ein ganz besonderer Tag für Bonn, dieser 24. April 1737. Der gesamte Hofstaat und die Repräsentanten der Stadt hatten sich auf dem Markt eingefunden, eine Parade der Bürgergarde zog über den Platz – und zwölf Böllerschüsse hallten durch die Luft: Kurfürst Clemens August legte feierlich den Grundstein für das Bonner Rathaus.
Diese Zeremonie ist jetzt mehr als 275 Jahre her. Der wohl aus dem späten Mittelalter stammende Vorgängerbau hatte an selber Stelle gestanden, der aber nach der Zerstörung der Stadt im Jahre 1689 offensichtlich nicht in zufriedenstellender Weise wiederhergestellt worden war.
Für das heutige, prachtvolle Haus im Stil des Rokoko, das in den Jahren 1737 und 1738 erbaut wurde, zeichnete Hofbaumeister Michel Leveilly verantwortlich. Allerdings: Beim Bezug 1738 war das Gebäude noch längst nicht fertig gestellt. Es fehlte am Geld, und so konnte die Fassade erst 1779 vollendet werden. Bei der Gestaltung des Alten Rathauses orientierte sich der französische Architekt Leveilly am 1735 umgestalteten Schloss Augustusburg in Brühl.
1794 einen „Freiheitsbaum“ errichtet
Am 12. Oktober 1794, vier Tage nach der Einnahme der Stadt durch französische Revolutionstruppen, wurde vor dem Rathaus ein „Freiheitsbaum“ errichtet – mit Jakobinermütze und Trikolore geschmückt. Und auch in Zusammenhang mit der Märzrevolution spielte das Alte Rathaus eine Rolle: Am 20. März 1848 endete ein Festumzug auf der Rathaustreppe. Gottfried Kinkel hielt eine begeisternde Rede mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne in der Hand, die er anschließend an Oberbürgermeister Joseph Oppenhoff übergab.
Bis in die heutige Zeit ist Bonns „gute Stube“, wie das Alte Rathaus liebevoll genannt wird, Schauplatz bedeutender Ereignisse. Persönlichkeiten aus aller Welt traten in der Vergangenheit auf der imposanten Freitreppe vor die Bonner Bevölkerung.
1944 bis auf die Außenmauern abgebrannt
Gerade in Bonns Zeiten als Bundeshauptstadt verging kaum ein Monat, in dem das Alte Rathaus – am 18. Oktober 1944 war es nach einem Luftangriff bis auf die Außenmauern abgebrannt; 1949 begannen die Bonner mit dem Wiederaufbau, der 1950 abgeschlossen wurde – nicht in den Tageszeitungen und im Fernsehen zu sehen war. Der französische Staatspräsident Charles de Gaulle, US-Präsident J.F. Kennedy und der sowjetische Staats- und Parteichef Michael Gorbatschow, um nur drei von vielen, vielen Persönlichkeiten aus aller Welt zu nennen, trugen sich während ihrer Staatsbesuche in Deutschland im Alten Rathaus in das Goldene Buch der Stadt ein.
Dass das Alte Rathaus am Markt – ein beliebtes Fotomotiv – heute wieder im Glanz erstrahlt, ist der aufwendigen Sanierung in den Jahren 2010 und 2011 zu verdanken. Insgesamt wurden 5,8 Millionen Euro, überwiegend aus Mitteln des Konjunkturpakets II der Bundesregierung, investiert.
Auch in Zukunft soll das prachtvolle Rokoko-Gebäude ein Schmuckstück und ein Aushängeschild der Stadt sein. Dafür setzen sich der 2009 gegründete Verein Altes Rathaus und die Stadt gemeinsam ein.