Welche Maßnahme nötig ist, ist immer eine Abwägungsfrage und hängt vom Zustand des Baumes, von der Baumart und von seinem Standort ab. Dort, wo sich viele Menschen aufhalten, ist die Verkehrssicherheit von höchster Priorität. Abgestorbene Äste müssen hier zügig entfernt werden, bevor sie runterfallen und Schäden verursachen. Steht der Baum weit weg von Wegen in einer Brombeerhecke, dann kann das ökologisch wertvolle Totholz auch mal da bleiben, wo es ist. Der Baum bleibt als sogenannter „Habitatbaum“ erhalten und bietet Insekten, Vögeln und anderen Tieren einen Lebensraum.

Manche Baumarten verlieren bei Schwächung schnell ihre Standfestigkeit. Andere stellen auch mit viel Totholz keine Gefahr dar. In manchen Fällen ist eine zusätzliche Baumbegutachtung nötig. Zum Beispiel, wenn eine Pilzart nicht eindeutig bestimmt werden kann oder die Baumkrone von einer Hubarbeitsbühne aus genauer in Augenschein genommen werden muss. Schlagen Baumkontrolleur*innen eine Fällung vor, wird der Baum zusätzlich durch zwei weitere fachkundige Mitarbeitende des Amtes für Umwelt und Stadtgrün begutachtet.

Das maßgebliche Kriterium für die Beurteilung von Stadtbäumen ist die Verkehrssicherheit. Sobald ein Baum ein Sicherheitsrisiko darstellt, welches durch Pflegemaßnahmen nicht mehr behoben werden kann, muss er gefällt werden. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn der Baum sein Maximalalter erreicht hat und abstirbt. Aufgrund der erschwerten Bedingungen erreichen Bäume im Straßenraum in der Regel kein so hohes Alter wie ihre Artgenossen in Wäldern und Parks. Auch manche Krankheitserreger oder Schädlinge können dazu führen, dass ein Baum seine Standfestigkeit verliert oder einzelne Äste abwirft. Gerade an Baumstandorten mit hohem Verkehrsaufkommen besteht rascher Handlungsbedarf.

Nach sorgfältiger Abwägung aller Interessen müssen Stadtbäume unter Umständen auch wegen Bauvorhaben gefällt werden. Niemals ist die Baumfällung eine leichtfertig getroffene Entscheidung.

Durch die trockenen Sommer der vergangenen Jahre waren die Bedingungen für viele Bäume deutlich schlechter als in normalen Jahren. Während einige Baumarten, wie zum Beispiel die Platane, verhältnismäßig gut mit den extremen Witterungsbedingungen zurechtgekommen sind, hat der Wassermangel anderen Arten sehr geschadet. Bei den Laubbäumen sind dies Birken, Baumhasel, Berg-Ahorn und Rot-Buche, bei den Nadelbäumen Fichten, Wald-Kiefern und Lärchen. Auffällig viele Exemplare dieser Baumarten, die bei vorherigen Kontrollen noch vital waren, sind innerhalb kurzer Zeit abgestorben – unabhängig ihres Alters und ihres Standorts. Hier musste teilweise schnell gehandelt und leider oft gefällt werden.

Die Entscheidung, einen Baum zu fällen, wird sorgfältig abgewogen und muss durch drei fachkundige Mitarbeiter*innen bestätigt werden. Fällt bei der regelmäßigen Baumkontrolle ein Baum auf, der ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellt, schlägt der Baumkontrolleur oder die Baumkontrolleurin eine Fällung vor. Um zu verhindern, dass fälschlicherweise verkehrssichere Bäume gefällt werden, muss der Vorschlag von zwei fachkundigen Mitarbeitenden aus dem Amt für Stadtgrün bestätigt werden, denn bekanntlich sehen sechs Augen mehr als zwei.

Bei besonders wertvollen Altbäumen und Naturdenkmalen wird zusätzlich ein Gutachten in Auftrag gegeben. Hier wird zum Beispiel durch eine Windlast-Simulation die Standfestigkeit des Baumes getestet. So kann zweifelsfrei festgestellt werden, ob der Baum ein Sicherheitsrisiko darstellt und tatsächlich gefällt werden muss.

In der Regel werden Baumfällungen zwischen November und Ende Februar durchgeführt. Schließlich gilt von März bis Oktober das Fäll- und Schnittverbot des Bundesnaturschutzgesetzes, um in Gehölzen nistende Tiere zu schonen. Stellt ein Baum jedoch ein akutes Sicherheitsrisiko dar, kann eine Fällung zu einer anderen Jahreszeit notwendig und zulässig sein.

Baumfällungen in der Stadt sind besonders herausfordernd: In den Straßen herrschen enge Platzverhältnisse und ein großes Risiko für Schäden. Darum muss besonders sorgfältig und zügig gearbeitet werden. Gerade in eng bebauten Bereichen wird mithilfe einer Hubarbeitsbühne der Baum Stück für Stück gefällt und abtransportiert. Die Baumfällungen werden entweder von beauftragten Fachfirmen oder von städtischen Mitarbeiter*innen durchgeführt. Das hängt davon ab, welche technische Ausstattung notwendig ist und wie viele personelle Kapazitäten zur Verfügung stehen.

Für jeden Baum am Straßenrand, der gefällt werden muss, wird sorgfältig geprüft, ob am gleichen Standort eine Ersatzpflanzung möglich ist. So können Gehölzverluste durch die Nachpflanzung mit jungen Bäumen nachhaltig ausgeglichen werden.