Hitzewellen wie in den Jahren 2015, 2018 und 2022, Starkregen und Überflutungen im großen Ausmaße im Jahr 2021 sowie eine seit 2018 anhaltende Dürreperiode verdeutlichen, dass eine klimaangepasste Stadtentwicklung immer wichtiger wird.
Besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels sind versiegelte und wenig begrünte sowie stark verdichtete Stadtgebiete. Hier wird es im Sommer besonders heiß, hier kann kein Regenwasser im Boden versickern und gespeichert werden.
In Bonn werden daher kontinuierlich seit mehreren Jahren Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas sowie der Starkregen- und Hochwasservorsorge umgesetzt. Auch die Trockenheitsvorsorge rückt vermehrt in den Fokus. Für eine klimaangepasste Stadtentwicklung sind jedoch große Umgestaltungen und Investitionen nötig, die nicht von heute auf Morgen umgesetzt werden können. Um das Potenzial dennoch ausschöpfen zu können, bemüht sich die Stadt Bonn Fördermöglichkeiten des Landes und des Bundes zu nutzen und auf diese Weise kommunale Haushaltsmittel für die Realisierung von Maßnahmen in Bonn zu ergänzen.
Wichtige Maßnahmen in der Klimaanpassung sind vor allem Entsiegelung und Begrünung von Flächen und an Gebäuden sowie vermehrte Neupflanzungen von Bäumen, da sie das Stadtklima verbessern und zur Minderung der Auswirkungen von Wetterextremen beitragen.
Starkregenvorsorge: Die Stadt berät umfassend
Zur Vermeidung von Schäden durch Starkregen und Überflutungen werden außerdem an den Bonner Bächen Schutzmaßnahmen wie die Renaturierung der Bachläufe, die Schaffung von Retentionsflächen oder auch Entlastungsbauwerke realisiert. Trotz aller Anstrengungen, die getroffen werden können, gibt es keinen hundertprozentigen Schutz vor den Folgen von Starkregen. Daher ist es umso wichtiger, dass Gebäudeeigentümer*innen Eigenvorsorge treffen. Hierzu bietet die Stadt Bonn ein umfassendes Beratungsangebot.
Entsiegelung und Begrünung auf städtischen Flächen und Gebäuden
Auch auf den eigenen Flächen sowie an den eigenen Gebäuden hat die Stadt Bonn die direkte Möglichkeit aktiv zu werden. Für den Neubau von städtischen Gebäuden sind Standards festgesetzt, die auch Maßnahmen des Klimaschutzes sowie der Klimaanpassung aufgreifen wie beispielsweise die Dach- und Fassadenbegrünung. Auf städtischen Grünflächen werden ebenfalls Maßnahmen zur Klimaanpassung umgesetzt. Ein Beispiel ist der Pocket-Park in der Von-Witzleben-Straße, welcher durch Entsiegelung und naturnahe Begrünung auch stadtklimatisch aufgewertet wurde.
Mit 86 Prozent liegt der Großteil der Grundstücke und Gebäude in Bonn jedoch in privater Hand. Über das Planungsrecht hat die Stadtverwaltung die Möglichkeit Dritten gegenüber verbindliche Vorgaben für den Neubau zu setzen. Standardmäßig werden in Bonn auf dafür geeigneten Dachflächen extensive Dachbegrünungen in Kombination mit Photovoltaikanlagen gefordert. Zudem werden je nach Eignung weitere Maßnahmen wie Fassadenbegrünungen oder Baumpflanzungen per Festsetzung geregelt.
Im privaten Bestand setzt die Stadt Bonn zur Unterstützung des klimagerechten Umbaus auch auf Informations- und Beratungsangebote sowie Förderprogramme. Die Förder- und Beratungsangebote zu Begrünung und zu Photovoltaik-Anlagen sowie die Beratungsangebote der Bonner Energie Agentur (Öffnet in einem neuen Tab) zur energetischen Sanierung von Gebäuden sind bei privaten Eigentümer*innen seit mehreren Jahren stark nachgefragt.
Mit der im Herbst 2023 durchgeführten Obstbaumaktion vergibt die Stadt Bonn 1.000 junge Obstbäume an interessierte Bürger*innen und fördert damit neben der Erhöhung der Biodiversität auch die Klimaanpassung auf privaten Flächen.
Zur koordinierten und zielgerichteten Umsetzung von Maßnahmen zur Klimaanpassung bedarf es eines konzeptionellen Rahmens. Erste konzeptionelle Arbeiten zur Klimaanpassung fanden in Bonn 2013 im Rahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes statt. Der Fokus lag auf der Fragestellung, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um Belange der Klimaanpassung verstärkt in der Stadtentwicklung berücksichtigen zu können. Aus dieser Fragestellung heraus entwickelten sich unter anderem die Projekte ZURES und MUTABOR.
Während in ZURES (Zukunftsorientierte Vulnerabilitäts- und Risikoanalysen als Instrument zur Förderung der Resilienz von Städten und urbanen Infrastrukturen) mit Erstellung einer Stadtklimaanalyse räumliche Handlungsprioritäten für die Hitzevorsorge ermittelt wurden und mit der Planungshinweiskarte ein wichtiges Instrument für die Stadtplanung zur Ersteinschätzung von stadtklimatischen Belangen erstellt wurde, befasst sich MUTABOR (Mikroskalige Untersuchung und Aktivierung der technischen und planerischen Anpassungskapazität der Stadt Bonn zur Reduzierung des Hitzestresses) mit den Handlungsmöglichkeiten und dem Anpassungspotenzial in Bonn im Bereich Hitze. Im Rahmen des Projekts wurde ein Maßnahmenkatalog zusammengestellt, der anschließend auf seine Kühlwirkung im Stadtgebiet untersucht wurde.
Entwicklung zur Schwammstadt
Wie bereits erwähnt ist ein hoher Grünanteil der Schlüssel zur klimaresilienten Stadtentwicklung. Das Thema Trockenheit ist daher von großer Relevanz. Aufgrund der Zunahme der aufeinanderfolgenden Trockentagen sowie einem erhöhten oberflächigen Wasserabfluss entweicht das Wasser dem lokalen Wasserhaushalt, weshalb die Vegetation gerade in den Sommermonaten immer häufiger unter Trockenheit leidet. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, erarbeitet die Stadt Bonn derzeit ein Konzept zur wassersensiblen Stadt nach Vorbild der Schwammstadt.
Seit August 2023 wird ein durch das Bundesumweltministerium gefördertes Klimaanpassungskonzept als systematischer Überbau für die Aktivitäten der Stadt Bonn in der Klimaanpassung erarbeitet. Der Fokus des Konzepts liegt unter anderem auf der Bilanzierung der bereits durchgeführten Projekte sowie der Identifizierung von Handlungsschwerpunkten. Mit einer umsetzungsorientierten Maßnahmenagenda soll die Klimaanpassung in Bonn konkretisiert und schrittweise im Stadtgebiet umgesetzt werden.
Um möglichst das gesamte Stadtgebiet wirksam klimaangepasst zu entwickeln, ist die Mitwirkung von Bürger*innen und weiteren Akteur*innen wie Wohnungsbaugesellschaften, Trägern öffentlicher Gebäude etc. von großer Bedeutung. Im Rahmen der Erstellung des integrierten Klimaanpassungskonzepts ist daher eine Öffentlichkeitsbeteiligung geplant, die auch die Beteiligung verschiedener Stakeholder beinhaltet. Der Beteiligungsprozess zum Klimaanpassungskonzept wird im Frühjahr 2024 starten. Mit Blick auf die immer drängendere Notwendigkeit zur Klimaanpassung braucht es neben den städtischen Aktivitäten eine breite Mitwirkung und Unterstützung aller erforderlichen Akteur*innen und Stakeholder.