Das Carillon wurde anlässlich der Bundesgartenschau 1979 in der Rheinaue aufgestellt und später 1981 im Kurpark Bad Godesberg weiter erhalten. Nach über 40 Jahren ist das Glockenspiel nun dringend restaurierungsbedürftig.
Die rund sieben Meter hohe Konstruktion besteht aus einer ebenerdigen gläsernen Spielerkabine mit dem Spieltisch sowie dem rund vier Meter hohen Glockenturm. Diese Konstruktion ist einzigartig unter den derzeit nur 430 existierenden Carillons in Europa. Gefertigt wurde das besondere Instrument damals von der international renommierten Glockengießerei Royal Eijsbouts. Die niederländische Firma übernahm jetzt auch den Abbau des Carillons.
Mit einem Kran wurde der Glockenturm aus der Spielerkabine gehoben und der Spieltisch ausgebaut. Royal Eijsbout wird beides in den kommenden Monaten in der eigenen Werkstatt im niederländischen Asten fachgerecht überarbeiten. Die marode Spielerkabine bleibt zunächst noch im Kurpark stehen, bis eine Metallbaufirma diese in Kürze ebenfalls abbauen und vollständig restaurieren wird.
Während der Restaurierung des Glockenturms und des Spieltisches werden die 23 Glocken einzeln verpackt und zunächst eingelagert. Der Glockengießer wird im Auftrag der Stadt Bonn jedoch auch die seit der Fertigung des Instrumentes fehlenden Bassglocken sowie die dazugehörige Pedalklaviatur ergänzen. Die drei zusätzlichen Glocken werden gegossen und anschließend exakt auf die vorhandenen Klangkörper abgestimmt. Hier sind viel Fachwissen und Feinarbeit gefragt. Bislang umfasst das Godesberger Carillon zwei Oktaven. Mit den neuen Bassglocken wird die Klangbreite des Instrumentes noch einmal erweitert.
Der Verein Bürger.Bad.Godesberg hatte sich für den Erhalt des Carillons besonders eingesetzt: Über Glockenpatenschaften kamen Spendengelder in Höhe von 32.000 Euro für die Restaurierung zusammen. Die neuen Bassglocken erhalten daher Inschriften mit den Namen ihrer Glockenpat*innen und auch die anderen Spender*innen sollen künftig auf einer Tafel am Carillon Erwähnung finden. Gefördert wird die Restaurierung außerdem über das Heimat-Förderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen mit rund 102.000 Euro. Mit dem Förderinstrument „Heimat-Zeugnis“ unterstützt das Land unter anderem den Erhalt von Bauwerken, die lokale Identifikation ermöglichen. Die Stadt finanziert das Projekt mit einem Eigenanteil von zehn Prozent. Die Gesamtkosten betragen rund 150.000 Euro.
Je nach Kapazitäten der Glockengießerei kann das restaurierte Carillon voraussichtlich im Sommer 2023 in den Kurpark zurückkehren. Dann werden die drei Godesberger Carilloneure Georg Wagner, Ariane Toffel und Rolf Linden die Glocken wieder regelmäßig bei öffentlichen Konzerten zum Klingen bringen. Am Montag, 31. Oktober, hieß es allerdings erst einmal Abschied nehmen: Bei ihrem letzten Konzert vor der Restaurierung spielten die Carilloneure eine Mischung aus Klassik, Rock und Pop.