Inhalt anspringen

Bundesstadt Bonn

Zeitfenster

Fotos, Grafiken, Urkunden, Akten, Briefe oder historische Bücher: Im Depot von Stadtarchiv und Stadthistorischer Bibliothek lagert manche Rarität. Die Reihe „Zeitfenster“ gewährt jeden Monat einen Blick in die Vergangenheit Bonns.


Zeitfenster Juli: Ein Schliemann-Brief von den Ausgrabungen in Troja

Besonderes Fundstück aus dem Familienarchiv Kaufmann

Ein besonderes archivalisches und zugleich archäologisches Fundstück enthält der im Stadtarchiv Bonn verwahrte Familiennachlass Kaufmann (Bestand SN094), der ab 1937 in mehreren Teilen von Paul Kaufmann (1856-1945), Sohn des langjährigen Bonner Oberbürgermeisters Leopold Kaufmann (1821-1898) dem Stadtarchiv übergeben wurde. In einem unter der Nummer 307 im Bestand geführten Konvolut, bei dem es sich um eine umfängliche etwa 250 teils noch unverzeichnete Briefe umfassende, von dem Nachlassgeber angelegte Autografensammlung handelt, findet sich ein eigenhändiger Brief des Kaufmanns und Archäologen Heinrich Schliemann (1822-1890), der bereits zu Lebzeiten als „Troja-Entdecker“ große Popularität erlangte und bis heute als Wegbereiter der modernen Feldarchäologie gilt. In seinem mit der Ortsangabe „Troia bei den Dardanellen“ betitelten Schreiben vom 13. Juli 1890 richtet sich Schliemann von den Ausgrabungen auf dem Hügel Hisarlık Tepe („Palasthügel“) in der heutigen Türkei an Dr. Ernst Hermann Wagner (1832-1920), den Direktor der Karlsruher Sammlungen für Altertümer und Volkskunde, um diesem Fundstücke („Weihegeschenke“) aus der verbrannten Stadt Troja zu übersenden. 

Brief von Heinrich Schliemann an Dr. Ernst Hermann Wagner (SN094/307-19)

Heinrich Schliemann (1822-1890) an Dr. Ernst Hermann Wagner (1832-1920), Direktor der Karlsruher Sammlungen für Altertümer und Volkskunde, 1 Doppelblatt, 1 Seite beschrieben

Troia bei den Dardanellen 13. Juli 1890.

Hochverehrter Herr Direktor Dr. E. Wagner,

Aus Ihrem geschätzten Schreiben vom 1 d[e]s M[ona]ts ersehe ich mit besonderer Freude, daß Sie sich noch meiner erinnern und daß Ihnen die von Herrn Prof. von Duhn mitgenommenen Troianischen Scherben willkommen gewesen sind. Ich erlaube mir daher Ihnen heute noch einige kleine Weihgeschenke von der 2ten, der verbrannten Stadt Troias zu schicken. 

Empfehlen Sie mich, bitte, Ihrer verehrten Frau Gemahlin sowie Prof. von Duhn.

In ausgezeichnetster Hochschätzung

Ihr ergebenster  H. Schliemann

Wir denken die Arbeiten für den 1. Aug. einzustellen um sie am 1. März wieder fortzusetzen, bis dahin aber in Athen zu bleiben.

Die nicht näher bezeichneten Objekte stammten aus der von Schliemann noch als das mythische Troja des Homer-Epos identifizierten zweiten Grabungsschicht (Troja II). Offenbar hatte er Wagner zuvor bereits einige „Troianische Scherben“ zukommen lassen, die möglicherweise für die von ihm betreute Antikensammlung bestimmt waren, welche heute Teil des Badischen Landesmuseums ist. Insgesamt sieben Grabungskampagnen führte Heinrich Schliemann zwischen 1871 und 1890 auf dem Gelände des antiken Troja durch. Diese Kampagnen waren entscheidend für die Entdeckung der Überreste der Stadt, die mit der homerischen Erzählung von Troja in Verbindung gebracht werden. Während seiner Ausgrabungen fand Schliemann auch den sogenannten "Schatz des Priamos", den er fälschlicherweise der homerischen Zeit zuordnete. Schliemann plante ab März 1891, wie auch der Nachtrag im Brief belegt, eine Fortsetzung der Grabungen in Hisarlık, was ihm allerdings verwehrt blieb, da er am 26. Dezember 1890 in Neapel – vermutlich infolge eines kurz zuvor noch operierten Ohrenleidens – verstarb.

Weitere Informationen zum Familiennachlass Kaufmann im Portal „Archive in NRW“:


Merken & teilen

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv Bonn
  • Stadtarchiv und Stadthistorische Bibliothek Bonn