Materielle Armut hat gravierende Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist dadurch eingeschränkt. Die Stadt Bonn hat sich zur Aufgabe gemacht, Kinderarmut zu bekämpfen, die Bedingungen für ein gelingendes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Um die bereits bestehenden Angebote und Hilfen noch besser bündeln zu können und die Zusammenarbeit und Vernetzung zu stärken, nimmt die Stadt Bonn seit Juli 2020 am Landesprogramm „kinderstark – NRW schafft Chancen“ teil. Nun beschloss der Rat das verwaltungs- und trägerübergreifend erarbeitete Präventionsleitbild. Dieses dient allen Akteur*innen in Bonn im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien als feste Orientierung. Für die Institutionen und Einrichtungen der Stadt Bonn ist es verbindlich. Allen Institutionen und Einrichtungen in freier Trägerschaft wird es zur verbindlichen Annahme empfohlen.
„Alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder gesund und lebensfroh aufwachsen. Doch die Chancen sind nicht für alle gleich. Mit ihrer Teilnahme am Programm 'kinderstark – NRW schafft Chancen' will die Stadt Bonn dazu beitragen, dass alle Kinder sich bestmöglich entwickeln können - unabhängig von ihrem familiären Hintergrund. 'kinderstark' bündelt die kinderfreundlichen Kräfte in unserer Stadt, bringt alle wichtigen Akteure zusammen, schafft ein Netzwerk für Familien und setzt konkrete Maßnahmen in Gang, um sie zu unterstützen. Das jetzt beschlossene Leitbild ist eine verbindliche Richtschnur, an der wir all unserer Anstrengungen ausrichten“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner.
Präventionskette: ein tragfähiges Netz aus Unterstützung, Beratung und Förderung
Das Programm „kinderstark“ unterstützt den Auf- und Ausbau kommunaler Präventionsketten für Kinder, Jugendliche und Familien. Mit der Präventionskette ist die Entwicklung eines umfassenden und tragfähigen Netzes aus Unterstützung, Beratung und Förderung auf kommunaler Ebene gemeint. Die kommunale Präventionskette umfasst alle Angebote und Maßnahmen in der Kommune für Kinder, Jugendliche und Familien von der Schwangerschaft bis zum Übergang in Ausbildung, Studium, Beruf und ein selbst bestimmtes Leben. Das Programm „kinderstark“ ist ein Teil der kommunalen Präventionskette mit den Zielgruppen Kinder ab vier Jahren und Jugendliche. Damit schließt es also direkt an die so genannten Frühen Hilfen an, die noch früher greifen. Die gemeinsame Aufgabe ist es, die Präventionskette so zu gestalten, dass die Folgen der materiellen Armut keine Folgen auf die Teilhabe und das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen haben.
Präventionsleitbild ist Grundlage der Zusammenarbeit
Kommunen, die am Förderprogramm teilnehmen, sind verpflichtet, ein intersektoral und ressortübergreifendes Präventionsleitbild zu entwickeln. Damit wird die Grundlage geschaffen für die gemeinsame Zusammenarbeit aller Fachkräfte rund um Kinder, Jugendliche und Familien. In zwei Workshops hat ein Begleitgremium unter Federführung der Koordinierungsstelle im Amt für Kinder, Jugend und Familie das Leitbild erstellt, fachlich begleitet vom Institut für Soziale Arbeit aus Münster.
Vertreten im Begleitgremium sind zahlreiche Ämter, Koordinierungsstellen, Interessensgemeinschaften und Gremien, darunter zum Beispiel der Stadtsportbund, der Runde Tisch gegen Kinder- und Familienarmut, Behindertengemeinschaft Bonn, die Stadtschulpflegschaft, der Jugendamtselternbeirat, die Frühen Hilfen, der Kinder- und Jugendring Bonn, der Arbeitskreis Opferschutz, die AG 78 sowie Vertretungen für die Themen Sucht, Sozialraumorientierung, Integration und Inklusion. Allein von der Stadtverwaltung sind 15 Ämter und Dienststellen vertreten.
Grundlage für die Leitbildentwicklung waren die Rückmeldungen einer Kinder- und Jugendbefragung sowie eine Befragung von Kindern, Jugendlichen und Eltern auf dem Weltkindertag 2022, die vom Begleitgremium "kinderstark" entwickelt und begleitet wurde. Während des Entwicklungsprozesses wurden unterschiedlichste Netzwerkakteure zusammengebracht. So konnten die Beteiligten bereichsübergreifend gemeinsame Visionen und Werte verschriftlichen, chancengerechtes Aufwachsen als Grundwert etablieren und eine Identifikation mit dem erstellten Leitbild herstellen.
So geht es weiter
Als nächster Schritt im Programm "kinderstark" wird die Leitbildvision im Rahmen des Begleitgremiums mit konkreten Inhalten hinterlegt. Entlang des Präventionsleitbilds sollen Abstimmungen verbessert, Angebote und Planungen übergreifend miteinander verzahnt sowie Lücken im System gefunden und beseitigt werden. So soll das Präventionsnetz für Kinder, Jugendliche und Familien noch tragfähiger gestaltet werden. Damit kommen die Akteure um Kinder, Jugendliche und Familien vom gemeinsamen Sinn (des Leitbildes) zum „gemeinsamen Wirken“. Das Leitbild soll in regelmäßigen Abständen evaluiert werden.
Das Leitbild kann hier (Öffnet in einem neuen Tab) im Details angesehen werden. Weitere Informationen zum Programm gibt es unter www.bonn.de/kinderstark (Öffnet in einem neuen Tab) sowie unter https://www.kinderstark.nrw/kommunen/bonn (Öffnet in einem neuen Tab).