Stand: April 2022
Bonn boomt – das ist überall im Stadtgebiet sichtbar, am deutlichsten jedoch im Bundesviertel, dem ehemaligen Regierungsviertel zwischen Bonn und Bad Godesberg. Das einstige Zentrum bundesdeutscher Politik hat einen Bedeutungswandel auf höchstem Niveau erlebt.
Auf vier Kilometern Länge und 1000 Schritten Tiefe ist in den vergangenen 20 Jahren rund um Bonns „Central Park“, der Rheinaue, ein neuer Stadtteil herangewachsen: Mit internationalen Konzernzentralen, neuen Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen, Ministerien, dem World Conference Center Bonn und dem Campus für die Vereinten Nationen. Insgesamt haben sich hier seit 1991 mehr als 90 neue Unternehmen und Einrichtungen etabliert. Mit mehr als 45.000 Arbeitsplätzen (vor dem Umzug, waren es rund 20.600) konzentriert sich dort fast ein Fünftel aller Bonner Arbeitsplätze.
Herz des Bundesviertels ist der Platz der Vereinten Nationen mit dem UN Campus und dem Word Conference Center Bonn. Seit 1996 gibt es UN-Organisationen in Bonn; derzeit sind es 25. Seit Sommer 2006 haben die meisten von ihnen ihren Sitz im UN Campus bezogen, am Platz der Vereinten Nationen Nr. 1. Sein Hauptgebäude ist das frühere Abgeordnetenhochhaus, der „Lange Eugen“. Die größte Bonner UNO-Einrichtung, das Klimasekretariat, zog 2013 in das nachhaltig renovierte Hochhaus ein. Und der UN Campus wächst weiter: Im Frühjahr 2022 wurde ein Erweiterungsbau, der „Klimaturm“, an die Vereinten Nationen übergeben, der 330 Menschen Platz bietet und höchsten Anforderungen an Energieeffizienz entspricht.
Im World Conference Center Bonn, am Platz der Vereinten Nationen Nr. 2, verhandelt die Welt: Rund um den ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages, dessen lichte Architektur Tagungsgäste aus aller Welt für sich einnimmt, ist ein großzügiges Konferenzzentrum für bis zu 7.000 Personen entstanden. Um es in erster Linie für die Vereinten Nationen nutzbar zu machen, ist ein neues Hauptgebäude gebaut worden, gleich nebenan wurde ein hochklassiges Hotel errichtet. Den Erweiterungsbau haben im Juni 2015 UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon und der damalige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier feierlich eingeweiht. Seitdem haben dort vielfältige Veranstaltungen stattgefunden, von UNO-Konferenzen bis zum klassischen Konzert.
Im November 2017 schaute die Welt erneut auf Bonn: Die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen kamen am Rhein zur 23. Weltklimakonferenz (COP23) zusammen. Rund 22.000 Teilnehmende aus mehr als 190 Ländern machten die COP23 zur bisher größten internationalen Konferenz in Deutschland. Die Stadt Bonn hat sich als weltoffene, zuvorkommende Gastgeberin präsentiert und sich für weitere internationale Konferenzen empfohlen.
Weitere Highlights im Bundesviertel:
- Die Villa Hammerschmidt mit ihrem weitläufigen Park ist Bonner Dienstsitz des Bundespräsidenten.
- Der Komplex Bundeskanzleramt ist Sitz des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der/die Bundeskanzler*in hat ihren Bonner Dienstsitz im Palais Schaumburg.
- Im „Tulpenfeld” sind die deutschen Entwicklungshilfeorganisationen, das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik sowie die Bundesnetzagentur heimisch geworden.
- Am Fuß des UN Campus steht das Funkhaus der Deutschen Welle, die ihre Sendungen in 30 Sprachen von Bonn aus in alle Welt ausstrahlt.
- Die Deutsche Post DHL Group hat ihre Konzernzentrale, den Post Tower, südlich des Deutsche-Welle-Funkhauses. Das 162,5 Meter hohe Gebäude nach Plänen des Architekten Helmut Jahn ist zum Wahrzeichen für den Strukturwandel in Bonn geworden.
- Die Deutsche Telekom AG hat ihre Konzernzentrale ebenfalls am Standort Bonn. Gegenüber ihrem Direktionsgebäude an der Friedrich-Ebert-Allee hat das Unternehmen großzügige Büro-Neubauten errichtet und beide Komplexe mit einer gläsernen Fußgängerbrücke verbunden.
- Zieht man den Radius noch etwas weiter, so gelangt man zur Bonner Museumsmeile mit der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, dem Kunstmuseum der Stadt Bonn, dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und dem Zoologischen Forschungsmuseum Koenig.
- Unmittelbar daneben ist ein Zentrum der deutschen Entwicklungspolitik entstanden: die Bonner Zentrale der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit im sogenannten „Mäanderbau“, der gerade um ein weiteres Gebäude vergrößert worden ist.
Weitere städtebauliche Entwicklung
Eine im Jahr 2020 beschlossene Rahmenplanung Bundesviertel beschreibt in einem Strukturkonzept, einem Nutzungskonzept, einem Hochhauskonzept und einem Mobilitätskonzept die Ziele und Leitlinien für die Weiterentwicklung des Bundesviertels. Zur Schaffung zusätzlichen Wohnraums beinhaltet sie für die weitere bauliche Entwicklung einen Wohnanteil von 65,4 Prozent.
Die Konzepte zeigen Spielräume für die Entwicklung auf, beschreiben aber auch lenkende Vorgaben. In einem abschließenden Umsetzungskonzept sind Impuls gebende Schlüsselprojekte benannt, für die eine zeitnahe Umsetzung empfohlen wird. Die Rahmenplanung skizziert, wie das Bundesviertel künftig programmatisch und baulich-räumlich verändert und verdichtet werden kann, wie die Mobilität klimagerecht weiterentwickelt werden soll und wie die Grün- und Freiräume aufgewertet werden können. In Zukunft wird sich das Viertel insgesamt urbaner, diversifizierter und qualitätsvoller darstellen.
Die Rahmenplanung ist ein langfristiges städtebauliches Entwicklungskonzept. Sie selbst schafft noch kein neues Planungsrecht, sondern sie soll künftig bei der Aufstellung und Veränderung von Bauleitplänen Berücksichtigung finden. In diesen Verfahren wird selbstverständlich eine intensive Beteiligung der Öffentlichkeit stattfinden.