Die Stadtstruktur der heutigen Bonner Innenstadt ist im Mittelalter entstanden. Trotz weitgehender Zerstörung der mittelalterlichen Bebauung sind noch vielfältige Spuren zu erkennen. Das StadtMuseum Bonn schlägt eine Wanderung im Altstadtbereich vor. Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann leicht auch bedeutende mittelalterliche Denkmäler in den Vororten erreichen.
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1) Bonner Münster
Die Tour beginnt am Bonner Münster vor dem Ostchor. Das Münster ist das mit Abstand wichtigste mittelalterliche Denkmal in Bonn. Auf einem antiken Gräberfeld liegend entstanden hier seit dem 6. Jahrhundert immer größere Kirchengebäude, denen ein Klerikerstift zugeordnet war. Ältestes zu sehendes Bauteil ist der Langchor aus der Mitte des 11. Jahrhunderts.
Die Apsis und den Kreuzgang ließ Münsterprobst Gerhard von Are um 1140 errichten. Seine endgültige Gestalt erhielt das Münster in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Querschiffe, das Langhaus und der alles überragende Vierungsturm entstanden zu dieser Zeit.
2) Pfarrkirche Sankt Martin
Vor dem Münster ist im Straßenbelag der Grundriss der ehemaligen Pfarrkirche Sankt Martin durch rotes Pflaster markiert. Da das Münster eine Stiftskirche war, nahm Sankt Martin die Pfarrfunktion für die Stiftsbezirke Poppelsdorf und Kessenich wahr. Wendet man den Blick nach Osten zum Universitätsgebäude, so kann man sich in diesem Bereich den mittelalterlichen Palast des Kölner Erzbischofs vorstellen. In den Fundamenten ist er archäologisch nachgewiesen.
3) Helenen-Kapelle
Einige Meter entfernt in der Straße Am Hof liegt der Eingang zu einer einzigen erhaltenen romanischen Privatkapelle, der sogenannten Helenen-Kapelle. Sie könnte um 1160 vom Münsterprobst Gerhard von Are erbaut worden sein. Von der Straße Am Hof gelangt man dann vor den Bushaltestellen links über den Bischofsplatz auf den Remigiusplatz. Hier stand die mittelalterliche Hauptpfarrkirche Sankt Remigius, die Taufkirche Ludwig van Beethovens. Sie wurde 1806 abgerissen.
4) Kirche Sankt Remigius
Gleich hinter Sankt Remigius lief die erste Bonner Stadtmauer aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Ihr weiterer Verlauf ist durch die anschließende Acherstraße markiert (Acher = achter = hinter der Mauer gelegen). Diese Mauer umschloss das Münster und die engere Stiftssiedlung. Von dort aus geht es auf den Marktplatz, der ursprünglich außerhalb der Stadtmauer lag. Hier siedelten sich gewerbetreibende Bürger an. Der Platz ist in seinem Grundriss noch erhalten. Vom Marktplatz geht es in die Brüdergasse zur ehemaligen Dominikanerkirche (Minoritenkirche). 1274 wurde sie durch den Erzbischof in Bonn angesiedelt. Der klare und einfache Baustil ist typisch für die auf architektonischen Prunk verzichtende Bettelordensgotik. Nach Abriss der alten
Hauptpfarrkirche Sankt Remigius wurde deren Patrozinium auf die Dominikanerkirche übertragen.
5) Sternstraße
Von der Dominikanerkirche geht es zurück über den Marktplatz in die Sternstraße. Hier sind noch die engen mittelalterlichen Grundstücksgrenzen und die kleinteilige Bebauung an den heutigen Gebäuden abzulesen, auch wenn deren Bausubstanz inzwischen vollständig aus der Neuzeit stammt. Die alten Bezeichnungen sind noch an Gebäuden und Straßenschildern angebracht. Am Ende der Sternstraße, kurz vor dem Friedensplatz, geht der Blick nach rechts in die Kasernenstraße. Sie markiert den Verlauf der zweiten Stadtmauer von 1244, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts die Grenze der Stadt markierte. Hier am Ende der Sternstraße, auf Höhe der Kasernenstraße, befand sich das Sterntor. Es wurde als letztes mittelalterliches Stadttor 1898 abgerissen.
6) Mauerrest
Nach links in die Vivatsgasse setzte sich die Stadtmauer fort. Hier ist auch der einzig sichtbare Mauerrest erhalten. Nach dem Abriss des Sterntores baute man Teile daraus an diesen originalen Rest heran. So kann man das Gesamtmonument eher als Beispiel für das historische Mittelalterbild sehen.
7) Der Bonner Löwe
Gleich neben dem Mauerrest steht rechts auf einer Säule der Bonner Löwe. Er stand ursprünglich auf einem flachen Sockel auf dem Münsterplatz. Er war ein Rechtszeichen, das die Gerichtsstätte markierte. Erst im Jahr 1900 wurde er auf den Sockel in der Vivatsgasse gestellt. Seit dem Zweiten Weltkrieg steht auf der Säule nur noch ein Abguss. Das Original steht jetzt im StadtMuseum Bonn. Der Weg folgt jetzt ungefähr dem Verlauf der Stadtmauer weiter über den Bottlerplatz und den Mülheimer Platz. Der Name Mülheim erinnert an das damals hier befindliche Mülheimer Tor der Stadtmauer. Wenige hundert Meter vor dem Mülheimer Tor lag die Siedlung Mülheim, die nur aus ein paar Häusern bestand, etwa in dem Bereich wo sich heute der Hauptbahnhof befindet. Der Weg führt nun an der Cassiusbastei vorbei, die Poststraße überquerend durch die Straße „In der Sürst“ Richtung Münster. Dort, vor dem Westportal, biegt man nach rechts in die Gangolfstraße ab. Der Name erinnert an die vor dem Westportal gelegene Pfarrkirche Sankt Gangolf, die 1806/07 abgerissen wurde. Sie war die Pfarrkirche für das Dorf Mülheim. Wir folgen der Straße „In der Sürst“ weiter auf den Münsterplatz. Hier steht die Prangersäule. Die Basis stammt wohl aus romanischer Zeit, während es sich bei der Säule um eine wiederverwendete römische Säule handeln könnte. Ganz in ihrer Nähe stand ursprünglich auch der
Bonner Löwe.