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Bundesstadt Bonn

Wiese oder Rasen? Wie die Stadt Bonn ihre Grünflächen mäht

Seit rund zwei Wochen lässt das Amt für Umwelt und Stadtgrün wieder die städtischen Wiesenflächen in Bonn mähen. Die besondere Pflege ausgewählter Grünflächen ist ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt in der Stadt. Warum verschiedene Flächen unterschiedlich oft gemäht werden und welche Methoden dabei zum Einsatz kommen, stellten die Mitarbeitenden bei einem Pressetermin in den Lessenicher Gärten am Montag, 23. September 2024, vor.

Julia Mauelshagen und Jan Stiller vom Amt für Umwelt und Stadtgrün informierten in den Lessenicher Gärten zum Thema Wiesenschnitt.

„Zum Mähen der Grünflächen erreichen uns häufig Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Vielen ist nicht bewusst: Zwischen Wiesen und Rasenflächen gibt es große Unterschiede! Wir brauchen im Stadtgebiet beides und sie erfüllen gleichermaßen wichtige Funktionen. Zudem gibt es verschiedene Zwischenformen. Die Pflege passen wir immer den jeweiligen Gegebenheiten und den Funktionen der Grünflächen an“, erklärt Jan Stiller vom Amt für Umwelt und Stadtgrün.

Intensiv genutzte Flächen werden als kurze Rasenflächen gepflegt

Grünflächen wie zum Beispiel der Hofgarten, der Stadtgarten oder große Teile der Rheinaue, die täglich von vielen Menschen besucht und zum Spielen, Treffen und als Liegewiese genutzt werden, werden als Rasenflächen gepflegt. „Wegen der intensiven Nutzung ist es unerlässlich, das Gras auf diesen Flächen kurzzuhalten. Gemäht wird hier circa 10 bis 15 Mal pro Jahr. Würden wir über eine längere Zeit nicht mähen, würde das Gras plattgedrückt und ein fachgerechter Schnitt wäre nicht mehr möglich“, erläutert Stiller. Die kurzgemähten Rasenflächen sind artenarm und hauptsächlich von Gräsern bewachsen.

Artenreiche Wiesen werden ein- bis dreimal pro Jahr im Schröpfschnitt gemäht

Eine Wiese ist deutlich artenreicher: Taubenkropf-Leimkraut, Schafgarbe, Wiesen-Glockenblume, Wilde Möhre und Wiesen-Salbei sind nur einige der zahlreichen Kräuter, die auf diesen Flächen wachsen. Wiesen werden gemäß Empfehlungen von Naturschutzverbänden nur ein bis drei Mal im Jahr im sogenannten Schröpfschnitt gemäht. Stark wachsende Arten werden dabei vor der Samenreife beschnitten, damit sie schwachwüchsigere nicht verdrängen. Das schützt gefährdete heimische Pflanzenarten. Während Rasenflächen drei Zentimeter kurz geschnitten werden, bleiben beim Schröpfschnitt auf Wiesen rund zehn Zentimeter stehen. Dies erleichtert es Kräutern aus den Blattachseln wieder auszutreiben. 

Der erste Wiesenschnitt im Jahr ist in der Regel Anfang Juni notwendig. „Das ist eine grobe Faustregel. Tatsächlich richtet sich der korrekte Mahd-Zeitpunkt nach der Entwicklung der Gräser und Kräuter. Üblicherweise ist es Zeit für den ersten Schnitt, wenn die Margerite blüht – denn diese Art wächst sehr stark und durch den Schnitt geben wir anderen Kräutern die Chance sich zu entwickeln“, so Stiller. Der letzte Schnitt erfolgt üblicherweise Mitte September.

Inselmahd erhält Tieren stets einen Rückzugsort

Je nach Größe und Lage der Flächen werden einzelne Bereiche versetzt gemäht, was als Inselmahd bezeichnet wird: Bei der ersten Mahd werden 5 bis 20 Prozent stehen gelassen und bei der nächsten wiederum andere. Diese Streifen und „Inseln“ dienen Insekten und anderen Tieren als Rückzugsort, Brutstätte und zur Überwinterung. Zudem bleibt immer ein gewisses Nahrungsangebot auf der Fläche erhalten.

Zwischen Wiese und Rasen gibt es diverse Übergangsformen. Hier ist der Kräuterrasen in Bonn am bedeutsamsten. Dieser wird in der Regel sechsmal pro Jahr gemäht. Auch hier richtet sich der Schnittzeitpunkt nach der Entwicklung der Vegetation.

Für die Pflege größerer Wiesenflächen beauftragt das Amt für Umwelt und Stadtgrün im Rahmen des Wiesenprogramms eine Firma, welche die notwendigen Spezialfahrzeuge hat.

Städtisches Wiesenprogramm wird stetig ausgeweitet

Rund 111 Hektar werden Stand 2024 im sogenannten Wiesenprogramm der Stadt Bonn auf ökologische Weise gepflegt. Das Bonner Wiesenprogramm gibt es bereits seit mehr als 30 Jahren. Mit ursprünglich 63 Hektar wurde das Programm 1993 ins Leben gerufen. Seither erweitert sich das Programm stetig. Ausgewählt werden Flächen, die nicht so stark besucht und genutzt werden. Dazu zählen zum Beispiel Wiesen in der Rheinaue, Baumbeete in der Hermannstraße oder Grünstreifen entlang der Schlesienstraße sowie auf dem Brüser Berg und in den Lessenicher Gärten.

Neben dem Wiesenprogramm engagiert sich die Stadt Bonn mit zahlreichen weiteren Maßnahmen für die Artenvielfalt in der Stadt. Dafür wurde Bonn bereits mit dem Label „StadtGrün naturnah“ in Gold ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung honoriert das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ vorbildliches Engagement auf städtischen Grünflächen zur Förderung der biologischen Vielfalt. Weitere Informationen gibt es unter  www.bonn.de/stadtgruen-naturnah (Öffnet in einem neuen Tab).