Morgens um 7 Uhr rollte schweres Gerät auf den Münsterplatz: Ein Tieflader mit besonders wertvoller Fracht bahnte sich seinen Weg über die Poststraße. An Bord war das frisch restaurierte Beethoven-Denkmal. Nach ziemlich genau sechs Monaten in der Werkstatt kehrte das Bonner Wahrzeichen am Dienstag, 5. Juli 2022, auf seinen angestammten Platz zurück.
Die Wiederaufstellung war ein Zusammenspiel mehrerer Gewerke. Unter der Federführung der beauftragten Restaurierungsfirma Recovis arbeiteten Steinmetz, Schlosser und das Logistik-Unternehmen Hand in Hand: Als erstes hievte der Schwerlastkran das Postament inklusive seines neuen stählernen Stützgerüstes auf den Basaltsockel. Nun war der Einsatz eines besonders schmalen Menschen gefordert, denn es galt, in das Innere des rund drei Meter hohen Postaments hineinzuklettern, um - ausgestattet mit Stirnlampe und Bleistift - die Verankerungspunkte des neuen Stützgerüstes auf dem Basaltsockel anzuzeichnen. Kurze Zeit musste das Postament erneut in luftiger Höhe verweilen, während Steinmetz Michael Pitack die Bohrlöcher am Sockel mit schwerem Gerät herstellte.
Absolute Präzisionsarbeit des Schwerlastkrans gefragt
Für das finale Aufsetzen des Postaments war nun absolute Präzisionsarbeit durch den Schwerlastkran der Firma Baumann gefragt. Kein leichtes Unterfangen, wiegt doch das Postament mit seiner neuen Stützkonstruktion statt ehemals 3,6 nun noch einmal 1,2 Tonnen mehr. Erneut in tiefster Dunkelheit wurden die Schrauben anschließend von Hand im Inneren festgedreht. Gelassen kletterte Schlossermeister Florian Kurscheid danach aus dem Inneren empor: Der schwierigste Teil der Wiederaufstellung des Beethoven-Denkmals war geschafft.
Gegen 8.30 Uhr war es dann endlich soweit. Gut verschnürt schwebte die Beethoven-Statue auf ihren alten Platz zurück. Das Einsetzen der letzten Schraube zwischen den Füßen Beethovens ließ sich der zuständige Projektverantwortliche des Städtischen Gebäudemanagements, Hermann Krause, nicht nehmen. Sichtbar erleichtert stieg er anschließend vom Hubsteiger.
Auch Oberbürgermeisterin Katja Dörner informierte sich vor Ort über das Ergebnis der Restaurierung und beobachtete das Wiederaufstellen. „Ich freue mich sehr, dass das Projekt trotz straffen Zeitplans und auch unerwarteter Überraschungen so gut gelaufen ist und alle Rädchen perfekt ineinandergegriffen haben“, sagte Katja Dörner. Sie dankte allen Beteiligten, insbesondere dem Städtischen Gebäudemanagement und der Firma Recovis, für die sorgfältige Ausführung. „Nun kann das Beethoven-Denkmal die nächsten Jahrzehnte gut überdauern“, so die OB weiter.
Historische Patina wurde bewusst erhalten
Während seiner sechsmonatigen Schönheitskur ging es nicht in erster Linie darum, den „alten Glanz“ der Statue sowie des Sockels wiederherzustellen. Vielmehr war das Ziel, die schädigenden Schmutzschichten zu entfernen, die historische Patina jedoch zu erhalten. Auch gelöste Reparaturstellen der ersten Restaurierung Mitte der 60er Jahre ersetzten die Restaurator*innen und schlossen zudem offen Fugen und Nähte an der Figur.
Dass Beethoven nun trotzdem rundum erneuert erscheint, verdankt er einer aufgetragenen Mikrokristallinwachsschicht. Diese wird in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass Regen und Schnee besser abperlen und sich Schmutz und Wasser nicht mehr so schnell in den tieferliegenden Stellen festsetzen können. Alle zwei Jahre soll er nun zudem im Rahmen eines Monitorings untersucht werden, um in Zukunft durch konsequente Kontrolle und Pflege die Bronze vor erneuten Schäden zu bewahren.
Erst beim Abbau im Januar 2022 war klargeworden, dass die Restaurierung des Sockels aufwändiger werden würde, als erwartet. Die Stützkonstruktion aus Beton und Stahl aus den 1960er Jahren war völlig marode. Anlagerungen von Krusten und Salzen aus dem Beton hatten bereits zu Schäden auf der Innenseite des bronzenen Postaments geführt. Aus dem unteren Kranzgesims musste zunächst von Hand der Beton herausgestemmt werden, bevor es dann auch seinen Weg in die Werkstatt fand. Damit die rund 3,2 Tonnen schwere Statue sowie das rund 3,6 Tonnen schwere Postament in den kommenden Jahrzehnten wieder sicher stehen, entschied sich das SGB in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde und dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland dafür, ein neues „Skelett“ aus Edelstahl in das Innere zu bauen. So ist in Zukunft auch die Durchlüftung gewährleistet und Wasserschäden im Inneren werden vermieden.
Die notwendige Erneuerung der undichten Abdichtung des Pflanzbeets und Überarbeitung der Umrandung inklusive Gitter führten dazu, dass die Gesamtinstandsetzung schlussendlich auch für eine vollumfängliche Überarbeitung genutzt wurde. Sparsamer als bisher, wird zukünftig die neue Beleuchtung des Denkmals in den Abendstunden. Dank neuer LED-Technik können rund 80 Prozent Energie eingespart werden
Gesamtkosten von 120.000 Euro – 45.000 Euro Förderung
Durch die unerwarteten zusätzlichen Arbeiten sowie auch beeinflusst durch die aktuell sehr angespannte Lage auf dem Rohstoffmarkt verdoppelten sich die ursprünglich veranschlagten Restaurierungskosten von 60.000 Euro auf rund 120.000 Euro. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat ihre Förderung inzwischen sogar verdoppelt und unterstützt die Maßnahme nunmehr mit 30.000 Euro. Weitere Fördermittel in Höhe von 15.000 Euro werden durch das Land NRW im Rahmen des Denkmalförderprogramms bereitgestellt.
Bis zur offiziellen Wieder-Einweihung beim „Historischen Spektakel“ des Schiffervereins Beuel am Sonntag, 14. August 2022, bleibt das Denkmal zunächst noch umzäunt. Sowohl die Arbeiten am Sockel, im Bereich der Umfassungen sowie an der Umzäunung als auch die neue Verkabelung und Installation der Leuchten werden noch vor Ort vorgenommen. Die neue Bepflanzung des Beets erfolgt nach den Feierlichkeiten, so dass das Denkmal und sein Umfeld bis Ende August vollständig fertiggestellt sein werden.