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Bundesstadt Bonn

Solarausbau auf städtischen Gebäuden wird beschleunigt

Um den Photovoltaikausbau auf städtischen Gebäuden deutlich zu beschleunigen, haben die Stadt Bonn und SWB Energie und Wasser jetzt eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit abgeschlossen. Bei einem Pressetermin am Heinrich-Hertz-Europakolleg stellten Oberbürgermeisterin Katja Dörner und SWB-Geschäftsführer Marco Westphal die Kooperation und die gemeinsamen Ziele für die kommenden Jahre vor.

Auf dem mit Photovoltaik ausgestatteten Dach des Heinrich-Hertz-Europakollegs (von links nach rechts): SWB-Geschäftsführer Marco Westphal, Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Schulleiter Markus Klasmeier und die stellvertretende Betriebsleiterin des Städtischen Gebäudemanagements, Christina Becker.

„Bis zum Jahr 2028 wollen wir auf allen Dächern städtischer Liegenschaften, die sich baulich eignen, Photovoltaik-Anlagen installieren. Dies ist im Klimaplan als Ziel formuliert“, erklärt Oberbürgermeisterin Katja Dörner: „Die Herausforderung ist groß. Aber durch den jetzt unterzeichneten Rahmenvertrag zwischen Stadtwerken und Städtischem Gebäudemanagement werden wir schneller werden und streben einen Ausbau ‚wie am Fließband‘ an. Zwar machen die kommunalen Gebäude nur einen kleinen Anteil des gesamten Gebäudebestands in Bonn aus, aber als Stadt wollen wir beim Solarausbau mit gutem Beispiel vorangehen - das erwarten die Bürgerinnen und Bürger zu Recht von uns. Denn nur wenn alle ihren Teil beitragen, kann Bonn bis 2035 klimaneutral werden“, so die Oberbürgermeisterin.

Stadtwerke pachten städtische Dachflächen für Produktion von Solarstrom

Der zwischen dem Städtischen Gebäudemanagement (SGB) und SWB Energie und Wasser ausgehandelte und unterzeichnete Rahmenvertrag zum PV-Ausbau auf städtischen Gebäuden sieht ein Pachtmodell vor: Das SGB prüft die Dächer – zum Beispiel auf Dachstatik und Dachdichtigkeit. Wenn das Dach nicht erst saniert werden muss, sondern „PV ready“ ist, wird es an die Stadtwerke verpachtet. Die Stadtwerke errichten und betreiben darauf eine Photovoltaikanlage und liefern klimafreundlich und kostengünstig Solarstrom an die städtischen Gebäude. Den überschüssigen Strom aus den Photovoltaikanlagen speisen die Stadtwerke ins öffentliche Stromnetz ein. Einzelne Dachflächen kann die Stadt auch an Dritte verpachten – zum Beispiel an Energiegenossenschaften.

Das erarbeitete Betreibermodell bring viele Vorteile mit sich: Der angestrebte „Fließbandausbau“ kann unmittelbar beginnen, weil bei den SWB bereits PV-Kompetenz vorhanden ist und nicht erst zeitaufwändig aufgebaut werden muss. Derzeit sind die Stadtwerke dabei, diese noch zu erweitern. SWB-Geschäftsführer Marco Westphal: „Wir setzen gemeinsam mit der Stadt erfolgreich ein Betreibermodell um. SWB Energie und Wasser pachtet das Dach, errichtet und betreibt die PV-Anlage und beliefert das SGB mit Strom aus Sonnenenergie. Unser Ziel ist es, in diesem Jahr bis zu 50 Anlagen auf städtischen Liegenschaften zu installieren, mittelfristig sollen es 100 pro Jahr sein. Die Kundschaft von SWB Energie und Wasser kann sich über BonnInvest Solar an den entstehenden Anlagen beteiligen und wir reinvestieren mögliche finanzielle Gewinne hier vor Ort in lokale Klimaschutzprojekte“, fasst Westphal die Vorteile der Partnerschaft zusammen.

Stadt lässt 300 Dächer auf PV-Tauglichkeit untersuchen

Aktuell läuft die Ausschreibung für eine Machbarkeitsuntersuchung, im Zuge derer rund 300 städtische Gebäude auf ihre PV-Tauglichkeit geprüft werden sollen. Die Vergabe soll bis Mitte Juli erfolgen. Der Fokus liegt hierbei auf Bestandsgebäuden, bei denen aktuell keine Sanierungsarbeiten anstehen. Bei städtischen Neubauten ist das Mitplanen von PV-Anlagen bereits Standard. So wurde etwa der Neubau des Kurfürstenbades in Bad-Godesberg so geplant, dass das Bad allein mit klimafreundlichen Energien betrieben werden kann.

Im Rahmenvertrag ist geregelt, dass die kommunalen Dächer möglichst in Dachvollbelegung genutzt werden sollen. „Macht die Dächer voll!“ ist nicht nur Leitbild des städtischen Förderprogramms „Solares Bonn“, sondern auch für den eigenen PV-Ausbau der Stadt. Auf kommunalen Gebäuden soll zudem gezeigt werden, dass Photovoltaik und Dachbegrünung nicht in Flächenkonkurrenz stehen müssen. Im Gegenteil: Extensive Dachbegrünung unter den PV-Modulen kühlt die Gebäude und das Quartier, aber auch die PV-Module selbst, so dass sie in Hitzeperioden weniger an Wirkungsgrad verlieren.

Rahmenvertrag wird PV-Ausbau ab sofort beschleunigen

Im Jahr 2023 konnten in Zusammenarbeit mit den SWB 15 Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von rund 600 Kilowatt-Peak (kWp) auf den Dächern der städtischen Liegenschaften installiert werden, darunter die Carl-Schurz-Grundschule (99 kWp), die Katholische Grundschule Am Domhof (90 kWp) und das Heinrich-Hertz-Europakolleg (83 kWp). Die Inbetriebnahme einiger Anlagen verzögerte sich um mehrere Monate, etwa im Fall des Heinrich-Hertz-Europakollegs, weil zunächst das passende Betreibermodell gefunden werden musste. Christina Becker, stellvertretende Betriebsleiterin des Städtischen Gebäudemanagements, erklärt: „Das ausgearbeitete Betreibermodell ist im jetzt ausgearbeiteten Rahmenvertrag verankert. Damit steht die Anlage hier am Heinrich-Hertz-Europakolleg auch sinnbildlich für den neuen Weg, den SWB und SGB nun in ihrer Zusammenarbeit einschlagen.“

Bereits in diesem Jahr wollen Stadt und SWB den PV-Ausbau deutlich beschleunigen. Für 2024 ist vorgesehen, Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2.000 bis 2.500 kWp auf den Dächern städtischer Liegenschaften zu installieren. Bei dieser Zahl handelt es sich derzeit noch um eine Schätzung, da die genauen Planungen und somit auch die konkreten Anlagengrößen noch nicht feststehen. Unter den derzeit avisierten Projekten sind einige Neubaumaßnahmen aber auch einige Bestandsgebäude, so dass je nach Baufortschritt auch die Anzahl der Projekte noch variieren kann.

Als nächstes wird die PV-Anlage an der Sporthalle Wittestraße (51,2 kWp) in Betrieb genommen. Anschließend folgen die Kindertagesstätten Weinheimstraße (46,4 kWp) und Limpericher Straße (34,4 kWp). Auf diesen beiden Liegenschaften werden Dachbegrünungen in Kombination mit einer PV-Anlage umgesetzt.

An einem Display in der Mensa des Berufskollegs können Schüler*innen, Lehrkräfte und Besuchende verfolgen, wie viel Strom die Anlage auf dem Schuldach produziert.

Schwerpunkt liegt auf Schulen und Kitas

Beim PV-Ausbau auf kommunalen Gebäuden legt die Stadt einen Schwerpunkt auf Schulen und Kitas. Auf diese Weise können Eltern, Kinder, Schüler*innen und Auszubildende in ihrem Lebensalltag mit eigenen Augen sehen, wie die Energiewende vorangeht. Bei der Vorstellung des Rahmenvertrags am Heinrich-Hertz-Europakolleg begrüßte Schulleiter Markus Klasmeier die städtische PV-Offensive: „Angesichts des Fachkräftemangels ist es umso bedeutender, junge Menschen für die Energiewende zu begeistern. Als gewerblich-technisches Berufskolleg bilden wir gemeinsam mit unseren dualen Partnern auch für die Berufe aus, die wir jetzt und in Zukunft besonders dringend brauchen“, so der Schulleiter.

Städtische PV-Offensive ist Teil des Bonner Klimaplans 2035

Die städtische PV-Offensive bis 2028 ist Teil des Bonner Klimaplans 2035. Der Klimaplan als Fahrplan für eine klimaneutrale und lebenswerte Stadt Bonn war im März 2023 vom Stadtrat beschlossen worden. Als Klimaneutralitätsstrategie definiert der Klimaplan Ziele und Entwicklungspfade für die Zeit bis 2035. Und er enthält ein darauf ausgerichtetes Arbeitsprogramm für die Stadtverwaltung, das umgesetzt und in den kommenden Jahren kontinuierlich fortgeschrieben werden wird. Weitere Informationen zum Bonner Klimaplan 2035 gibt es unter  www.bonn.de/klimaplan (Öffnet in einem neuen Tab)

Außerdem wird mit der PV-Offensive eine weitere Empfehlung aus dem Mitwirkungsverfahren „Bonn4Future – Wir fürs Klima“ umgesetzt. Im Rahmen des zweijährigen Prozesses mit insgesamt vier Klimaforen hatten zufällig ausgewählte Bürger*innen gemeinsam mit Akteur*innen aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft zahlreiche Ideen und Empfehlungen dazu erarbeitet, was wer tun muss, damit Bonn bis 2035 klimaneutral wird. Weitere Informationen unter  www.bonn4future.de (Öffnet in einem neuen Tab).