Bonn hat sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur als deutscher Standort der Vereinten Nationen, sondern auch als weltweit anerkanntes Zentrum für nachhaltige Entwicklung und Austragungsort für hochrangige Konferenzen etabliert.
UN Stadt Bonn
Am 20. Juni 1996 wurde erstmals die Flagge der Vereinten Nationen im Beisein des damaligen UN-Generalsekretärs Boutros Boutros-Ghali am Haus Carstanjen in Bonn-Plittersdorf gehisst. Dies war die Geburtsstunde der UN Stadt Bonn. Zunächst residierte dort ausschließlich das Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen ( UNV (Öffnet in einem neuen Tab)), doch bereits kurze Zeit später folgte das Klimasekretariat ( UNFCCC (Öffnet in einem neuen Tab)). Mittlerweile sind die Organisationen der UN in das „neue“ Abgeordnetenhochhaus des deutschen Bundestages, liebevoll „Langer Eugen“ genannt, in das danebengelegene „alte“ Abgeordnetenhaus sowie in den 2020 eingeweihten „Climate Tower“ eingezogen. Diese Gebäude bilden das Kernstück des Bonner UN Campus.
UN Campus
Heutzutage umfasst der Campus 26 Organisationen der Vereinten Nationen. Zu den größten UN Einrichtungen in Bonn gehören neben dem Klimasekretariat das Sekretariat zur Bekämpfung der Wüstenbildung ( UNCCD (Öffnet in einem neuen Tab)) und das Freiwilligenprogramm. Als bislang neueste Institution kam Ende März 2023 das Exzellenzzentrum der Geodäsie der Vereinten Nationen ( UNGGCE (Öffnet in einem neuen Tab)) hinzu. Die Hauptaufgabe des Zentrums besteht darin, den Aufbau einer weltweit staatlich abgestimmten geodätischen Infrastruktur zu koordinieren. Diese Infrastruktur umfasst zum Beispiel Beobachtungsstationen sowie Daten- und Analysezentren weltweit. Das ist nicht nur für Anwendungen zur Erdbeobachtung und Navigation von zentraler Bedeutung, sondern auch für Themen wie stabile Lebensbedingungen, Klimawandel oder Landnutzung.
Rund 1.000 Mitarbeitende gehören inzwischen zur stetig wachsenden „UN Familie“. Die inhaltliche Ausrichtung der einzelnen Organisationen reicht von Artenschutz über Wasserversorgung bis hin zum Management von Katastrophenrisiken. Das Motto „Nachhaltigkeit gestalten“ vereint sie alle unter einem gemeinsamen thematischen Dach. Sie sehen sich in der Verantwortung, mit ihrer spezifischen Arbeit einen Beitrag für die Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) zu leisten, indem sie Regierungen und Menschen dabei unterstützen, Antworten und Wege für eine nachhaltige Zukunft zu finden. Die Stadt Bonn versteht sich nicht nur als Gastgeberin der UN Organisationen, vielmehr ist es ihr ein wichtiges Anliegen, die Arbeit der Vereinten Nationen in Bonn aktiv zu unterstützen und sichtbar zu machen. Außerdem hält die Stadtverwaltung öffentliche Veranstaltungen ab, wie zum Beispiel den Tag der Vereinten Nationen als Bürgerschaftsfest vor dem Bonner Rathaus und beteiligt sich an internationalen Programmen der UN, zum Beispiel in den Bereichen Wassermanagement und Katastrophenschutz.
Internationales Zentrum für nachhaltige Entwicklung
Heute ist Bonn sowohl ein international bekannter Standort der Vereinten Nationen, als auch ein weltweit anerkanntes Zentrum für nachhaltige Entwicklung. Neben den UN Organisationen sind in der Stadt rund 150 Nichtregierungsorganisationen (Öffnet in einem neuen Tab) (NGOs), insbesondere aus dem Entwicklungsbereich und dem Bereich humanitäre Hilfe, beheimatet. Dazu zählen sowohl deutsche als auch viele internationale Organisationen, wie etwa das Forest Stewartship Council (FSC), das Right Livelihood College (RLC) oder das Internationale Paralympische Komitee (IPC). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Bonn 2016 gar als die „globale Hauptstadt der Nachhaltigkeit“. Diese organisatorische Vielfalt sorgt für ein ideales internationales Arbeitsklima mit positiven Synergieeffekten. Besondere Vorteile für die Zusammenarbeit liegen in der direkten Nachbarschaft zum World Conference Center Bonn (WCCB) und zu vielen wichtigen Ansprechpartner*innen, was Kooperationen und Kontakte auf kurzen Wegen ermöglicht. Zu dem Nachhaltigkeitscluster trägt darüber hinaus eine Vielzahl an Wissenschaftseinrichtungen, Think-Tanks, Bundeseinrichtungen sowie weiterer Organisationen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft bei.
Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen ( EZMW (Öffnet in einem neuen Tab)) stellt eine der wichtigsten Neuansiedlungen der vergangenen Jahre dar. Es hat seit 2021 einen Standort in Bonn, in dem mittelfristig bis zu 150 Mitarbeiter*innen tätig sein werden. Das EZMW ist weltweit führend in der globalen numerischen Wettervorhersage, Klimatologie und ein zentraler Bestandteil der europäischen Infrastruktur für Wettervorhersage und Klimaforschung.
Gemeinsam prägen die unterschiedlichen Organisationen mit ihren individuellen Inhalten, ihrer Kompetenz und ihrem Engagement den internationalen Standort Bonn und sorgen dafür, dass Bonn zu einem internationalen Kompetenzzentrum – oder neudeutsch „Sustainability Hub“ – avanciert ist, von dem aus Nachhaltigkeit mit gestaltet wird.
Deutsche Welle
Einen weiteren Beitrag zu dem internationalen Arbeitsumfeld in der Bundesstadt leistet die 1953 gegründete Deutsche Welle (Öffnet in einem neuen Tab) (DW), die sich räumlich in unmittelbarerer Nachbarschaft zum UN Campus befindet. Die Deutsche Welle ist der Auslandssender der Bundesrepublik Deutschland, der online, per Radio und TV aktiv ist. Die DW, die 2023 ihr 70-jähriges Sendejubiläum feiert, zeichnet in journalistischer Unabhängigkeit nicht nur ein umfassendes, vielschichtiges Deutschlandbild, sondern stellt zudem weltweite Ereignisse und Entwicklungen aus unterschiedlichen Sichtweisen dar. Auf diese Weise fördert sie das Verständnis zwischen Kulturen und Völkern. Bei ihren Programmen in 30 Sprachen legt sie einen besonderen Fokus auf Nachhaltigkeitsthemen und erreicht damit viele Millionen Menschen in der ganzen Welt.
Bundeskanzler Olaf Scholz dankte der Deutschen Welle anlässlich ihres Jubiläums für ihre Leistungen: „Wenn wir heute 70 Jahre Deutsche Welle feiern, dann feiern wir auch 70 Jahre, in denen sich Ihr Sender um die Demokratie verdient gemacht hat“, so der Kanzler in einem Grußwort.
Seit 2008 richtet die Deutsche Welle jährlich das DW Global Media Forum (GMF) aus. Aus über 120 Ländern kommen hier jeweils über 2.000 Medienschaffende und Entscheidungsträger*innen aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft zu einem interdisziplinären, interkulturellen Austausch zusammen. Das GMF 2023 steht unter dem Motto „Overcoming divisions“.
Internationaler Konferenzstandort
Anerkennung weltweit erfährt die Stadt Bonn als Austragungsort vieler bedeutender Konferenzen, insbesondere als Ausrichtungsort der 23. Weltklimakonferenz (COP 23) der Vereinten Nationen im Jahre 2017, für die mehr als 20.000 Delegierte und andere Teilnehmende an den Rhein reisten, um an den Klimaverhandlungen teilzunehmen. Bekannt wurde Bonn in seiner Rolle als Konferenzort unter anderem durch die Afghanistangespräche auf dem Petersberg bei Bonn 2001 und 2002, die Vertragsstaatenkonferenz zur Biodiversität 2008 und die Konferenz für Nichtregierungsorganisationen des Department for Public Information der Vereinten Nationen (DPI/NGO) 2011. Das Welterbekomitee der UNESCO tagte 2015 in Bonn. Im Jahr 2022 richtete Bonn die Außenminister*innenkonferenz der G7 aus.
Jedes Jahr im September finden in Bonn die Bonner SDG-Tage statt, bei der unter Beteiligung vieler städtischer Ämter sowie zahlreicher lokaler Initiativen, NGOs, Kultureinrichtungen und der örtlichen Wirtschaft die 17 Entwicklungsziele der Vereinten Nationen vorgestellt werden. Die regelmäßig stattfindenden „Bonn Climate Talks“ der Vereinten Nationen rücken Bonn ins Zentrum des internationalen Klimaprozesses. Hinzu kommen weitere internationale Konferenzen, wie die „Daring Cities“, als wichtige Netzwerkveranstaltung für Städte und Regionen in der Klimakrise. Die Stadt am Rhein ermöglicht den konstruktiven Dialog auf nationaler, internationaler und supranationaler Ebene. So strahlen von Bonn immer wieder Impulse weltweit aus. Ob Klima, Wüste, Wasser, Boden, Geschlechtergerechtigkeit, Artenschutz oder Frühwarnsysteme – Bonn ist ein wichtiges Kompetenzzentrum für Umwelt und nachhaltige Entwicklung.
Mit dem World Conference Center Bonn (Öffnet in einem neuen Tab) (WCCB) im Bundesviertel hat Bonn ein großes Konferenzzentrum zu bieten, das die Attraktivität der Stadt als Gastgeberin für Konferenzen noch weiter erhöhte. Der ehemalige Plenarsaal des Bundestages bildet einen Teil des Konferenzzentrums und verleiht ihm ein besonderes Flair.
Bonn und Europa
Als Wiege der bundesdeutschen Demokratie fühlt man sich in Bonn dem Geist eines geeinten Europas (Öffnet in einem neuen Tab) verpflichtet. Die Stadt Bonn engagiert sich dementsprechend in zahlreichen europäischen Städtenetzwerken wie EUROCITIES und dem Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE), die den Anliegen und Ideen der Städte und Kommunen zur zukünftigen Entwicklung Europas eine gemeinsame Stimme verleihen.
Die Präsenz Europas in Bonn ist bereits seit Jahrzehnten spürbar. So nahm am 1. März 1954 – als erste Außenstelle der Europäischen Institutionen überhaupt – ein Presseverbindungsbüro der damaligen „Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ seine Arbeit in Bonn auf. Später entstand daraus die Bonner Regionalvertretung der Europäischen Kommission. Diese dient als Bindeglied zwischen der Europäischen Kommission in Brüssel und der Öffentlichkeit an Rhein, Main und Saar. Dazu suchen ihre Repräsentant*innen den Dialog mit der Öffentlichkeit, den Medien und der Politik. Die Bonner Regionalvertretung wurde 2016 um den „Europa-Punkt“, ein Informationsbüro für Bürger*innen, ergänzt.