Inhalt anspringen

Bundesstadt Bonn

Die Schule als sicherer Ort

Die Schulpsychologie Bonn begleitete ein Schuljahr lang zehn Bonner Schulen dabei, ein Schutzkonzept gegen sexuelle Gewalt zu entwickeln. Schulen haben einen gesetzlich verankerten Schutzauftrag gegenüber Kindern und Jugendlichen und sind verpflichtet, ein Schutzkonzept zu erstellen.

Johannes Bendszus und Esther Overheid von der städtischen Schulpsychologie beim Netzwerktreffen zu Schutzkonzepten gegen sexuelle Gewalt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass bis zu eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexuelle Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten oder derzeit erfahren. Statistisch umgerechnet bedeutet dies, dass ein bis zwei Kinder in jeder Schulklasse betroffen sind. Doch viele dieser Fälle gehen nicht in die Kriminalstatistik ein, weil sie nie zur Anzeige gebracht werden oder anderweitig bekannt werden. Hier setzt das Schutzkonzept gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an. Seit März 2022 müssen alle Schulen ein solches Konzept entwickeln, dies ist auch im Schulgesetz NRW verankert.

Schulpsychologische Beratungsstelle begleitete zehn Schulen

Um ein tragfähiges und im Schullalltag fest verankertes Konzept entwickeln zu können, hat die Schulpsychologie im Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Bonn für das Schuljahr 2023/24 das Angebot gemacht, zehn weiterführende Schulen bei der Entwicklung eines schulischen Schutzkonzeptes gegen sexuelle Gewalt zu unterstützen. Einrichtungen aller Schulformen haben das Angebot angenommen und sich seit Juli 2023 gemeinsam auf den Weg gemacht, ein für die jeweilige Schule passendes Konzept zu entwickeln. Am Freitag, 7. Juni 2024, trafen sich die Teilnehmenden in den Räumen der schulpsychologischen Beratungsstelle in Tannenbusch zum Abschluss des begleiteten Prozesses.

Dazu waren neben den Schulen verschiedene Netzwerkpartner*innen eingeladen, die alle im Bereich des Kinderschutzes in Bonn tätig sind: Fachdienst Kinderschutz, Kinderschutzbund, Netzwerk Kinderschutz, Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, die drei Erziehungs- und Familienberatungsstellen, Vertreter*innen der Fachdienste für Familien- und Erziehungshilfe. „Zum Abschluss der begleiteten Konzeptentwicklung ging es uns auch darum, Angebote zu machen, die den Prozess weitertragen. Dafür hilft ein Netzwerk und Kontakte zu den Bonner Akteur*innen im Kinderschutz“, so Johannes Bendszus, Leiter der Schulpsychologie.

Warum ein Schutzkonzept in den Schulen?

Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihres sozialen Lebens in der Schule, daher hat Schule einen herausragenden Schutzauftrag gegenüber den jungen Menschen. Lehrer*innen und weiteres pädagogisches Personal sehen ihre Schützlinge nahezu täglich, so können sie Hinweise auf Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch mitunter früh wahrnehmen. Auch die Schule selbst kann der Ort sein, wo Übergriffe stattfinden können: Wie sieht es aus mit Hilfestellung beim Sport? Wie viel Nähe und Distanz zwischen Schüler*innen und Lehrkräften ist geboten? Sind Beziehungen unter Schüler*innen immer einvernehmlich?

„Ideal wäre es, wenn Schule ein Raum ist, wo Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, sich bei Gewalt und sexuellem Missbrauch bedenkenlos Hilfe und Unterstützung holen zu können. Doch wir sehen, dass es für Schulen neben den vielen Aufgaben und konzeptionellen Veränderungen schwer ist, diese Präventions- und Hilfearbeit auch noch zu stemmen“, erläutert Johannes Bendszus. Oft fehle es auch an fachlichem Wissen und dem Know-how, wie ein sinnvoller Prozess für die Entwicklung eines Schutzkonzeptes gestaltet wird, um ein wirklich gelebtes Schutzkonzept in der Schule zu verankern. „Wir wollen den Schulen ganz konkrete Hilfestellung geben bei der Entwicklung des eigenen Konzeptes und Unsicherheiten abbauen“, sagt Bendszus.  

So lief der begleitete Prozess der Schulpsychologie

Über nun fast ein Jahr lang haben aus jeder Schule drei Personen - Schulleitung, (Beratungs-)Lehrkraft und Schulsozialarbeiter*in – am begleiteten Prozess teilgenommen. In vier Veranstaltungen verteilt über das aktuelle Schuljahr wurden zentrale Bausteine für ein Schutzkonzept bearbeitet und besprochen. Und ganz wichtig: Wie die die Umsetzung dieser Bausteine in den Schulen gelingen kann.

Ein Baustein war zum Beispiel die Risiko- und Potenzialanalyse. Das bedeutete konkret, dass die Schulen Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern zu den Risiken für sexuelle Gewalt in der Schule und die schon vorhandenen Potenziale, wie präventive Maßnahmen oder Beratungsangebote, befragt haben. Im darauffolgenden Interventionsplan wurde dann ein Verfahren festgeschrieben, was genau im Falle eines Verdachts ablaufen soll.

Neben den vier Treffen haben die meisten der teilnehmenden Schulen noch Arbeitsgruppen in ihren Einrichtungen gebildet, die an den verschiedenen Themen in der Schule mitgearbeitet haben. „Jede Schule ist dabei ihren eigenen Weg in ihrem Tempo gegangen. Deshalb sind die Schulen bei der Entwicklung ihrer Konzepte unterschiedlich weit und jedes Konzept ist auch ganz verschieden ausgestaltet“, erklärt Bendszus.

Das sagen die Schulen

Die Schulpsychologie hat bei den teilnehmenden Schulen eine große Offenheit wahrgenommen. Teilnehmende eines Gymnasiums zum Beispiel formulierten in ihrem Feedback: „Auch wenn die eigentliche Arbeit an jeder einzelnen Schule erst nach den Fortbildungstagen erfolgen musste, so war der Austausch im Plenum oder mit Lehrkräften, Beratungslehrkräften, Schulsozialarbeiter*innen und Schulleitungen auch anderer Schulformen sehr lohnend.“

Eine andere Schule berichtet: „Gründe zum genauen Hinschauen und richtigen Handeln gibt es genug. Ob Missbrauch durch Lehrpersonen, in der Familie oder unter Jugendlichen: Es sind schwer zu ertragende, aber leider konkrete Situationen, denen Kinder ausgesetzt sein können und in denen sie Hilfe brauchen. Die Begleitung der schulpsychologischen Beratungsstelle hat den Schulen Sicherheit geboten, sie konnten in den Austausch kommen, den auch unserer Schule gut nutzen konnte.“

Das Angebot der Schulpsychologie

Das Thema Kinderschutz ist nur eines der vielen Beratungsangebote der Schulpsychologie. Die schulpsychologische Beratungsstelle Bonn unterstützt Schüler*innen und deren Eltern sowie Lehrkräfte, Schulleitungen und pädagogische Fachkräfte an Bonner Schulen bei allen Herausforderungen und psychologischen Fragen rund um den Schulalltag. Das Team handelt dabei immer unabhängig und neutral, kostenfrei und vertraulich. Das umfassende Angebot der Schulpsychologie für Kinder, Eltern und Lehrkräfte ist unter  www.bonn.de/schulpsychologie (Öffnet in einem neuen Tab) zu finden.

Weitere Informationen zum Thema Schutzkonzept finden Interessierte  hier (Öffnet in einem neuen Tab) im Interview der Bonner Schulpsychologie mit dem Sozialpädagogen Werner Meyer-Deters vom Institut Kogemus.

Johannes Bendszus und Esther Overheid von der städtischen Schulpsychologie beim Netzwerktreffen zu Schutzkonzepten gegen sexuelle Gewalt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass bis zu eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexuelle Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten oder derzeit erfahren. Statistisch umgerechnet bedeutet dies, dass ein bis zwei Kinder in jeder Schulklasse betroffen sind. Doch viele dieser Fälle gehen nicht in die Kriminalstatistik ein, weil sie nie zur Anzeige gebracht werden oder anderweitig bekannt werden. Hier setzt das Schutzkonzept gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an. Seit März 2022 müssen alle Schulen ein solches Konzept entwickeln, dies ist auch im Schulgesetz NRW verankert.

Schulpsychologische Beratungsstelle begleitete zehn Schulen

Um ein tragfähiges und im Schullalltag fest verankertes Konzept entwickeln zu können, hat die Schulpsychologie im Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Bonn für das Schuljahr 2023/24 das Angebot gemacht, zehn weiterführende Schulen bei der Entwicklung eines schulischen Schutzkonzeptes gegen sexuelle Gewalt zu unterstützen. Einrichtungen aller Schulformen haben das Angebot angenommen und sich seit Juli 2023 gemeinsam auf den Weg gemacht, ein für die jeweilige Schule passendes Konzept zu entwickeln. Am Freitag, 7. Juni 2024, trafen sich die Teilnehmenden in den Räumen der schulpsychologischen Beratungsstelle in Tannenbusch zum Abschluss des begleiteten Prozesses.

Dazu waren neben den Schulen verschiedene Netzwerkpartner*innen eingeladen, die alle im Bereich des Kinderschutzes in Bonn tätig sind: Fachdienst Kinderschutz, Kinderschutzbund, Netzwerk Kinderschutz, Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt, die drei Erziehungs- und Familienberatungsstellen, Vertreter*innen der Fachdienste für Familien- und Erziehungshilfe. „Zum Abschluss der begleiteten Konzeptentwicklung ging es uns auch darum, Angebote zu machen, die den Prozess weitertragen. Dafür hilft ein Netzwerk und Kontakte zu den Bonner Akteur*innen im Kinderschutz“, so Johannes Bendszus, Leiter der Schulpsychologie.

Warum ein Schutzkonzept in den Schulen?

Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihres sozialen Lebens in der Schule, daher hat Schule einen herausragenden Schutzauftrag gegenüber den jungen Menschen. Lehrer*innen und weiteres pädagogisches Personal sehen ihre Schützlinge nahezu täglich, so können sie Hinweise auf Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch mitunter früh wahrnehmen. Auch die Schule selbst kann der Ort sein, wo Übergriffe stattfinden können: Wie sieht es aus mit Hilfestellung beim Sport? Wie viel Nähe und Distanz zwischen Schüler*innen und Lehrkräften ist geboten? Sind Beziehungen unter Schüler*innen immer einvernehmlich?

„Ideal wäre es, wenn Schule ein Raum ist, wo Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, sich bei Gewalt und sexuellem Missbrauch bedenkenlos Hilfe und Unterstützung holen zu können. Doch wir sehen, dass es für Schulen neben den vielen Aufgaben und konzeptionellen Veränderungen schwer ist, diese Präventions- und Hilfearbeit auch noch zu stemmen“, erläutert Johannes Bendszus. Oft fehle es auch an fachlichem Wissen und dem Know-how, wie ein sinnvoller Prozess für die Entwicklung eines Schutzkonzeptes gestaltet wird, um ein wirklich gelebtes Schutzkonzept in der Schule zu verankern. „Wir wollen den Schulen ganz konkrete Hilfestellung geben bei der Entwicklung des eigenen Konzeptes und Unsicherheiten abbauen“, sagt Bendszus.  

So lief der begleitete Prozess der Schulpsychologie

Über nun fast ein Jahr lang haben aus jeder Schule drei Personen - Schulleitung, (Beratungs-)Lehrkraft und Schulsozialarbeiter*in – am begleiteten Prozess teilgenommen. In vier Veranstaltungen verteilt über das aktuelle Schuljahr wurden zentrale Bausteine für ein Schutzkonzept bearbeitet und besprochen. Und ganz wichtig: Wie die die Umsetzung dieser Bausteine in den Schulen gelingen kann.

Ein Baustein war zum Beispiel die Risiko- und Potenzialanalyse. Das bedeutete konkret, dass die Schulen Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern zu den Risiken für sexuelle Gewalt in der Schule und die schon vorhandenen Potenziale, wie präventive Maßnahmen oder Beratungsangebote, befragt haben. Im darauffolgenden Interventionsplan wurde dann ein Verfahren festgeschrieben, was genau im Falle eines Verdachts ablaufen soll.

Neben den vier Treffen haben die meisten der teilnehmenden Schulen noch Arbeitsgruppen in ihren Einrichtungen gebildet, die an den verschiedenen Themen in der Schule mitgearbeitet haben. „Jede Schule ist dabei ihren eigenen Weg in ihrem Tempo gegangen. Deshalb sind die Schulen bei der Entwicklung ihrer Konzepte unterschiedlich weit und jedes Konzept ist auch ganz verschieden ausgestaltet“, erklärt Bendszus.

Das sagen die Schulen

Die Schulpsychologie hat bei den teilnehmenden Schulen eine große Offenheit wahrgenommen. Teilnehmende eines Gymnasiums zum Beispiel formulierten in ihrem Feedback: „Auch wenn die eigentliche Arbeit an jeder einzelnen Schule erst nach den Fortbildungstagen erfolgen musste, so war der Austausch im Plenum oder mit Lehrkräften, Beratungslehrkräften, Schulsozialarbeiter*innen und Schulleitungen auch anderer Schulformen sehr lohnend.“

Eine andere Schule berichtet: „Gründe zum genauen Hinschauen und richtigen Handeln gibt es genug. Ob Missbrauch durch Lehrpersonen, in der Familie oder unter Jugendlichen: Es sind schwer zu ertragende, aber leider konkrete Situationen, denen Kinder ausgesetzt sein können und in denen sie Hilfe brauchen. Die Begleitung der schulpsychologischen Beratungsstelle hat den Schulen Sicherheit geboten, sie konnten in den Austausch kommen, den auch unserer Schule gut nutzen konnte.“

Das Angebot der Schulpsychologie

Das Thema Kinderschutz ist nur eines der vielen Beratungsangebote der Schulpsychologie. Die schulpsychologische Beratungsstelle Bonn unterstützt Schüler*innen und deren Eltern sowie Lehrkräfte, Schulleitungen und pädagogische Fachkräfte an Bonner Schulen bei allen Herausforderungen und psychologischen Fragen rund um den Schulalltag. Das Team handelt dabei immer unabhängig und neutral, kostenfrei und vertraulich. Das umfassende Angebot der Schulpsychologie für Kinder, Eltern und Lehrkräfte ist unter  www.bonn.de/schulpsychologie (Öffnet in einem neuen Tab) zu finden.

Weitere Informationen zum Thema Schutzkonzept finden Interessierte  hier (Öffnet in einem neuen Tab) im Interview der Bonner Schulpsychologie mit dem Sozialpädagogen Werner Meyer-Deters vom Institut Kogemus.