Auf die Bedürfnisse von Babys zügig einzugehen, ist außerhalb des vertrauten Zuhauses manchmal nicht so einfach. Oft fehlt es an einem geeigneten Ort im öffentlichen Raum, um die Kleinen zu stillen oder zu wickeln. Im Dienstleistungszentrum im Stadthaus gibt es nun mit dem neu eingerichteten Still- und Wickelraum eine zentrale Anlaufstelle.
Der Raum ermöglicht es Eltern, dort in Ruhe ihre Babys zu versorgen. Er steht während der Öffnungszeiten des Dienstleistungszentrums (DLZ) - jeweils Montag und Donnerstag von 8 bis 18 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 7.30 bis 13 Uhr - allen offen, die ein Baby füttern oder wickeln möchten und nicht nur denjenigen, die einen Termin im DLZ haben. Er kann selbstverständlich nicht nur von Müttern, sondern auch Vätern und anderen Sorgepersonen genutzt werden und steht auch den Mitarbeitenden der Stadtverwaltung zur Verfügung.
Um eine geschützte Atmosphäre zu bieten, ist der Still- und Wickelraum abschließbar, der Schlüssel kann an der Infotheke des Dienstleistungszentrums abgeholt und wieder abgegeben werden. Diejenigen, die einen Termin im Dienstleistungszentrum haben, können diesen während ihres Aufenthaltes in dem Raum pausieren lassen, indem sie an der Infotheke Bescheid geben. Neben dem Sessel und der Wickelfläche mit Windeleimer gibt es Papiertücher, einen Desinfektionsmittelspender und Flyer, die auf vielfältige Angebote zu verschiedenen Themen aufmerksam machen. Kostenloses Wasser gibt es gleich nebenan im Wartebereich. Auf dem Eingangsterminal und den Infobildschirmen im DLZ werden Hinweise auf den Still- und Wickelraum geschaltet.
„Die Infrastruktur für Familien in Bonn ist schon vielfältig. Ich freue mich sehr, dass wir nun als Stadtverwaltung mit dem Still- und Wickelraum im Stadthaus eine weitere Ergänzung haben und damit auch ein still-freundliches Signal senden. Die Auszeichnung als Stillfreundliche Kommune ist für uns Ansporn, in weiteren Verwaltungsgebäuden solche Räume einzurichten“, so Oberbürgermeisterin Katja Dörner.
Für die Einrichtung des Still- und Wickelraumes im Stadthaus ist die Stadt Bonn vom nordrhein-westfälischen Landesverband der Hebammen zur „Stillfreundlichen Kommune“ ausgezeichnet worden. Der Stillraum wurde auf Initiative der städtischen Gleichstellungsstelle eingerichtet. Die bauliche Umsetzung erfolgte durch das Städtische Gebäudemanagement und die Beschaffung der Einrichtung durch das Personal- und Organisationsamt. Das Dienstleistungszentrum der Bürgerdienste unterstützte tatkräftig.
„Stillende Mütter sollen auch im Stadthaus einen ruhigen und geschützten Raum vorfinden, in dem sie sich um ihr Baby kümmern können. Zusätzlich wollen wir die Öffentlichkeit für das Thema Stillen sensibilisieren“, sagt Stephanie Clemens-Krämer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bonn.
Nadine Quäsching, Leiterin des Dienstleistungszentrums, ergänzt: „Wir wurden in der Vergangenheit immer mal wieder von Müttern nach einer Möglichkeit zum Stillen gefragt. Es ist toll, dass wir den Bürger*innen im Dienstleistungszentrum nun einen so ansprechenden Raum zum Stillen und Wickeln bieten können.“
Zum Hintergrund: Kampagne „Stillfreundliche Kommune“
Mütter und Väter haben oftmals Probleme, einen Ort zu finden, an dem sie Babys ungestört wickeln und stillen können. Oft gibt es auch wenig Akzeptanz dafür. Um Stillen als Normalität zu fördern, Müttern einen Schutzraum zu bieten und NRW so familienfreundlicher zu machen, hat der nordrhein-westfälische Landesverband der Hebammen die Kampagne „Stillfreundliche Kommune“ ins Leben gerufen. Dank dieser können sich Städte und Gemeinden als stillfreundlich zertifizieren lassen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen und Angebote für Stillende in öffentlichen Gebäuden schaffen.
Um als stillfreundliche Kommune ausgezeichnet zu werden, sind folgende Voraussetzungen zu erfüllen: Es muss ein geschützter Bereich, optimalerweise ein abschließbarer Raum, in öffentlichen Gebäuden mit Publikumsverkehr bereitgestellt werden. Der Stillbereich muss durch gut sichtbare Wegweiser einfach auffindbar sein, einen bequemen Stuhl sowie eine Wickelmöglichkeit bieten und es sollte ein kostenloses Getränk wie etwa Leitungswasser zur Verfügung stehen. Alle öffentlichen Gebäude, die zertifiziert werden, erscheinen auf der Landkarte der stillfreundlichen Kommunen auf der Website des Landesverbandes und entfalten so eine Außenwirkung mit Vorbildfunktion.
Kommunen und Gemeinden können auf diese Weise nach Ansicht des Landesverbandes mit einfachen Mitteln ihre Attraktivität für junge Familien deutlich steigern und die Akzeptanz des Stillens im öffentlichen Raum fördern. Ziel ist es, dass dadurch immer mehr Frauen „Ja“ zum Stillen sagen.
Der Stillraum im Dienstleistungszentrum des Stadthauses soll in Bonn erst der Anfang sein. Die Gleichstellungsstelle möchte nun weitere Standorte und Dienstgebäude prüfen und so in der Stadt nach und nach weitere Still- und Wickelmöglichkeiten schaffen.