
So wie nun auf der Zielgeraden der Baustelle der Beethovenhalle, auf der sich nun zwei seit über sechs Jahrzehnten miteinander verbundene Partner wiedertreffen und das gemeinsame Ziel fest im Blick haben: die Wiedereröffnung der sanierten und denkmalgerecht instandgesetzten Beethovenhalle am 16. Dezember 2025. Das weltbekannte Bonner Traditionsunternehmen Orgelbau Klais hat Anfang März 2025 die Restaurierungsarbeiten an der Konzertorgel der Beethovenhalle begonnen.
Am Montag, 17. März 2025, besuchte Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner die Baustelle der Beethovenhalle, um sich selbst ein Bild von den voranschreitenden Arbeiten zu machen. In der im Kammermusiksaal durch die Firma Klais eingerichteten Werkstatt wird deutlich, dass sich bei der Restaurierung der Orgel ein weiteres Großprojekt im Großprojekt verbirgt. 5.344 Pfeifen müssen ausgebaut, gereinigt, restauriert und zusammen mit den weiteren wichtigen Komponenten einer Orgel, Windladen, Bälge, mechanische Trakturteile und Elektronik sowie gleich zwei Spieltischen, wieder zu einem klangvollen Instrument zusammengesetzt werden.
OB Dörner: „Durch Klais-Orgeln überall ein Stück Bonn auf der Welt“
Oberbürgermeisterin Katja Dörner zeigte sich beeindruckt von den Details und der Sorgfalt, mit der die Restaurierung der Orgel einhergeht und erinnerte an die enge Zusammenarbeit zwischen der Bundesstadt Bonn und dem Traditionsunternehmen Johannes Klais Orgelbau GmbH & Co. KG, welche bereits zum dritten Mal in großem Umfang für die Konzertorgel der Beethovenhalle zusammenarbeiten: „Bonn steht für Beethoven. Und Musik spielt in Bonn eine wichtige Rolle. Neben Beethoven sind es auch Unternehmen wie die traditionsreiche Orgelbaufirma Klais, welche Bonn bis in die weite Welt hinaus mit Musik in Verbindung bringt. Seit rund 150 Jahren hat die Firma Klais ihren Stammsitz und ihre Werkstatt unweit von hier in der Kölnstraße und fertigt dort in beeindruckender Handwerkskunst Orgeln für Konzertsäle und Kirchen auf allen Kontinenten der Welt. Durch diese Instrumente ist immer auch ein Stück Bonn überall auf der Welt zu finden.“
Die Firma Klais begleitet ihre Orgeln über Jahrzehnte, pflegt und erhält sie. Eine davon ist die Orgel der Beethovenhalle, welche im Jahr 1959, also vor 66 Jahren, die Werkstatt verlassen hat und nur wenige hundert Meter von ihrem Fertigungsort entfernt im Großen Saal der Beethovenhalle steht. Diese Verbundenheit schließt den Kreis von der Entstehung der Beethovenhalle bis zu ihrer Wiedereröffnung nach der umfangreichen Instandsetzung. „Ich freue mich sehr, dass wir den beeindruckenden Klang der Orgel wieder werden erleben können.“
Philipp Klais, Urenkel des Gründers der Orgelbaufirma Klais und heutiger Unternehmensleiter, ergänzt: „Wir sind sehr dankbar, als Orgelbauwerkstatt bei Projekten rund um den Globus gefragt zu sein. Gleichzeitig ist und bleibt Bonn unsere Heimat. Umso schöner ist es, das Vertrauen geschenkt zu bekommen, die Überarbeitung dieser Orgel unserer Werkstatt über 65 Jahre nach ihrem Bau durchführen zu dürfen. Nachdem die Entscheidung gefallen war, diesen Konzertsaal in weiten Teilen unverändert als Denkmal der Baukunst der späten 1950er Jahre zu erhalten, war die Entscheidung naheliegend, auch die darin befindliche Orgel als Klang- und Baudenkmal der gleichen Zeit weitestgehend unverändert zu belassen. Jetzt stellen wir uns mit großem Respekt der Aufgabe dieser Überarbeitung unseres Orgelfamilienmitglieds, und das in unsrem Vedel. Was gibt es Schöneres?“
Neubau der Orgel 1958 bis 1960
Im Juli 1958 erhielt das 1882 in Bonn durch Johannes Klais (sen.) gegründete Unternehmen Orgelbau Klais nach umfangreichen Vorbereitungen und Abstimmungen mit dem Architekten der Beethovenhalle, Siegfried Wolske, den Zuschlag „zur Lieferung und Aufstellung einer neuen Orgel mit 67 Registern zum Kostenbetrag von DM 208.850“. Die Fertigstellung des Instruments sollte laut damaliger Planung innerhalb von 13 Monaten abgeschlossen sein – eine Zeitspanne, die mit der präzisen Handwerkskunst, welche den Orgelbau auszeichnet, kaum vorstellbar ist. Doch Klais hielt den Terminplan. Dass die Orgel dann doch erst zum 21. Januar 1960, also vier Monate nach feierlicher Eröffnung der Beethovenhalle, eingeweiht werden konnte, war dann jedoch eben selbiger Eröffnung geschuldet. Der emsige Probebetrieb und die Fülle von Veranstaltungen, welche ab September 1959 in der Beethovenhalle stattfanden, machten es den Orgelbauern im wahren Sinne des Wortes unmöglich, „in Ruhe“ zu arbeiten, so dass die Intonation, die klangliche Gestaltung der Orgelpfeifen, erst einige Wochen verzögert abgeschlossen werden konnte.
Restaurierung im Jahr 1983
Grund für die zweite Zusammenarbeit war ein eher trauriger Anlass. Bei einem Brand auf der Bühne der Beethovenhalle im Jahr 1983 war auch die Orgel zu Schaden gekommen. Der Klangkörper und der wertvolle Pfeifenbestand waren glücklicherweise nicht beschädigt, doch indirekte Schäden durch Löschwasser und Chloridbefall, was Auswirkungen auf die hölzernen Windladen, die Spieltische sowie mechanische und elektronische Trakturen hatte, mussten wieder behoben werden. Auch hier war Klais zur Stelle und setzte das Instrument instand.
Restaurierung im Jahr 2025
Bei der aktuell laufenden dritten Zusammenarbeit ist die notwendige Ruhe in der Beethovenhalle erneut nicht gegeben. Doch anders als vor 66 und vor 42 Jahren ist es nicht der Neubau oder die Rettung der Orgel, sondern deren Reinigung und Restaurierung, die nun begonnen wurde. Viele Jahre war die Orgel, welche sich prominent auf der Bühne des Großen Saals befindet, eingepackt und geschützt durch dicke Holzwände, die zu Beginn der Sanierungsarbeiten durch Klais selbst sorgsam um das kostbare Instrument errichtet worden waren und nun auch nur durch die Profis zurückgebaut wurden, um ja keine Risiken einzugehen.
Pfeife für Pfeife wird nun ausgebaut, in Schubladen und Gestellen gelagert und in den Kammermusiksaal neben dem Saal gebracht, um dort einzeln gereinigt und restauriert zu werden. Nur die längsten von ihnen, mit einer Länge von 16 Fuß (= circa fünf Meter) verbleiben im Saal – sie passen einfach in keinen anderen Raum. Der Kammermusiksaal wird nun einige Wochen die Außenwerkstatt von Klais in Bonn sein. Parallel stellt der Tischler auf der Bühne die hölzerne Schiebewand fertig, die immer dann, wenn die Orgel verwendet wird, den Blick auf diese freigibt.
Ausblick
Anfang Mai, wenn das Beethoven-Orchester die akustische Einregulierung des Konzertsaals durch ihre Proben vor Ort unterstützt, wird auch der Wiedereinbau der Pfeifen und die Überarbeitung der Mechanik und Elektronik der Orgel erfolgen, so dass es dann ab Sommer endlich heißt: „Saal fertig – Orgel eingebaut – Ruhe bitte!“ Dieses Mal soll nichts dazwischenkommen und der finale Schritt des Orgelbaus, die Intonation, mit der notwendigen Ruhe und Sorgfalt zur Wiedereröffnung gelingen.
Daten und Fakten zur Orgel
Nach der Reinigung und Restaurierung werden die Besonderheiten der Orgel der Beethovenhalle wieder erlebbar werden. Ihr Aufbau und ihre klangliche als auch optische Gestaltung stellt ein gemeinsames Werk der Orgelbauer, des Architekten Wolske sowie zweier sachverständigen Berater der Staatlichen Hochschule für Musik Köln dar. So zeichnet die Orgel aus, dass sie nicht nur einen festen Spieltisch mit mechanischer Spieltraktur beinhaltet, sondern zusätzlich einen fahrbaren zweiten, rein elektrischen Spieltisch für das Spiel im Orchesterverbund.
Die Gestaltung der Schauseite der Orgel (der Prospekt) geht zurück auf den kreativen Planungsprozess zwischen Architekt Siegfried Wolske und dem für die Orgel der Beethovenhalle hauptverantwortlichen Mitarbeiter der Firma Klais, Josef Schäfer. Von diesem Austausch zeugen bis heute zahlreiche Entwurfsskizzen im Archiv Klais. So wurden beispielsweise die großen Pfeifen des Prospekts wurden Zinn und Kupfer anstelle von Zink verwendet und durch Flämmen des Kupfers spezielle Farbtönungen auf den Pfeifen erzeugt. Das raumhohe Instrument ist zudem in die prägende Holzverkleidung des Saals aus japanischem Sen-Holz einbezogen, so dass Architektur und Orgel in einen gestalterischen Dialog treten und sich ergänzen.
- Vier Manuale
- 68 Register
- Tonumfang Manuale: C-a3 = 58 Noten
- Tonumfang Pedal: C-g1 = 32 Noten
- Schleifladen
- Mechanische und elektrische Spieltraktur
- Elektrische Registratur