In mehreren Bauabschnitten wird die Bundesstadt Bonn die Rheinuferpromenade zwischen den Straßen Rosental und Zweiter Fährgasse umgestalten. Jetzt hat die Stadtverwaltung der Politik die Entwurfsplanung für den Umbau des ersten Bauabschnitts zwischen Josefstraße und Alter Zoll vorgelegt. Stimmt der Rat den Plänen nach Beratung in den Fachausschüssen und der Bezirksvertretung Bonn am 12. Dezember 2023 zu, werden noch in diesem Jahr die ersten vorbereitenden Maßnahmen starten. Mit den eigentlichen Baumaßnahmen soll dann, nach der Hochwassersaison am Rheinufer, im zweiten Quartal 2024 begonnen werden. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Januar 2025 abgeschlossen sein.
„Wir werden das Rheinufer für die Menschen erlebbarer machen. Viel Grün, attraktive Aufenthaltsbereiche und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten sollen die Promenade in Zukunft prägen. Gleichzeitig werden wir mit der baulichen Umgestaltung einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung leisten“, betont Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „In die Planung eingeflossen sind zahlreiche Wünsche von Bürger*innen, die in den vergangenen Monaten bei verschiedenen Beteiligungsformaten geäußert wurden.“
„Für die Bonnerinnen und Bonner ist das Rheinufer genauso Treffpunkt und Erholungsort wie für zahlreiche Besucher*innen der Stadt. Im Rahmen der Umgestaltung wird die Uferpromenade resilienter gegen zunehmende Hitze und Trockenheit. Die Aufenthaltsqualität wird erhöht und die Verbindung zur Innenstadt wird dank der offenen Gestaltung gestärkt“, freut sich Stadtbaurat Helmut Wiesner auf den Beginn der Arbeiten. „Nachdem wir durch die provisorische Verkehrsberuhigung bereits mehr Raum für Rad- und Fußverkehr geschaffen haben, folgt nun der bauliche Umbau als letzter Schritt zur Aufwertung des nördlichen Rheinufers.“
Für die Neugestaltung der Rheinuferpromenade sind – je nach Nutzung - unterschiedliche Wegebeläge vorgesehen. Die Hauptflächen für den Fußverkehr sollen mit Natursteinplatten in verschiedenen Größen in warmen, gelblichen Farbtönen ausgestattet werden. Auch die Gehwege auf der gegenüberliegenden Straßenseite sind mit diesem Belag geplant. Durch die helle Farbigkeit des Natursteins heizen sich die Flächen bei intensiver Sonnenstrahlung nicht stark auf. Die Beleuchtung wird vollständig erneuert. Schlichte Lichtstelen sind vorgesehen, für den Straßenbereich dekorative Mastleuchten. Um ein einheitliches Gesamtbild zu schaffen, werden die gleichen, insektenfreundlichen Modelle eingesetzt, wie sie bereits auf dem Alten Zoll und im Stadtgarten.
Beitrag zur Klimaanpassung
Die Erweiterung der Grünflächen durch Entsieglung von insgesamt 1.300 qm befestigter Fläche und die Bepflanzung mit klimaangepassten Arten leisten wertvolle Beiträge gegen die innerstädtische Hitzeentwicklung. Die zusätzlichen Baumpflanzungen tragen dank Verschattung zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität insbesondere während Hitzeperioden bei.
Ein Fontänenfeld und eine Sitzbank mit Wasserspiel sorgen für Abkühlung, Trinkbrunnen sichern die Wasserversorgung der Besucher*innen. Durch die Verwendung von hellen Materialien als Wegebelag wird eine starke Erhitzung der befestigten Flächen auch in den Sommermonaten verhindert.
Die geplante Fahrradstraße und die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs tragen zur Mobilitätswende bei und ermöglichen einen emissionsarmen Erholungsraum am Rheinufer.
Bereich Stadtgarten/Alter Zoll und Lenné-Parterre
Der Platz im Bereich des Lenné-Parterres bleibt erhalten und wird durch eine Gestaltung weiter gestärkt. Die vorhandene hohe Eibenhecke, die die Gärten zum Straßenraum abgrenzt, wird durch eine niedrige Heckenpflanzung aus Eibe ersetzt. Der bereits hergestellte Zugang vom Ufer in den Stadtgarten in Richtung Universität und Innenstadt wird betont, indem der Promenadenbelag bis an den Aufgang zum Alten Zoll heran verlängert wird. Entlang der Mauern des Alten Zolls und des Stadtgartens sollen neue Grünflächen integriert, Entwässerungsmulden geschaffen und neue Fahrradabstellmöglichkeiten angeordnet werden.
Bereich Vogtsgasse
Großzügige grüne Inseln mit den vorhandenen Bäumen werden den Abschnitt in Höhe der Vogtsgasse prägen. Der Pavillon mit Biergarten und Gastronomie aus den 1950er Jahren, in dem sich auch eine öffentliche Toilette befindet, ist in die Gestaltung integriert. Die Terrasse der Außengastronomie soll in Zukunft von der Uferseite aus über Treppenstufen erreichbar sein; von den Seiten wird es einen barrierefreien Zugang des Terrassenbereichs geben.
Nördlich angrenzend soll unter einem großen Bestandsbaum, der im Sommer Schatten spendet, eine multifunktionale Kinderspielfläche unter dem Motto „Platz der Kinderrechte“ entstehen – mit einem vielfältigen Angebot zum spielerischen Trainieren unterschiedlicher motorischen Fähigkeiten, wie z.B. einen kleinen Balancierparcours, verschiedenen Kletter- und Hangelelemente sowie eine Hängematte. Aber auch Modellierungen des Kunststoffbelages mit unterschiedlich hohen Hügeln, können vielfältig bespielt werden. Großer Wert wurde bei der Gestaltung auf eine barrierefreie Erreichbarkeit aller Elemente gelegt. Auf einer Tafel wird über die 54 Kinderrechtsartikel mit drehbaren Schildern informiert. Eingefasst wird der Spielplatz von einer multifunktionalen Sitzmauer.
In der Nähe des Kinderspielbereiches ist ein Trinkbrunnen vorgesehen. Da die Promenade aufgeweitet wird, kann der Uferbereich in diesem Abschnitt auch für Veranstaltungen genutzt werden. Zudem werden zahlreiche weitere Fahrradabstellmöglichkeiten angeboten.
Bereich Oper/Theater Bonn bis Kennedybrücke
Polygonale Grünflächen mit artenvielfältigen Staudenpflanzungen unterschiedlicher Größe sollen einen stärkeren Bezug zu den Grundformen des Baus der Oper aus den 1960er Jahren nehmen. Das vorhandene, im Jahr 2020 sanierte Teilstück der Natursteinmauer, welches den Uferbereich in zwei Bereiche auf unterschiedlichen Höhen trennt, wird in dem südlichen Bereich erhalten und in die Grünflächen integriert.
Auf dem durch die Mauer eingefassten Balkon wird unter den imposanten Baumkronen eine Sitzskulptur mit Wasserelementen als besonderer Aufenthaltsort angeordnet. Weiter nördlich wird das unsanierte Teilstück der Mauer abgebrochen, um eine direkte Anbindung zwischen der Innenstadt über die Operntreppe und dem Ufer zu bilden. An dieser Stelle soll ein polygonaler Wasserplatz mit Fontänen entstehen. Den Rand des Wasserspiels bildet in Richtung Ufer eine Sitzmauer mit direktem Blick auf den Rhein. Auch ein weiterer Trinkbrunnen soll in der Nähe des Wasserspiels aufgestellt werden. Die bestehenden Bäume werden in die Gestaltung integriert. Auch in diesem Abschnitt wird die zentrale Platzfläche für Veranstaltungen genutzt werden können. Insgesamt werden in diesem Bereich, zusätzlich zu den Sitzmauern, Holzbänke aufgestellt, die einen Ausblick auf den Rhein und das Siebengebirge bieten
Kennedybrücke bis Josefstraße
Der Abschnitt wird bestimmt durch die Allee mit alten Linden. Diese bleibt vollständig erhalten. Die Flächen unter den Bäumen sollen begrünt werden. Der vorhandene Höhenversprung zum Ufer wird durch eine Sitzmauer gefasst. Die bestehende Gedenkstätte der alten Synagoge wird erhalten und in die Gestaltung integriert. Eine Informationstafel soll über die Hintergründe dieses historischen Ortes informieren.
Unter der Kennedybrücke werden weitere Fahrradabstellmöglichkeiten installiert. Die gepflasterte Fläche im Bereich des Anlegers des Feuerwehrschiffs bleibt erhalten und bildet den nördlichen Abschluss des ersten Bauabschnitts.
Verkehr
Zwischen Altem Zoll und Rheingasse wird eine 4,5 Meter breite Fahrradstraße eingerichtet. Neben dem Radverkehr können Anlieger*innen, Reisebusse sowie Liefer- und Notverkehre die Straße in Süd-Nord-Richtung befahren. Haltebereiche für Reisebusse und Anlieferung werden am Brassertufer auf der zum Rhein gelegenen Straßenseite angeordnet. So wird eine direkte Erreichbarkeit der Schiffsanleger ohne Querung der Fahrradstraße gewährleistet.
Der Kreuzungsbereich an der Rheingasse wird deutlich verkleinert, da die Fläche für den Kfz-Verkehr auf eine Fahrspur reduziert wird. Ein getrennter gegenläufiger Radweg soll dafür sorgen, dass Radfahrende aus der Rheingasse kommend in beide Richtungen sicher auf die Fahrradstraße abbiegen können. Der begrünte Mittelstreifen im nördlichen Bereich der Kreuzung, mit Mittelinsel beim Fußgängerüberweg, ermöglicht die Anordnung einer gesicherten Aufstellfläche für die abbiegenden Radfahrer*innen von der Fahrradstraße in die Rheingasse. Die Anbindung des Fußverkehrs zum Ufer erfolgt über Zebrasteifen, die außerhalb der Kreuzung angeordnet werden.
Der Abschnitt zwischen Josefstraße und Rheingasse bleibt für den Kfz-Verkehr in Richtung Süden erhalten. Sowohl in der Kreuzung Josefstraße als auch in der Kreuzung Rheingasse mündet die Fahrradstraße in einen vier Meter breiten Zweirichtungsradweg, der durch einen begrünten Mittelstreifen von der Kfz-Fläche getrennt wird (so genannte „protected bike lane“). Über die nach Süden vom Kfz-Verkehr befahrbare Einbahnstraße erfolgt die Anbindung der Operngarage sowie die Anlieferung der Opernkantine. An der Oper ist eine Haltebucht für Reisebusse und Lieferverkehr vorgesehen. Für Fußgänger*innen wird es Zebrastreifen zum Überqueren von Straße und Radweg geben.
Die gesamte Fahrradstraße soll einen Asphaltbelag mit einer randseitigen roten Markierung nach Bonner Standard erhalten. Um eine möglichst geringe Aufheizung des dunklen Asphaltbelages zu erlangen, soll die Oberfläche des Belages mit einem Natursteinmaterial aufgehellt werden.
Beteiligung der Öffentlichkeit und Baukosten
In die Planung eingeflossen sind zahlreiche Wünsche der Bürger*innen, die in den vergangenen Monaten bei verschiedenen Beteiligungsformaten geäußert wurden. So hatte die Stadt unter anderem verschiedene Rundgänge und eine Online-Beteiligung für Erwachsene und Kinder angeboten sowie vor Ort einen Termin speziell für Kinder und Jugendliche zum „Platz der Kinderrechte“ durchgeführt.
Die Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt belaufen sich auf rund 10 Millionen Euro. Die Maßnahme wird im Rahmen der Städtebauförderung zu 80 Prozent gefördert. Für den Bau der Fahrradstraße konnten Fördermittel aus dem Nahmobilitätsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von 1,2 Millionen Euro generiert werden. Die reinen Baukosten sind mit 7,9 Millionen Euro veranschlagt.
Hintergrund
Die Umgestaltung des Rheinufers ist ein zentrales Projekt des Masterplans Innere Stadt und wurde gemeinsam mit mehr als zehn anderen Maßnahmen der Städtebauförderung für den Förderzeitraum von 2021 bis 2025 beantragt. Ab Anfang 2024 wird mit der Entwurfsplanung für den zweiten Bauabschnitt zwischen Rosental und Josefstraße begonnen; der Baubeginn ist hier im Herbst 2025 geplant. Mit der Umsetzung des dritten Bauabschnitts zwischen Altem Zoll und Zweiter Fährgasse ist ab dem Jahr 2027 zu rechnen.
Informationen im Internet
Weitere Informationen über das Projekt hat die Stadtverwaltung auf ihrer Internetseite www.bonn.de/masterplan-rheinufer (Öffnet in einem neuen Tab) veröffentlicht.