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Bundesstadt Bonn

Stadtgrün naturnah: Bonn erreicht Gold-Standard

Die Bundesstadt Bonn wurde erneut mit dem Label „StadtGrün naturnah“ ausgezeichnet. Damit honoriert das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ vorbildliches Engagement auf städtischen Grünflächen zur Förderung der biologischen Vielfalt. Nachdem Bonn bei der erstmaligen Zertifizierung im Jahr 2019 bereits den Silber-Standard erreichte, konnte sich die Stadt bei der Rezertifizierung nun noch einmal verbessern und holt das Label in Gold.

Bei einem Pressetermin am Freitag, 29. September 2023, im Grünzug Annaberger Bach informierten Umweltdezernent Helmut Wiesner und David Baier, Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün, über die Auszeichnung und das Engagement der Stadt zur Förderung der Artenvielfalt. „Ökologische Grünpflege ist in Bonn seit vielen Jahren eine Selbstverständlichkeit. In einer wachsenden Stadt und in Zeiten der Klimakrise ist es wichtig, der Natur weiterhin Raum in der Stadt zu geben. In den vergangenen Jahren haben die Mitarbeitenden des Amtes für Umwelt und Stadtgrün viele innovative Projekte im Stadtgebiet zur Förderung der Artenvielfalt umgesetzt. Die Auszeichnung mit dem Label in Gold ist eine tolle Anerkennung dieser Arbeit“, so Umweltdezernent Wiesner.

Exemplarisch stellten er und das Amt für Umwelt und Stadtgrün im Grünzug Annaberger Bach die 2023 angelegten Kleinbiotope vor.

Stellten die verschiedenen Aktionen der Stadt Bonn zur Förderung der Artenvielfalt vor (von links nach rechts): David Baier, Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün, Umweltdezernent Helmut Wiesner und Thomas Pätzold, Abteilungsleiter für Pflege und Entwicklung der städtischen Grünflächen.

Kleinbiotope schaffen Artenvielfalt am Annaberger Bach

Für die Anlage der Biotope haben die Mitarbeitenden des Amtes für Umwelt und Stadtgrün stellenweise rund 30 Zentimeter Boden abgeschoben und zu kleinen Hügeln aufgeschüttet. Durch diese Modellierung der Landschaft entstehen Lebensräume für unterschiedliche Pflanzen: Die oberen Bereiche sind eher trocken, die unteren stattdessen kühler und zum Teil sogar beschattet. Ergänzend wurden Totholz- und Natursteinhaufen angelegt, sodass neben der Pflanzenwelt auch unterschiedliche Tiere im Grünzug Nahrung und Unterschlupf finden.

Die abgeschobenen Bereiche wurden mit altem Spielsand aufgefüllt. Diese Weiterverwendung von Rohstoffen ist nicht nur nachhaltig, sondern auch kostenschonend. Die Sandflächen, welche Sandarien genannt werden, dienen zunächst zum Beispiel Heuschrecken oder einzelnen Insekten, wie dem Bienenwolf, als Lebens- und Nistraum. Die Sandarien sind mit heimischen Blühpflanzen, wie Wiesensalbei und Ackerwitwenblume, bepflanzt. An den Randbereichen wurde Regiosaatgut gesät, das sich über die nächsten Jahre in die umliegenden Wiesenflächen ausbreiten wird. Mit den Blumen kommen die Bestäuberinsekten und mit diesen dann die Räuber und Brutparasiten, so dass im gesamten Grünzug die Biodiversität steigt.

David Baier, Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün erklärt: „Die Kleinbiotope im Grünzug Annaberger Bach leisten einen Beitrag zur Vernetzung von Lebensräumen vom Kottenforst bis in die Rheinaue und sind ein Beispiel für Maßnahmen, welche im gesamten Stadtgebiet stattfinden. Zum Teil sehr offensichtlich in Form einer Staudenmischpflanzung, dezenter als zwei- oder dreischüriges Verkehrsgrün oder ganz unscheinbar als liegendes Totholz in flächigen Gehölzbeständen.“

Mit System zu artenreichen Wiesen

Bei der Rezertifizierung für das Label Stadtgrün naturnah konnte Bonn unter anderem mit artenreichen Wildblumenwiesen punkten: Schon seit 1993 engagiert sich die Stadt mit dem „Bonner Wiesenprogramm“ für mehr Artenvielfalt auf städtischen Wiesen. Gestartet auf etwa 63 Hektar wurde das Wiesenprogramm auf derzeit rund 109 Hektar im gesamten Stadtgebiet erweitert. Im Straßenbegleitgrün, in Park- und Grünanlagen, aber auch auf Spielplätzen, Schulhöfen, Friedhöfen und Verkehrsflächen werden artenarme Rasenflächen in blütenreiche Wiesen verwandelt, die nur ein- bis dreimal im Jahr gemäht werden. Heute wachsen im Stadtgebiet verschiedene Wildblumenwiesen, auf denen sich Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten tummeln.

Lebendige Friedhöfe

Dass eine Begräbnisstätte auch Lebensraum für Insekten sein kann, zeigt der zweitgrößte Friedhof Bonns, der teilweise denkmalgeschützte Südfriedhof. Über 5.000 Quadratmeter ehemalige Rasenflächen sind heute leuchtend bunte Blühfelder. Ein großes Insektenhotel und weitere Nistmöglichkeiten wie liegendes und stehendes Totholz dienen den summenden Bewohnern als Unterschlupf. Auch auf anderen Bonner Friedhöfen wurden ungenutzte Flächen in artenreiche Wiesen umgewandelt und zusätzlich natürliche Gestaltungselemente eingeplant.

Ökologie im Stadtwald

Die Bonner Stadtförsterei ist einer von nur 19 Waldbetrieben in ganz Deutschland, der seinen Wald nach den Naturland-Richtlinien bewirtschaftet, den strengsten ökologischen Auflagen für eine nachhaltige Forstwirtschaft. Hier werden vor allem Altbäume erhalten. Über zwölf Prozent der Flächen werden sich selbst überlassen, um den Wald für Insekten, Vögel und weitere Tiere sowie Pflanzen zu schützen – weniger ist mehr.

Insektenfreundliche Staudenbeete

Bei der Bepflanzung von Beeten setzt das Amt für Umwelt und Stadtgrün statt auf saisonale Wechselblüher zunehmend auf insektenfreundliche Staudenbeete, die das ganze Jahr über blühen. Rund 5.000 Quadratmeter wurden im Stadtgebiet in den vergangenen Jahren auf diese Weise ökologisch aufgewertet. An einigen Stellen testet die Stadt auch eigene Saatgutmischungen, die zum Beispiel speziell für die Bepflanzung von Baumscheiben entwickelt wurden. Bei der Grünpflege verzichtet die Stadt grundsätzlich auf den Einsatz von Pestiziden und Torf.

Konzepte für die Zukunft

Der Ausschuss für Umwelt, Klima und Lokale Agenda wird das Ergebnis der in den vergangenen Jahren erarbeiteten Bonner Freiraumplanung in den nächsten Wochen beraten. Die wichtige Vernetzung der Grünräume, zum Beispiel entlang des Annaberger Bachs, wird hier gesamtstädtisch priorisiert. Mit dem im Juni 2023 beschlossenen Baumkonzept möchte die Stadt außerdem ihren Baumbestand weiterentwickeln und – wo möglich – mehr Straßenbäume für die kommenden Generationen pflanzen. Vor allem in dicht besiedelten Vierteln, in denen es bislang nur wenige Bäume gibt, sollen neue Standorte entstehen. Um Regenwasser in zunehmend heißer und trockener werdenden Sommern optimal nutzen zu können, arbeitet die Stadt außerdem an einem Schwammstadtkonzept. Ebenfalls im Sinne der Klimaanpassung fördert die Stadt die vielfältige Begrünung von Gebäuden und die Entsiegelung und anschließende Begrünung von Flächen, die im Rahmen der Bonner Biodiversitätsstrategie zur Förderung der Artenvielfalt eine große Rolle spielt.

Umweltbildung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Das Haus der Natur stellt seit seiner Wiedereröffnung im Sommer 2019 den zentralen Ausgangspunkt der Bildung für nachhaltige Entwicklung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Bonn dar. Die Bildungsangebote wurden in den letzten Jahren inhaltlich stark ausgeweitet und in Pandemiezeiten auch digital umgesetzt. In Verbindung mit dem Bauerngarten, dem Weg der Artenvielfalt, einer Streuobstwiese und dem angrenzenden Kottenforst bietet es zahlreiche Möglichkeiten, Natur zu beobachten, zu entdecken und zu erleben.

Weitere Informationen zum Label „StadtGrün naturnah“ gibt es unter  www.kommbio.de/label (Öffnet in einem neuen Tab).