Menschen ohne Krankenversicherung haben auch zukünftig eine verlässliche Anlaufstelle in Bonn. Der Rat der Stadt Bonn beschloss nun, dass das Projekt Anonymer Krankenschein für weitere drei Jahre durch die Stadt Bonn finanziert wird. Insgesamt 995.539 Euro sind dafür notwendig. Die Förderung erstreckt sich über den Zeitraum 1. Oktober 2024 bis 30. September 2027. Darüber hinaus wird über die Möglichkeit einer dauerhaften Förderung als freiwillige Leistung der Stadt im Rahmen der Haushaltsberatungen beraten werden.
„Die Zustimmung des Rates ist eine gute Nachricht für den Verein AKSB und natürlich für all jene Menschen, die aus verschiedenen Gründen keine reguläre Krankenversicherung haben“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Mit der weiteren Förderung setzt die Stadt Bonn ihre Anstrengung zur Umsetzung des Menschenrechts auf Gesundheitsversorgung fort“, so die OB weiter.
In Bonn haben schätzungsweise 5.000 Personen keinen Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Dies betrifft vor allem Menschen ohne Papiere oder Obdachlose sowie Menschen ohne Krankenversicherung beziehungsweise mit eingeschränktem Leistungsanspruch, weil sie Beitragsschulden haben. Auch erwerbslose Bürger*innen aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind häufig betroffen.
Mit dem Beschluss war der Rat der Empfehlung der Stadtverwaltung gefolgt. Das Projekt, umgesetzt vom Verein Anonymer Krankenschein Bonn (AKSB) und unterstützt vom Amt für Soziales und Wohnen sowie vom Gesundheitsamt, läuft seit Herbst 2021. Im Zentrum steht die so genannte Clearingstelle, zu der Betroffene gehen können, um Hilfe zu bekommen, sich beraten zu lassen und ihre Ansprüche zu klären. Die Finanzierung des Projektes durch die Stadt Bonn ist vor dem Hintergrund der zahlreichen Übergänge in die sozialen Regelsysteme wirtschaftlich sinnvoll.
Die Quote der Patient*innen, die der AKSB in die Regelversorgung integrieren konnte, liegt bei mehr als 30 Prozent und damit mehr als doppelt so hoch, wie vor dem Start des Projekts angenommen. Somit ist die Gesundheitsversorgung, die der AKSB seinen Patient*innen anbieten kann, nicht nur barrierefrei, sondern auch ökonomisch günstig. Für die betroffenen Menschen selbst bedeutet der Schritt aus der „Illegalität“ und prekären Lebensverhältnissen einen großen Zuwachs an Lebensqualität.