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Bundesstadt Bonn

Zeitfenster

Fotos, Grafiken, Urkunden, Akten, Briefe oder historische Bücher: Im Depot von Stadtarchiv und Stadthistorischer Bibliothek lagert manche Rarität. Die Reihe „Zeitfenster“ gewährt jeden Monat einen Blick in die Vergangenheit Bonns. 2024 steht das Jahr 1949 im Fokus, denn das Grundgesetz feiert seinen 75. Geburtstag!

Zeitfenster Dezember: Eröffnung des neuen Hauptstadt-Cafés „Café Kranzler“ in Bonn

Ein Haus für hohe Ansprüche

Am 24. Dezember 1949 titelt der Bonner General-Anzeiger „Gastronomie à la Berlin. Gestern wurde das Café Kranzler eröffnet – Ein Haus für hohe Ansprüche“ und betont „Kranzler! Der Name ist den Eingeweihten ein Begriff“. Schon Wochen vor der Eröffnung hatte die Zeitung verheißungsvoll eine „Kranzler-Ecke“ nach Berliner Vorbild angekündigt und hohe Erwartungen geschürt: „Wer Berlin kennt und das berühmte und historische Kranzler-Café unter den Linden, der weiß, dass dieser Name verpflichtet, wenn man ihn aus der Stadt an der Spree an den Rhein verpflanzt.“

Ansichtskarte mit Außenansicht des Café Kranzler und der darüber liegenden Keramikfirma KERAMAG, links angeschnitten der Rheinuferbahnhof, 1949/50 (Signatur: DA02/05104)

Die in den Winter 1949/50 zu datierende Ansichtskarte des Fotografen H. Kiefer aus dem Bonner Rhein-Bild-Verlag zeigt das heute nicht mehr bestehende Eckhaus an der damaligen Meckenheimer Straße 66 (heute Thomas-Mann-Straße). Die oberen Stockwerke des verkehrsgünstig unmittelbar gegenüber dem Rheinuferbahnhof gelegenen Gebäudes waren Sitz der Firma KERAMAG, darunter im Parterre befand sich das neue Hauptstadt-Café auf über 500 Quadratmetern.

Ganz offensichtlich hat das Berliner Kranzler dem Bonner Ableger Pate gestanden: Nicht nur dessen großzügige Räumlichkeiten, darunter Café, Restaurant, Konditorei, Weinstube, Bar und sogar Schreibstube wurden übernommen, sondern offenbar ebenso die „moderne Eleganz“ der Inneneinrichtung, gepaart mit viel „gediegener“, behaglicher Atmosphäre, wie der Bonner General-Anzeiger feststellt. Die Bonner Gastronomie, so die Zeitung, sei um ein bedeutendes Haus erweitert worden, zu dessen Eröffnung am 23. Dezember zahlreiche Ehrengäste, darunter viele Dezernenten und leitende Angestellte der Stadtverwaltung sowie auch Repräsentanten von Bad Godesberg und Beuel, geladen waren.

Ansichtskarte mit Innenansicht des Gastzimmers im Café Kranzler, 1949/50 (Signatur: DA02/05107)

Der Wiener Zuckerbäcker Johann Georg Kranzler (1794-1866) eröffnete 1825 in Berlin an der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden eine Konditorei, die er im Jahre 1834 zu seinem „Café Kranzler“ ausbaute und somit die Wiener Kaffeehaustradition an die Spree brachte. Das Kranzler avancierte in kürzester Zeit zum Inlokal Berlins und wurde schließlich von der renommierten Hotelbetriebs AG Berlin übernommen, der bereits die bedeutendsten Berliner Hotels gehörten. Diese Firma eröffnete dann um 1932, neben dem etablierten Stammhaus, noch eine Filiale des Kaffeehauses am Kurfürstendamm / Ecke Joachimstaler Straße unter dem Namen „Restaurant und Konditorei Kranzler“. Beide Kaffeehäuser wurden im 2. Weltkrieg völlig zerstört und lediglich das Kranzler am Ku’damm – auch Kranzler Eck genannt – wurde eilig nach dem Krieg neu hochgezogen, doch schon kurz darauf wieder umgebaut: Dieser Flachbau mit der Rotunde und den unverkennbar rotweiß gestreiften Markisen ist schließlich zu einem der bekanntesten Wahrzeichen Berlins geworden und steht heute unter Denkmalschutz.

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Bildnachweise

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  • Stadtarchiv Bonn / Georg Munker
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  • Stadtarchiv Bonn: Einladungskarte von 1949
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  • Stadtarchiv Bonn: Programmteil zum Richtfest 1949
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  • Stadtarchiv Bonn: Gutachten von 1949
  • Stadtarchiv Bonn: Deutschlandkart mit Eisenbahnfahrzeiten
  • Stadtarchiv Bonn: Das geschmückte Alte Rathaus.
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