Dies ist eine Pressemitteilung der Stadtwerke Bonn
„Fernwärme, Wärmepumpe & Co – Wohin führt der Weg in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis?“ lautete die zentrale Frage innerhalb der Reihe „Haus&Grund@Home“. Hintergrund ist nicht zuletzt die angestrebte Klimaneutralität in Bonn bis 2035. Neben einem „Riesen-Infobedarf“ stellte Axel Kapellen, Vorstand Haus&Grund Bonn/Rhein-Sieg, eine hohe Bereitschaft der Menschen in der Region fest, ihre Häuser energetisch zu ertüchtigen. Aber wo anfangen, und was ist zu beachten?
Kommunale Wärmeplanung als „Leitplanke“
Eine „Leitplanke“ sei die zeitnah erwartete Kommunale Wärmeplanung (KWP). Sie weise den vor Ort besten und kosteneffizienten Weg zu einer „grünen“ Wärme in Bonn aus, erklärte Ruben Keus, Fachbereichsleiter Energiedienstleistungen bei SWB Energie und Wasser. Darunter auch die Möglichkeit, Fernwärme zu nutzen. Auf deren Vorteile gingen Keus sowie Stephan Herpertz von der Verbraucherzentrale NRW auf Nachfrage ein. „Die Fernwärme bietet im urbanen Raum die Möglichkeit, auch bei einem schlechten energetischen Standard, eine grüne Wärmeversorgung sicherzustellen“, sagte Keus. Für diese Art der Wärmeversorgung, bei der zentral Wärme erzeugt und über ein Rohrleistungssystem zu den einzelnen Gebäuden transportiert wird, sei keine große Anlage, sondern nur ein Wärmeübertrager im Haus erforderlich.
Vorteile der Fernwärme
Fernwärme spiele im Transformationsprozess eine wichtige Rolle, denn eine zentrale, professionell betriebene Heizanlage gelte „als effizienter und professioneller als 100 Einzelanlagen, die im Keller vor sich hinlaufen“, so Kapellen. Als weiteres Plus führt er an, dass nicht der Eigentümer dafür sorgen müsse, dass der Anteil Erneuerbarer Energien gesetzeskonform ist. Diese Verantwortung übernehme der Fernwärmenetzbetreiber, in Bonn also die SWB.
„Schon jetzt liegen wir mit unserer Müllverwertungsanlage bei circa 50 Prozent regenerativer Wärme, weil die thermische Energie aus der Müllverwertung als "unvermeidbare Abwärme" gilt, und wir werden den grünen Anteil der Fernwärme noch steigern“, so Keus. Dafür haben die Stadtwerke Bonn in diesem Jahr eine wasserstofffähige Turbine in Betrieb genommen. Weitere Projekte seien eine Flusswärmepumpe, die das thermische Potenzial des Rheins nutze, um in die Fernwärme zu speisen. Klar stellten die Experten aber auch: „Es ist weder ein Anschluss- noch Benutzungszwang geplant.“ Wo in Bonn Fernwärme verfügbar ist, weise bereits jetzt die Fernwärmenetzkarte aus, die auch auf der Internetseite der Stadt Bonn zu finden ist.
Alternative Wärmepumpe
Die Wärmepumpe empfiehlt sich nach Meinung der Experten als Alternative - da, wo kein Anschluss ans Fernwärmenetz möglich ist. „Wärmepumpen funktionieren in mehr Häusern als man glaubt, aber eine vernünftige Heizlastberechnung ist wichtig“, so Herpertz. Eine Absage erteilten die Experten dem Einbau neuer Heizungen auf Basis fossiler Brennstoffe. Auch eine wasserstofffähige Gasheizung habe in Bonn keine Zukunft, so Peter Küpper, Geschäftsführer Josef Küpper Söhne GmbH. „Für eine Wärmepumpe muss es keine Fußbodenheizung sein“, begegnete der Heizungsbauer zudem einem verbreiteten Vorurteil. Eine Wärmepumpe funktioniere auch in älteren Bauten mit Heizkörpern. Die Investitionskosten variierten je nach Art der Wärmepumpe, auf die die Experten ebenfalls eingingen.
Zukunftweisende Kopplung mit Solar-Kollektoren
Als eine zukunftsweisende Lösung nannte Herpertz die Kopplung von Solar- respektive PVT-Kollektoren mit Wärmepumpen. „Wir von den SWB entwickeln dazu gerade ein Produkt“, sagte Keus: „Das bietet sich besonders in Reihenhäusern und bei Dachzentralen an.“ Denn die Stadtwerke Bonn erhielten derzeit viele Anfragen zu entsprechenden Häusern, deren Heizzentrale sich im Dachgeschoss befinden. Bereits in Anspruch zu nehmen ist das SWB-Angebot „Bonn Plus Wärme“, bei dem die Stadtwerke Bonn Wärmepumpen-Konzepte inklusive Planung, Heizlastberechnung und hydraulischem Abgleich gemeinsam mit dem Bonner Handwerk realisieren. „Auch wenn eine Anlage plötzlich havariert, helfen wir gerne“, so Keus.
Förderungen von bis zu 70 Prozent
Was die Finanzierung angeht, so gibt es laut Keus für alle Eigentümer, die auf erneuerbare Energien bauen, eine Förderung. Wichtigstes Instrument sei die „Bundesförderung für effiziente Gebäude Einzelmaßnahme (BEG EM)“. „Förderquoten von bis zu 70 Prozent sind unter bestimmten Bedingungen möglich“, so der SWB-Fachmann. Gesetzt sei eine Grundförderung von 30 Prozent, dazu kommen diverse Boni etwa von 20 Prozent beim Austausch einer Öl-, Kohle- oder Nachtspeicherheizung.
Was die Experten ihrem Publikum mit auf den Weg gaben: Erstmal eine Energieberatung einholen und einen Sanierungsplan erstellen. Dabei das Haus als Gesamtsystem aus Anlagetechnik, Gebäudehülle und Bewohnern sehen und möglichst die Heizlast senken, etwa durch eine gute Gebäudehülle. Lösungen seien so individuell wie die Häuser, aber für alle gebe es eine Lösung, beruhigten sie.