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Bundesstadt Bonn

Wohnungslosigkeit überwinden: Katrin Göring-Eckardt informiert sich in Bonn

Die Vizepräsidentin des Bundestags besucht die Bundesstadt Bonn, um zu erfahren, wie die Stadt gemeinsam mit Partner*innen Wohnungslosigkeit vorbeugen und Obdachlosigkeit überwinden will. Mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner besuchte Katrin Göring-Eckardt die kürzlich eingerichtete Geschäftsstelle der Bonner Offensive zur Überwindung von Wohnungslosigkeit im Prälat-Schleich-Haus, die alle Anstrengungen bündelt.

Besuch aus Berlin: Vize-Bundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt (3.v.l.) besuchte mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner (links) die Geschäftsstelle der Bonner Offensive zur Überwindung von Wohnungslosigkeit. Vor Ort führten sie ein Fachgespräch mit den Mitarbeiterinnen Munirae Gharevi (2.v.l.) und Helena Marx (2.v.r.). Sozialamtsleiterin Anja Ramos (4.v.l.), Gerhard Roden, Leiter der Caritas-Wohnungslosenhilfe, und Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider.

Obdachlosigkeit und drohende Wohnungslosigkeit sind große gesellschaftliche Probleme - auch in Bonn. Dabei ist Wohnen ein grundlegendes Menschenrecht. Daher hat die Europäische Union im Jahr 2020 die Resolution zur Überwindung der Obdachlosigkeit in der EU bis 2030 gefasst. Die Sozialverwaltung der Stadt Bonn hat sich im Jahr 2022 auf den Weg gemacht und gemeinsam mit anderen Fachämtern und der Bonner Wohnungslosenhilfe die „Bonner Offensive zur Überwindung von Obdachlosigkeit“ gestartet. Seit März 2023 ist auch die zugehörige Geschäftsstelle beim Caritasverband für die Stadt Bonn besetzt. Dort informierte sich jetzt die Vize-Bundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner über die Strategie der Stadt Bonn, Lösungen für das große gesellschaftliche Herausforderung Wohnungslosigkeit zu finden. 

In der Geschäftsstelle, die im Prälat-Schleich-Haus angesiedelt ist, trafen sie zum Gespräch auf die beiden dortigen Mitarbeiterinnen Munirae Gharevi und Helena Marx, Gerhard Roden, Leiter der Caritas Wohnungslosenhilfe, sowie Anja Ramos, Leiterin des Amtes für Soziales und Wohnen, und Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider. Das gemeinsame Ziel der Bonner Offensive ist, den sich verändernden Bedarfen wohnungsloser und obdachloser Menschen in Bonn mit Wohnangeboten und einer angemessenen Hilfestruktur zu begegnen und Exklusion von Menschen zu vermeiden. Menschenwürdiges Wohnen, Anschluss an das Regelsystem der sozialen Sicherung und selbstbestimmte Teilhabe soll den betroffenen Menschen ermöglich werden.

„Wohnungslosigkeit ist ein großes gesellschaftliches Problem. Die Not der betroffenen Menschen ist unerträglich. Auch für unser soziales Gefüge ist sie höchst problematisch“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Dörner. „Wir müssen und wollen gemeinsam handeln und Lösungen finden, dafür braucht es die Zusammenarbeit aller maßgeblichen Akteure der Stadtgesellschaft. Auch Institutionen wir zum Beispiel der Landschaftsverband Rheinland, Psychiatrie, Justiz, Krankenhäuser und Wohnungsbaugesellschaften müssten mit ins Boot geholt werden. „Ich bin froh, dass wir mit der Geschäftsstelle nun eine Institution mit kompetenten Mitarbeiterinnen haben, die all unsere Anstrengungen bündeln“, so Katja Dörner.

„Ein Dach über dem Kopf zu haben, ist ein menschliches Grundbedürfnis. Es ist gut, dass die Stadt Bonn mit ihren Partnerorganisationen jetzt aktiv wird, um dieses Grundbedürfnis für alle zu gewährleisten“, sagte Vize-Bundestagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt.

„Wir begrüßen es sehr, dass sich Oberbürgermeisterin Katja Dörner und die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckardt, zu einem Fachgespräch über die schwierige Lage vieler Menschen in Wohnungsnot in Bonn informiert haben. Damit wird auch das große Engagement der vielen Akteure im Netzwerk, die gemeinsam Wohnungslosigkeit bekämpfen, gewürdigt. Allen ist deutlich geworden, wie groß die Herausforderungen sind, und dass umgehend Schritte erforderlich sind, die Wohnungsnot einzudämmen“, sagte Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider.

Wohnungslosigkeit vermeiden durch frühe Hilfestellung

Vorrangiges Ziel der Bonner Offensive ist es, ein Anwachsen der Wohnungslosigkeit durch präventive Maßnahmen zu vermeiden. Die Bonner Offensive leistet frühe Hilfestellung, wenn Mietverhältnisse aus persönlichen oder wirtschaftlichen Gründen in Schieflage geraten und kann damit zum Erhalt derselben beitragen. Eine Krisenhotline wurde eingerichtet, an die sich sowohl Mieter als auch Vermieter wenden können, wenn der Bestand des Mietverhältnisses in Frage steht. Zu diesem Zweck hat die Bonner Offensive bereits erfolgreich Kontakte in die Immobilienwirtschaft geknüpft, welche das Angebot nutzen. 

Darüber hinaus konnten durch die Zusammenarbeit schon Angebote für von Wohnungslosigkeit betroffene Menschen, die in städtischen Unterkünften oder Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe leben, generiert werden. Die Vermittlung von wohnungslosen Menschen in reguläre Mietverhältnisse wird begleitet und die Bonner Offensive steht Vermietern auch während des laufenden Mietverhältnisses als Ansprechpartner zur Verfügung, sollte es wider Erwarten zu Schwierigkeiten kommen. Alle Immobilieneigentümer*innen sind eingeladen, ungenutzte Bauten, gleich ob Wohn- oder Gewerberaum der Bonner Offensive anzubieten, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie diese im Sinne des Gemeinwohls bewirtschaftet werden können.

Die Bonner Offensive ist unter Telefon 0228/108341 oder  eu2030caritas-bonnde erreichbar.

Leerstand beenden, Wohnraum nutzbar machen

Die Runde thematisierte auch die bald auslaufenden Belegungsrechte der Stadt Bonn für Wohnungen, was die Situation auf dem Wohnungsmarkt weiter verschärfen wird. Auch der Leerstand von Wohnraum und wie dieser wieder aktiviert und nutzbar gemacht werden kann, kam zur Sprache.  

Die Verwaltung nimmt die Leerstandsthematik sehr ernst und hat als eine der ersten Städte in NRW bereits im Jahr 2013 eine Zweckentfremdungssatzung erlassen, die unter anderem das Leerstehenlassen von Wohnraum ohne Genehmigung verbietet. Mittlerweile hat sich die Einheit von der einstigen Task Force zu einem schlagkräftigen Fachbereich weiterentwickelt, der sich um den Erhalt und die zweckgerechte Nutzung von Wohnraum kümmert. Da der Fachbereich seine Augen und Ohren jedoch nicht überall in Bonn haben kann, wurde ein Leerstandsmelder eingerichtet, wo aufmerksame Bürger*innen einen Leerstandsverdacht melden können. Die Verwaltung geht jedem Hinweis nach. Die Meldungen können, auch anonym, über  leerstandbonnde eingereicht werden.

Aktuell nimmt die Anzahl der wohnungslosen Menschen in der Bundesstadt dramatisch zu. Laut Zahlen des Landes NRW hat sich die Zahl der wohnungslosen Menschen in Bonn seit dem Jahr 2011 fast verzehnfacht. Statistisch ist in Bonn bis 2050 von einem Bevölkerungszuwachs von mehr als 8,8 Prozent auszugehen, wodurch der Bedarf an Wohnraum in Bonn entsprechend wächst. Der Wohnungsmarkt wird diesen steigenden Bedarf trotz vielfältiger Instrumente zur Wohnungsbauförderung nicht decken können. Die Chance, eine Wohnung zu finden, nimmt ab. Das Risiko, die Wohnung zu verlieren, dagegen zu.