„Ziel ist es, Querschnittsaufgaben gemeinsam umzusetzen, die uns in den nächsten Jahren beschäftigen werden“, erklärt Dr. Birgit Schneider-Bönninger, Dezernentin für Sport und Kultur. „Darunter fallen zum Beispiel die Digitale Transformation, Erinnerungskultur, Bildungsarbeit oder Umzüge, die alle Institute gleichermaßen betreffen.“ Das neue Zentrum soll Bonner Bürger*innen, Initiativen, Vereinen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Verwaltung und Politik vielfältige Möglichkeiten bieten, Stadtgeschichte zu erforschen, zu erfahren und zu erleben. Ein besonderer Fokus soll dabei auf dem Thema „Erinnerungskultur“ und der Weiterentwicklung vorhandener Erinnerungskonzepte liegen.
Erinnerungskultur leistet einen wesentlichen Beitrag für den Erhalt demokratischer Werte. Sie sensibilisiert für Zivilcourage und fördert Vielfalt und Teilhabe in der Stadtgesellschaft. Um diese Aspekte weiter zu stärken, braucht sie eine wissenschaftliche Basis. Diese ist unter anderem mit Forschungen im Stadtarchiv gegeben.
Jedes der drei Institute behält im Zentrum für Stadtgeschichte eine eigene wissenschaftliche Leitung und die individuellen, fachspezifischen Schwerpunkte. Die Bündelung der städtischen Gedächtnisinstitutionen soll zahlreiche Synergien schaffen, etwa:
- Gemeinsame Nutzung von Einrichtungen wie Lesesaal, Seminar-, Vortrags- und Ausstellungsräumen für die auszubauende historische Bildungsarbeit
- Gemeinsamer pädagogischer Dienst: Entwicklung gemeinsamer geschichtspädagogischer Programme und Vermittlungsprojekte, Integration der Erinnerungskultur in lokale Bildungskonzepte
- Zusammenführung von Sammlungen, zum Beispiel eine gemeinsame Bonner Fotothek
- Gemeinsame Veranstaltungs- und Ausstellungsformate und wissenschaftliche Publikationen
- Übergreifende Einbindung der freien Szene Stadtgeschichte (Vereine, Heimatmuseen etc.) in die Arbeit des Zentrums
- Effiziente Vermeidung von Arbeitsdopplungen durch institutsübergreifende themen- und fachbezogene Querschnittsteams
- Implementierung einer agilen Organisationsstruktur und -kultur, um schneller auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu können
Die Stelle für die Leitung des Zentrums wurde im Dezember 2021 intern ausgeschrieben. Die Vorstellungsgespräche haben in der vergangenen Woche stattgefunden. Mit der Entscheidung ist in Kürze zu rechnen.
Hintergrund und gemeinsame Herausforderungen
In Bonn wird das kulturelle Gedächtnis in verschiedenen Institutionen in städtischer und nicht-städtischer Trägerschaft intensiv gepflegt. Der Schwerpunkt dieser Pflege liegt auf den jeweiligen Sammlungen. Diese beinhalten das Bewahren und Erschließen, die wissenschaftliche Aufarbeitung sowie Präsentation und Vermittlung des kulturellen Erbes für die Gegenwart und nachfolgenden Generationen.
Stadtarchiv und Stadtmuseum Bonn verkörpern – jedes auf seine Weise – das kulturell-historische Selbstverständnis der Stadt und sind Hort des kollektiven Gedächtnisses. Zugleich sind sie „Arenen“ aktueller Diskurse sowie Orte der Reflexion über die Geschichte und Zukunft der Stadt. Die Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus ist seit Januar 2021 in städtischer Trägerschaft und im Stadtarchiv integriert.
Vor den Einrichtungen des Bonner Stadtgedächtnisses liegen die gleichen, großen Herausforderungen:
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Die künftigen Standorte (Umzug des Stadtarchivs in die Pestalozzischule und Magazinneubau, Umzug der Gedenkstätte nach Endenich, Auszug des Stadtmuseums aus dem Viktoriakarree)
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Die voranschreitende Digitalisierung und
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die Notwendigkeit einer lebendigen Geschichtsvermittlung, die neue Zielgruppen für Geschichte begeistern, aber auch einen Beitrag zur Stärkung unserer Demokratie leisten soll.
Archive und Museen sowie die engagierten Heimat- und Geschichtsvereine sind in besonderer Weise geeignet, den historisch-kulturellen Reichtum des Bonner Raumes ins Bewusstsein zu rücken. Mit dem Zentrum soll die Sichtbarkeit der drei städtischen Gedächtnisinstitutionen gestärkt und das kulturelle Erbe einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.