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Bundesstadt Bonn

Bonner Ideen für die Klimawende in Ruanda

Erst im Februar waren hochrangige Vertreter aus dem ukrainischen Cherson zu Gast bei den Stadtwerken. Nun kam eine Delegation aus Ruanda, um die Expertise der Stadtwerke Bonn (SWB) in Sachen Klimawende einzuholen. Dazu begrüßte Mirko Heid, Bereichsleiter SWB-Konzernstrategie, mehr als 20 Teilnehmende einer von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) organisierten Reise.

Dies ist eine Pressemitteilung der Stadtwerke Bonn

„Auch Ruanda spürt den Klimawandel und will etwas dagegen tun“, erklärten die ruandischen Gäste um Delegationsleiter Emmanuel Habimana, stellvertretender Generaldirektor für Planung, Überwachung und Evaluierung beim Ministerium für Handel und Industrie.

Nicht zuletzt habe sich auch der zentralafrikanische Staat als Vertragsstaat des Pariser Klimaabkommens verpflichtet, in seinen nationalen Klimabeiträgen, den „Nationally Determined Contributions (NDC)", eigenständig festzulegen, wie stark er seine Treibhausgas Emissionen bis zum Jahr 2030 senken und sich an den Klimawandel anzupassen gedenkt. 

Verringerung der CO­­2-Emissionen als Ziel 

„Unser Ziel in der Stadt Bonn ist die Klimaneutralität bis 2035 und die Implementierung von Strategien zur Reduktion unseres ökologischen Fußabdrucks“, stellte Mirko Heid seinen Ausführungen in englischer Sprache voran. Er gab einen Überblick über das Spektrum an Aufgaben und Aktivitäten der SWB auf den Feldern Energie-, Wasser- und Wärmeversorgung, Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) und Abfallwirtschaft. „Die Stadt und die Stadtwerke haben sich in den letzten 100 Jahren immer gewandelt, aber erstmals stehen massive Transformationen auf allen Geschäftsfeldern im gleichen ambitionierten Zeitraum an. Doch wir nehmen die Herausforderungen der Zielerreichung der Klimaneutralität bis 2035 gerne an“, so Heid.

Unerlässlich dabei: Dass die Menschen in Bonn und der Region mitmachen. Als größte Vorhaben, die die SWB in den kommenden Jahren realisieren, nannte Heid die Modernisierung der Bonner Müllverwertungsanlage zum Müllheizkraftwerk, die Umrüstung des Heizkraftwerks Nord auf Wasserstoff sowie den Ausbau des Strom- und Fernwärmenetzes. Auch auf die Verkehrswende und die Dekarbonisierung durch Elektrifizierung ging der Chefstratege ein. 

Mobilität für alle 

Die ersten Fragen der Gäste aus dem „Land der tausend Hügel“ zielten auf das Ticketmanagement und die Finanzierung des ÖPNV sowie die Barrierefreiheit der Haltestellen ab. Einige interessierte das Zusammenspiel der Verkehrsmittel unter dem Stichwort „shared mobility“ als Konzept, das speziell junge Menschen anspreche – vielleicht auch deshalb, weil Ruanda ein dicht besiedeltes Land mit junger Bevölkerung ist und laut Aussage eines ruandischen Vertreters das Personentransportsystem weiter ausbauen möchte. 

„Wie setzen Sie in Bonn diese Mobilität um?“, wollte einer wissen und erfuhr nicht nur mehr über Bus und Bahn, sondern auch über den Einsatz der SWB-Leihfahrräder, E-Scooter und Clara E-Roller sowie die geplante Seilbahn auf den Venusberg. Die Mobilitätslösungen sollen maximal attraktiv sein, so Heid. Und wenn Auto, dann E-Auto: Dafür erhöhten die SWB bis 2025 die Zahl der Ladepunkte von aktuell schon weit über 300 auf 640. 

Abfallverwertung und Energieversorgung im Fokus 

In ihrer Heimat nah am Äquator spiele die Wärmeversorgung weniger eine Rolle, bekannten die Besucherinnen und Besucher; Wasser- und Abwasser- samt Abfallmanagement sowie die Energieversorgung indes schon. Was der Ausstieg aus Kernkraft und Kohle für die Menschen hierzulande bedeute, wollten sie wissen, wie der Umstieg von Gas zu Wasserstoff vonstatten gehe und wie eifrig die Menschen in der Region sich an der Mülltrennung beteiligen. 

Heid wiederum erkundigte sich, was denn die größte Versorgungs-Herausforderung in Ruanda sei. Man habe es sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 alle Einwohnerinnen und Einwohner  Zugang zu Elektrizität haben, heute seien es lediglich 70 Prozent, lautete die Antwort. "Während wir also daran arbeiten, unsere sichere und als selbstverständlich wahrgenommene Versorgung zu transformieren, arbeitet Ruanda daran, überhaupt einen Zugang zu verlässlicher Energieversorgung für alle zu erarbeiten. Das sollte demütig machen", meinte Heid.

Nach drei Tagen in Berlin, verbrachte die ruandische Delegation den zweiten Teil ihrer Reise in Bonn. Die SWB-Konzernzentale war eine der ersten Stationen. Mit reichlich Fragen gekommen, gingen sie mit vielen neuen Erkenntnissen, wie sie bilanzierten. „Ein ganzes Paket voll Infos und Anregungen“ habe er nun mit im Gepäck, sagte ein Teilnehmer anschließend. Was seinen Mitreisenden vor allem erstaunt hatte: „Dass ein einziges Unternehmen so zahlreiche Aufgaben bewältigt. Bei uns haben wir dafür viele verschiedene Firmen.“