In der Inneren Nordstadt und im Combahnviertel gestalteten die Bewohner*innen die Mobilitätswende in Bonn mit! Sie nahmen an zahlreichen Veranstaltungen teil und belebten 2023 im Bönnschen Mobilitätssommer mit eigenen Aktionen ihre Viertel. Dazu gehörten Workshops, Musik, Spieleparcours und vieles mehr.
Alle Veranstaltungen boten Aktionen und Testläufe, bei denen die Mobilität und das Zusammenleben in den Vierteln von Morgen erprobt wurden. So konnten alle gemeinsam herausfinden, was für die Stadt Bonn und ihre Bewohner*innen gut funktioniert.
Der Bönnsche Sommer: Aktionen und Veranstaltungen bis September 2023
Von Juni bis September 2023 fand der Bönnsche Mobilitätssommer in den Modellvierteln statt. In dieser Zeit konnten Bürger*innen und Initiativen eigene Ideen für ihr Viertel vorschlagen und ausprobieren. Dazu zählten ein Jugend-Workshop zu Feinstaubsensoren, eine Kinderbefragung oder das Aufstellen des Freebox-Mobils im Combahnviertel.
Anwohnende stellten Bänke auf und trafen sich im Macke-Viertel Ende August zum Quartiersgespräch. Zuletzt fand im September der Aktionstag „Du und Dein Viertel” für Kinder und Jugendliche des Stadtteilarbeitskreises statt.
Testwoche: Sieben Tage ohne Auto
Sechs Haushalte aus den beiden Bönnschen Modellvierteln Combahnviertel und Innere Nordstadt hatten die Chance genutzt und sich für die Mobilitäts-Testwochen angemeldet. Sie verzichteten eine Woche lang auf ihr Auto und waren nachhaltig mobil unterwegs.
Kinderbefragung – auch die Jüngsten wurden gehört
Von Juni bis September 2023 lief eine Beteiligungsaktion für Kinder im Viertel zur Neugestaltung der Inneren Nordstadt. Die „Kunstkarre“ der Jugendkunstschule war unterwegs – beauftragt durch das Amt für Kinder, Jugend und Familie – und lud die Kinder zur Teilnahme an einem Zeichenwettbewerb ein. Die „Kunstkarre“ besuchte Schulen, Kindergärten und öffentliche Plätze.
Die Kleinen sollten ihre Ideen und Wünsche altersentsprechend bezüglich einzelner Fragenausdrücken und auf Holzplatten künstlerisch gestalten. Am Ende bewerteten sie die Ergebnisse mit Hilfe von Klebepunkten. In einer Abschlussaktion wurden die Ergebnisse zusammengeführt.
Das Kunstprojekt widmete sich folgenden Fragestellungen:
- Was möchtest du in deinem Viertel erleben?
- Was gefällt Dir in deinem Viertel?
- Was stört Dich dort, wo du mit deiner Familie lebst, am meisten?
- Wenn Du draußen spielst, wo spielst du und was stört dich?
- Wie fährst du bzw. gehst du zur Schule?
- Was möchtest Du in Deinem Viertel verändern?
Die Kunstkarre hat an vielen Stationen Halt gemacht: Kita Dorotheenstraße, OGS Marienschule, OGS Karlschule, Spielplatz Adolfstraße, Spielplatz Maxstraße, Kunstkarre Frankenbad, OGS Marienschule, Nordstraße Jugendzentrum und an der Nordschule OGS. Einen Abschluss gab es auf dem Frankenbadplatz.
Veranstalter:
Jugendkunstschule arte fact, Heerstraße 84, Bonn
Ansprechpartner*innen:
Andres Koors, Tel. 0228 77 5879
Frau Irnich-Esser, Tel. 0228 97 68 440, 0175 52 78 589
E-Mail: kontaktartefact-bonnde
Jugendliche messen Feinstaub
Zuletzt wurden zwei Workshops organisiert, bei denen Jugendliche den Feinstaubgehalt in der Luft herausfinden können. Mehr Informationen dazu finden Sie hier in den Pressemitteilungen.
Tag der Bönnschen Viertel: Combahnviertel
Im Mai 2023 haben Bewohner*innen gezeigt, wie sich das Combahnviertel in Beuel anfühlen kann, wenn mehr Platz zum Treffen, Spielen, Musizieren statt Verkehr in ihrem Wohngebiet vorhanden ist.
Innere Nordstadt: Zukunft zum Anfassen
Am 17. Juni 2023 probierte die Innere Nordstadt aus, wie sich das Viertel in Zukunft anfühlen könnte. Die Besucher*innen entwickelten Ideen für ihr Viertel und genossen die autofreien Straßen.
Zum Programm gehörten neben einem Literarischen Spaziergang unter anderem zwei Rundgänge mit Mitarbeitenden des Amts für Umwelt und Stadtgrün. Die Hochschule Niederrhein hatte eingeladen zu einer Tour durchs Viertel unter der Leitfrage „Wem gehört das Viertel? Dir!”. Auch der Arbeitskreis Mobilität hatte eine Gesprächsrunde sowie einen Rundgang organisiert. Bei einem Barcamp wurden schließlich viele Ideen und Standpunkte ausgetauscht.
Kinder konnten Blumentöpfe bemalen und über das Papperlapupp Kindertheater lachen. Das Fest endete mit einer bunten Samba-Parade durch die Altstadt.
Workshop zu zukunftsfähigen Wirtschaftsverkehren
Innovative Konzepte für Wirtschafts- und Logistikverkehre spielen eine wichtige Rolle für die Mobilitätswende. Wie lassen sich Lieferverkehre in der Stadt nachhaltiger und gleichzeitig wirtschaftlich effizient gestalten? Darüber diskutierten Vertreter*innen von Logistikunternehmen wie etwa der Deutschen Post, Wirtschaftsverbänden sowie von Einzelhandel und Initiativen aus Bonn beim Workshop „Zukunftsfähige Wirtschaftsverkehre in den Bönnschen Vierteln“ im April 2023.
Im Mitwirkungsprozess „Bönnsche Viertel – Lebendige Räume für Menschen“ hatte die Stadt Bonn zur Veranstaltung eingeladen. „Es ist uns wichtig, die wirtschaftlichen Akteure in die Diskussion über eine nachhaltige Mobilität in der Stadt einzubinden, auch Ängsten und kritischen Stimmen Gehör zu geben und gemeinsam Lösungen zu entwickeln“, so Arnulf Marquardt-Kuron vom Amt für Wirtschaftsförderung.
Der Workshop startete am Stadthaus mit einem einstündigen Spaziergang, bei dem die Gruppe in der Inneren Nordstadt über die aktuellen Mobilitätsbedingungen und ihre Bedarfe ins Gespräch kommen konnte. Im Anschluss erfuhren die Teilnehmenden mehr über das Projekt „Bönnsche Viertel” und die Ziele des Vorhabens.
Best Practice: Beispiel aus Hannover
Als Best Practice-Beispiel berichtete Tim Gerstenberger von der Stabstelle „Smart City I“ Strategien und Projekte Hannover von Erfahrungen und Learnings des Modellprojekts Urbane Logistik. Ziel des gemeinsamen Projekts der Stadt Hannover, Hochschulen und Unternehmen ist es, saubere, leise, effektive und damit zukunftssichere Logistikkonzepte zu entwickeln.
In Kleingruppen besprachen die Teilnehmenden zentrale Themen und Herausforderungen für Wirtschaftsverkehre in den Bönnschen Vierteln und erarbeiteten Handlungsansätze. Ein reger Austausch mit vielfältigen Lösungsvorschlägen entstand: Beispielsweise wurden eine vermehrte Nutzung von Elektrofahrzeugen und Lastenrädern, der Ausbau von Hubs oder eine stärkere Vernetzung der unterschiedlichen Dienste untereinander sowie zwischen Lieferern und Belieferten diskutiert.
Online-Beteiligung
Vom 1. bis 16. April 2023 teilten Bewohner*innen digital ihre Ideen für die Mobilität von morgen mit – im Combahnviertel und der Inneren Nordstadt. Die Online-Beteiligung schloss direkt an das Auftaktfest an. Die Ergebnisse der Beteiligung sowie des Auftaktfestes sind online einsehbar auf der städtischen Beteiligungsplattform „bonn-macht-mit.de“.
Zum Auftakt ein Fest
Los ging das Projekt mit einem Auftaktfest am Samstag, 1. April 2023, im Foyer und auf dem Vorplatz der Bonner Oper.
Oberbürgermeisterin Katja DörnerMit den Bönnschen Vierteln möchten wir von den Bürgerinnen und Bürgern erfahren, was es aus ihrer Sicht braucht, und was wir als Stadt tun können, um den Weg zu einer nachhaltigen Mobilität in ihren Vierteln zu bereiten. Außerdem möchten wir erlebbar machen, wie durch ein nachhaltiges Mobilitätssystem neue Freiräume entstehen und gestaltet werden können.
Beim Auftaktfest waren unterschiedliche Fachbereiche der Stadtverwaltung zum direkten Austausch im Foyer der Oper. Mehr als zehn Bonner Initiativen aus unterschiedlichen Themenbereichen wie Mobilität, Klima- und Umweltschutz stellten erste Ideen vor und luden zu Mitmachaktionen für Groß und Klein ein. Oberbürgermeisterin Katja Dörner begrüßte alle Anwesenden und lud zur aktiven Mitarbeit an der Gestaltung des eigenen Wohnviertels ein.
Die Besucher*innen des Auftaktfestes brachten in einer Ideenwerkstatt kreativ Vorschläge für eine aktive, sichere und barrierefreie Mobilität in ihrem Viertel ein.
Engagiert dabei waren unter anderem diese Initiativen:
- Der „Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club“ (ADFC) mit seinem Radparcours („Rabo“)
- Der „Radentscheid“ stellte das Manifest der freien Straße vor und bot ein Planspiel für die Verkehrsberuhigung von Wohnvierteln an.
- Bonner Schüler*innen stellten zusammen mit Radentscheid-Aktiven ihre Aktion „Car-Frei-Tag“ vor.
- Die Initiative Bolle Bonn kam mit ihrer Lastenradflotte zum Ausprobieren.
Die Veranstaltung endete mit Live-Musik der Band Marion & Sobo.
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Evaluation
Evaluationsbericht bewertet Mitwirkungsprozess positiv
Die Ziele des Mitwirkungsprozesses „Bönnsche Viertel – Lebendige Räume für Menschen“, bei dem Bonner Bürger*innen in zwei Modellvierteln über nachhaltige Mobilität ins Gespräch kamen, wurden weitgehend erreicht. Zu diesem Schluss kommen das Büro promediare und das Geographische Institut der Universität Bonn, die den Prozess wissenschaftlich begleitet hatten.
Bei einem großen Auftaktfest in der Bonner Oper, dem Aktionstag „Bönnsche Stadtstraßen“ sowie weiteren Veranstaltungen im „Bönnschen Mobilitätssommer“ konnten Bürger*innen und lokale Initiativen eigene Ideen für eine aktive, sichere und barrierefreie Mobilität in ihrem Viertel vorschlagen und ausprobieren. Die Stadt Bonn wollte damit vor allem drei Ziele erreichen: Die Akteur*innen vor Ort und ihre Anliegen sichtbar machen, den gesellschaftlichen Dialog erhöhen und die Akzeptanz für beschlossene Ziele fördern.
Um herauszufinden, inwieweit diese Ziele erreicht werden konnten und welche Schlussfolgerungen sich für Folgeprojekte ergeben, kombinierten die Gutachter*innen von promediare und der Uni Bonn verschiedene Forschungsmethoden wie die teilnehmende Beobachtung und die Befragung der Teilnehmenden.
Niederschwellige Möglichkeiten zum Dialog fördern Sichtbarkeit und Akzeptanz
Der Evaluationsbericht zeigt, dass der Mitwirkungsprozess die Akteur*innen in den Modellvierteln und ihre Anliegen erfolgreich sichtbar machen konnte. Eine Mehrheit der Befragten konnte demnach dank der vielfältigen Beteiligungsmöglichkeiten eigene Ideen und Bedürfnisse einbringen. Kinder wurden als eigene Zielgruppe in vielen Veranstaltungen besonders adressiert.
Auch das Ziel, den gesellschaftlichen Dialog zu verbessern, wurde laut des Berichts überwiegend erreicht. Die direkten Austauschmöglichkeiten auch mit Personen aus der Stadtverwaltung wurden demnach von mehreren Zielgruppen als besonders wertschätzend und hilfreich wahrgenommen. Die umfangreichen und niederschwelligen Möglichkeiten zum Dialog hätten zudem zu einer gesteigerten Akzeptanz vor Ort geführt.
An manchen Stellen sehen die Gutachter*innen noch Verbesserungspotenzial: Sie empfehlen zum Beispiel, zukünftig noch mehr Formate anzubieten, die sich ganz gezielt an bestimmte Personengruppen richten. So hatten einige mobilitätseingeschränkte Personen in den Befragungen geäußert, dass sie Gespräche an einem geschützten Ort wie einer Begegnungsstätte bevorzugt hätten.
Besonders positiv bewertet wurde die Zusammenarbeit mit lokalen zivilgesellschaftlichen Initiativen, Künstler*innen und Trägern der freien Jugendhilfe. Die Stadt möchte solche Formate deshalb fortführen und dadurch auch das zivilgesellschaftliche Engagement in Bonn fördern.
Der Evaluationsbericht ist hier (Öffnet in einem neuen Tab) öffentlich einsehbar.