Bonn und Chengdu, die Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan, feierten im Juni 2019 die zehnjährige Partnerschaft mit einem großen Bühnenprogramm und vielen Highlights auf dem Markt. Neben Künstler*innen aus Chengdu beteiligten sich die chinesische Schule in Bonn sowie der Verein „Bönnsche Chinese“ am Programm. In den Info-Zelten gab es Mitmachaktionen zu den Themen Teezeremonie, Scherenschnitt, Zuckermalerei, Stickerei, Masken, Schattenspiel sowie ein Chengdu-Puzzle. Dazu luden Musik, kulinarische Spezialitäten aus Sichuan, Kunsthandwerk und Informationen zum Verweilen ein.

Als internationaler Standort für Nachhaltigkeit setzt Bonn auch in seinen Projektpartnerschaften verstärkt auf die Zusammenarbeit in Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen. Dazu gab es mehrfach einen Austausch von Umweltexperten. Umweltingenieure aus Chengdu nahmen z.B. an einem mehrwöchigen Training in Bonn in den Bereichen Wasser- und Abwassermanagement, Umweltverschmutzung und erneuerbare Energien teil.

2013 schlossen die Städte Bonn und Chengdu eine Klimapartnerschaft unter dem Titel „Bonn-Chengdu Partnership for Sustainable Low-Carbon Development“. Die Klimapartnerschaft bildet den Rahmen für Dialog und Erfahrungsaustausch zwischen Akteuren aus Chengdu und Bonn. 

Auch im Bereich Wissenschaft und Wirtschaft wird die Partnerschaft aktiv gelebt. Zahlreiche Wirtschaftsdelegationen reisten in den vergangenen Jahren zu Informations- und Sondierungsgesprächen von Bonn nach Chengdu oder von Chengdu nach Bonn. Die Delegationsreisen dienten unter anderem der Förderung des geplanten Ausbaus des Engagements von Deutsche Post/DHL im Bereich der Logistikdienstleistungen in China oder der Etablierung einer Kooperation im Bereich Elektromobilität. 

Seit 2014 haben Studierende aus Bonn die Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt in Bonns Partnerstadt Chengdu zu absolvieren. Möglich macht dies ein offizielles Stipendienprogramm, das die chinesische Kommune für Studierende aus ihren Partnerstädten eingerichtet hat. 

Die Partnerschaft, die auf intensivem Kulturaustausch fußt, ist weiterhin sehr aktiv im Bereich von Kultur, Schule und bürgerschaftlichen Begegnungen.

Ein besonderes kulturelles Highlight war etwa eine China-Tournee des Beethoven-Orchesters Bonn. Sie trug dazu bei, die Brücke der Freundschaft zwischen dem deutschen und dem chinesischen Volk auszubauen und diente insbesondere auch der Werbung für die Beethovenstadt Bonn. Weitere kulturelle Highlights sind die Teilnahmen von Bonner Künstler*innen am „Chengdu International Youth Music Festival“ sowie die Teilnahme von Künstler*innen aus Chengdu am Bonner Musikfestival „Grenzüberschreitungen“.

Die Teilnahme am Bonner Rosenmontagszug stellt mittlerweile fast eine Tradition dar. Nach der Premiere im Jahr 2012, in deren Anschluss sich die Kultur- und Karnevalsgesellschaft „Bönnsche Chinese e.V.“ gründete, nahm 2015 bereits zum dritten Mal eine Künstlerdelegation aus Chengdu am Bonner Rosenmontagszug teil.

Wichtig für das aktive Fortbestehen einer Partnerschaft ist der Austausch von Privatpersonen, insbesondere junger Menschen. Daher besteht seit vielen Jahren etwa eine Schulpartnerschaft zwischen der Integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel (IGS) und der Shude High School. Jugendliche Fußballer aus Chengdu bestritten bereits ein Freundschaftsturnier gegen gleichaltrige Mannschaften aus Bonn.

Auf bürgerschaftlicher Ebene wird die Projektpartnerschaft durch die Bonner Gesellschaft für China-Studien e.V. begleitet.

Auch musikwissenschaftliche Feinheiten wurden im Seminar besprochen. Prof. Dr. Christine Siegert (Leiterin des Beethoven-Archivs) stellte aktuelle Erkenntnisse im Bereich der Beethoven-Forschung vor und betonte die Bedeutung von aktuellen, kritischen Editionen der Werke Beethovens. Malte Boecker (Direktor des Beethoven Hauses) zeigte den Studierenden die Möglichkeit auf, den Internetauftritt vom Beethoven-Haus als riesiges digitales Archiv zu nutzen. Besonderen Anklang fand ein virtueller Rundgang durch das Museum, bei dem unter anderem das berühmte Bild Ludwig van Beethovens von Joseph Karl Stieler aus dem Jahr 1820 zu sehen war.

In den letzten beiden Sitzungen ging es dann mehr noch als zuvor um die Zukunft des Bonner Komponisten. Prof. Walter Werzowa berichtete vom „Beethoven X - The AI Project“. Denn mittels künstlicher Intelligenz wurde aus Skizzen zur 10. Sinfonie Beethovens ein vollgültiges Werk komponiert. Walter Werzowa selbst war vom Beginn bis zum fertigen Werk mit dabei. Angeregt diskutierten die Studierenden darüber, ob eine KI kreativ sein kann und was Komponieren heute bedeutet.

Auch im Beitrag von Steven Walter, dem jungen neuen Intendanten des Beethoven Fests, spielte Kreativität eine zentrale Rolle. Die Aufführungen der Musik Beethovens seien immer wieder Neuschöpfungen, durch neue Aufführungen und Interpretationen blieben sie „zeitgenössisch“. Steven Walter gab einen Überblick über die vielen neuartigen Konzertformate und Ideen, denen sich das Beethoven Fest im Jahr 2022 unter dem Motto „Alle Menschen“ verschrieben hat.

Dass das Seminar ein Erfolg war, belegt das ausführliche positive Feedback, das die Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer im Anschluss verfassten. Ein gelungener Beitrag zur deutsch-chinesischen Verständigung und der Projektpartnerschaft Bonn Chengdu – mit Beethoven als Kulturbotschafter!