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Bundesstadt Bonn

Förderverein der Gedenkstätte feiert 40-jähriges Bestehen

Der Förderverein der Gedenkstätte Bonn blickt am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, 8. September 2024, im Kloster Endenich auf seine 40-jährige Vereinsgeschichte zurück.

Dies ist eine Pressemitteilung des Fördervereins der Gedenkstätte Bonn.

Daran nimmt auch Oberbürgermeisterin Katja Dörner teil, die in ihrem Grußwort das Engagement des Vereins würdigt: „Sehr herzlich bedanke ich mich beim Förderverein - und damaligen Träger, der die wertvolle Arbeit der Gedenkstätte in den letzten 40 Jahren getragen und unterstützt hat. Die Gedenkstätte ist besonders in diesen Zeiten eine wichtige Institution, die die Auseinandersetzung mit unsere Demokratie, den Menschenrechten und mit totalitären und faschistischen Entwicklungen ermöglicht und fördert. Dass wir die Arbeit der Gedenkstätte in Zukunft an diesem historischen Ort fortsetzen können, freut mich besonders. Dem Priesterseminar und der Erzdiözese Köln danke ich für die langjährige und gute Zusammenarbeit.“

Vorsitzender des Fördervereins ist seit einem Jahr Dr. Sebastian Scharte. Er löste Andrea Hillebrand ab, die das Amt seit 2017 innehatte und den Übergang vom Trägerverein zum Förderverein der städtischen Gedenkstätte mit breiter Zustimmung der Mitglieder organisierte. Stellvertretender Vorsitzender ist Prof. Dr. Martin Aust, Schatzmeister ist Dr. Thomas Kersting, Schriftführer ist Peter Sonnet, Beisitzer sind Prof. Dr. Klaus Kost und Kathrin Ellwart.

„Wir wollen das städtische Team der Gedenkstätte tatkräftig unterstützen, vor allem weil es um die Gestaltung der neuen Gedenkstätte in Endenich geht. Ein Konzept dafür liegt bereits vor. Wir wollen uns für die historisch-politische Bildung und aktive Erinnerungskultur in unserer Stadt einsetzen. Das ist wichtiger denn je angesichts des zunehmenden Antisemitismus und verbreiteter Geschichtsklitterung“, betont Vorsitzender Scharte.

Im Jahr 2021 hat die Stadt Bonn die Gedenkstätte in städtische Trägerschaft übernommen. Der Verein wurde zum Förderverein. „Zweck des Vereins ist die Förderung des Andenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und die Förderung des historischen Verständnisses. Der Verein widmet sich der historisch politischen Bildung zur Stärkung von Demokratie und Menschenrechten und soll politischem Extremismus, Antisemitismus, Antiziganismus und Rassismus entgegenwirken“, heißt es in der Vereinssatzung.

Auf dem langen Weg zur Bonner Gedenkstätte

Von der Bürgerinitiative 1982/83 zum Trägerverein ab 1984, später zum Förderverein: Im Februar 1984 wurde er als Verein „An der Synagoge e.V.“ gegründet, um an Verfolgung und Widerstand in Bonn während der NS-Zeit zu erinnern. Viele Organisationen aus Politik, Kirchen und Gesellschaft wurden Gründungsmitglieder, darunter auch die Synagogengemeinde Bonn. Sie alle unterstrichen die breite gesellschaftliche Basis für den Willen, die Geschichte der Stadt während des NS-Unrechtsstaats zu dokumentieren.

Synagogenplatz und Vereinsgeschichte

Der Name war Hinweis auf den Standort der Bonner Synagoge am Rheinufer, die am 10. November 1938 zerstört worden war. Dort sollte die Gedenkstätte entstehen. Das historisch bedeutsame Grundstück blieb über Jahrzehnte hinweg ein Parkplatz und wurde schließlich, trotz massiven Protesten, zum Bau eines Hotels verkauft. Aus Fundamentsteinen der Synagoge konnte das beeindruckende Mahnmal auf der gegenüberliegenden Straßenseite errichtet werden.

Die Stadt stellte dem Verein unterdessen ein Gebäude in Bad Godesberg zur Verfügung. Im „Werkhaus für eine Bonner Gedenkstätte“ wurde ab 1986 das gesammelte historische Material in einer ersten Ausstellung umfassend präsentiert. Der Verein war Trägerverein der neuen Einrichtung. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wurden befragt, Videointerviews mit ihnen gemacht, in zahlreichen Archiven wurde geforscht und es wurden Führungen für Schulklassen und andere Gruppen, Veranstaltungen und historische Stadtrundgänge unter dem Titel „Bonn in der NS-Zeit“ durchgeführt.

Im Sommer 1989 beteiligte sich der Verein an der 2000-Jahr-Feier der Stadt und zeigte seine Ausstellung im Rahmen der „Historischen Meile“ unter dem Titel „Bonn in der NS-Zeit – Verfolgung und Widerstand“. Immer wieder wurden dem Verein seitens der Stadt ausreichende Räume für seine Arbeit zugesagt, aber erst 1995 war es so weit, weil auch für das Stadtmuseum eine Unterbringung notwendig wurde.

Ein neues Provisorium

Von einem Provisorium in das nächste: Im ehemaligen Viktoriabad an der Franziskanerstraße erhielt der Verein in der Innenstadt ab 1995/96 die Möglichkeit, die Dauerausstellung, einen Gedenkraum, Bibliothek, Büros und Seminarraum einzurichten.                                                               

In den Folgejahren wurden Ausstellung und Gedenkraum kontinuierlich ergänzt und aktualisiert. Bundes- und Landespolitiker und -politikerinnen besuchten im Laufe der Jahre die Gedenkstätte. Schulklassen und ausländische Besuchergruppen – darunter viele Angehörige ermordeter Bonner Jüdinnen und Juden sowie anderer Verfolgter – wurden durch die Ausstellung geführt.

Seit 2002 organisiert die Gedenkstätte, seit 2021 mit Unterstützung des Fördervereins, die Verlegung von Stolpersteinen und recherchiert die Hintergründe der verfolgten und ermordeten Menschen. In Kürze werden es insgesamt 411 Stolpersteine im Bonner Stadtgebiet sein.

Historisch authentischer Ort

Im Laufe der Jahrzehnte schlug der Verein immer wieder vor, die Gedenkstätte an einen historischen authentischen Ort und damit endgültig zu verlegen. Mehrere Vorschläge wurden geprüft und der Verein einigte sich mit der Stadt auf einen zum Kloster in Endenich gehörenden historischen Gebäudekomplex neben dem Hauptgebäude. Das unterstützte schließlich auch der Bonner Stadtrat und – als Besitzer – das Erzbistum Köln.

Ort des Terrors und der Ausgrenzung: Das ehemalige Kloster der Benediktinerinnen Zur Ewigen Anbetung wurde durch NS-Behörden 1941 zu einem völlig überfüllten Ghettolager für Jüdinnen und Juden aus Bonn und dem Siegkreis gemacht. Dazu gehörte eine aufgezwungene jüdische Selbstverwaltung – die Versorgung war schlecht und die Menschen mussten sichtbar für jedermann in der umliegenden Industrie Zwangsarbeit leisten.

Im Sommer 1942 wurden die Lagerbewohner in Konzentrationslager verschleppt. Die Deportation überlebten nur wenige der 479 Menschen aus dem Endenicher Lager. Es gehörte zum Terror- und Vernichtungssystem des NS-Staats.