Am 15. Oktober 1984 wurde die Gleichstellungsstelle der Stadt Bonn als vierte kommunale Stelle bundesweit eingerichtet. Von der Verankerung des Gleichheitsgrundsatzes in Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes in Jahr 1949 war es somit ein weiter Weg, denn das gesellschaftliche Bewusstsein, insbesondere die „Arbeitsteilung“ zwischen den Geschlechtern, änderte sich zunächst im Wesentlichen nicht.

1968 war in der EWG-Konvention die Gleichberechtigung von Frauen im Arbeitsleben vereinbart worden, gesetzliche Konsequenzen des Gleichberechtigungsauftrags gab es jedoch erst in den 70er Jahren. 1977 wurde dann das Familienrecht geändert. Frauen bekamen das Recht, über das Familieneinkommen mitzubestimmen und sie durften endlich selbst bestimmen, ob sie erwerbstätig sein wollten – bis dahin hatten Ehemänner die Möglichkeit, Arbeitsverträge ihrer Frauen ohne Angabe von Gründen zu kündigen. 1978 und 1979 folgten schließlich konkretisierende Richtlinien, die das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ als Grundsatz festlegten und geschlechtsspezifische Stellenausschreibungen untersagten.

Die erhofften Effekte hinsichtlich einer realen ökonomischen Besserstellung von Frauen traten aber erst einmal nicht ein. Die dringendsten Themen waren daher 1984 Erwerbstätigkeit und Ausbildung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Sicherung der materiellen Existenz von Frauen sowie die Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen.

Mit politischen Vorgaben wurde der Anteil von Frauen in gehobenen Positionen im Laufe der Jahre deutlich erhöht.  Als die erste Gleichstellungsbeauftragte ihre Arbeit aufnahm, war der Verwaltungsvorstand der Stadt Bonn reine Männersache. Heute sind dort genauso viele Frauen wie Männer vertreten, und mit Katja Dörner amtiert bereits die zweite Oberbürgermeisterin seit 1984. 

In den damals 36 Ämtern der Stadtverwaltung Bonn gab es 1984 eine einzige Amtsleiterin - im Gesundheitsamt - und vier Abteilungsleiterinnen. Heute liegt der Frauenanteil bei den Amtsleitungen bei 44 Prozent, insgesamt arbeiten 47 Prozent Frauen in Führungspositionen bei einem Frauenanteil aller Mitarbeitenden von 61 Prozent.

Diese Entwicklung geht auf die Frauenförderung zurück. Die erste Richtlinie dazu gab es schon 1991, den ersten Frauenförderplan 2001 und der aktuelle Gleichstellungsplan „2023 – 2027“ stellt auf fast 40 Seiten die Daten und Fakten, die Quoten und vor allem die Maßnahmen dar, die für Gleichstellung der Geschlechter und Frauenförderung bei der Stadt Bonn umgesetzt und gelebt werden. Dennoch ist die Arbeit der Gleichstellungsstellen nicht überflüssig geworden. Die Themen sind teilweise noch die gleichen, aber auch neue Aufgabenfelder sind hinzugekommen.

Weitere Infos zu 40 Jahren Gleichstellungsstelle Bonn finden Sie auch in dieser Pressemeldung:
 40 Jahre im Einsatz für Gleichberechtigung (Öffnet in einem neuen Tab)

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Gleichstellungsstelle der Stadt Bonn kamen im Oktober 2024 etwa 60 Gleichstellungsbeauftragte aus ganz NRW zur Mitgliederversammlung der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros/Gleichstellungsstellen Nordrhein-Westfalen (LAG NRW) nach Bonn. 

Mehr dazu finden Sie in der Pressemeldung:
 NRW-Gleichstellungsbeauftragte tagen im Alten Rathaus (Öffnet in einem neuen Tab)